75 Jahre Kriegsende - Bad Mergentheim entgeht der Zerstörung - NS-Zeit endete in der Kurstadt endete am 7. April 1945 / Von der Ungewissheit der Bürger und der Besetzung durch die Alliierten

Amerikanische Militärregierung residierte im Schloss

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Das Deutschordensschloss war nach der Einnahme der Stadt kurz Sitz der amerikanischen Militärregierung. © Peter Frischmuth

Bad Mergentheim. Vor 75 Jahren – am 7. April 1945 – endete der Zweite Weltkrieg für Bad Mergentheim, einen Monat vor dem offiziellen Ende am 8. Mai. Das Deutschordensschloss und die Stadt überstanden die sechs Jahre Krieg mit nur wenigen Schäden.

Das Residenzschloss Mergentheim steht dabei für den raschen Übergang am Ende des Krieges: Kurz nachdem dort die letzte Versammlung des „Volkssturms“ stattgefunden hatte, bezog die amerikanische Militärregierung für einige Zeit ihren Sitz in dem Bauwerk.

Chaotische Versammlung

Eine zeitgenössische Fotografie zeigt die US-Soldaten vor der Kulisse der Schlosskirche auf dem Weg in Richtung Crailsheim. Noch kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner traf sich der „Volkssturm“ Bad Mergentheims im Schloss: Alle waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren. Die Versammlung war mehr als chaotisch. Der spätere Bürgermeister Lothar Daiker erinnert sich: „Kein Mensch wußte, was eigentlich los war. Man rief nach dem Kreisleiter und es hieß, derselbe sei übermüdet, werde aber in Bälde erscheinen.“ Während des Wartens „hörte man das Krachen eines krepierenden Geschosses“

Mitten in der Nacht, „gegen 3 Uhr früh“, erschien der Kreisleiter. „Man sah ihm an, dass er betrunken gewesen war und seinen Rausch nur halbwegs ausgeschlafen hatte“, so Daiker. Auf die Frage, ob man Mergentheim nun verteidigen würde, „gab er ausweichende Antworten“. Keine halbe Stunde später war die Versammlung vorbei.

Beim Einrücken der Amerikaner blieben die Bad Mergentheimer insgesamt ruhig und besonnen. So entgingen Schloss und Stadt der Zerstörung; vom „Volkssturm“ ging keine Bedrohung aus. Am 7. April 1945 – in anderen Teilen Deutschlands ging der Krieg noch über einen Monat weiter – endete die Herrschaft der Nationalsozialisten über Bad Mergentheim.

Verfolgung und Tod

Nach der Einnahme der Stadt nahm die amerikanische Militärverwaltung für kurze Zeit ihren Sitz im Schloss. Die Deutschordensstadt war aber nur eine Etappe: Ein Bild, kurze Zeit später entstanden, zeigt, wie die amerikanischen Soldaten nach Crailsheim weiterziehen. Im Hintergrund deutlich sichtbar ist die markante Silhouette der alten Stadt mit den Türmen der Schlosskirche und dem großen Dach des Residenzschlosses. Wie überall in Deutschland bedeutete die nationalsozialistische Herrschaft auch für die jüdischen Mergentheimer Verfolgung und Tod.

Seit dem Mittelalter gab es in Mergentheim eine große jüdische Gemeinde; im 18. Jahrhundert waren jüdische Bankiers und Großkaufleute für den Deutschen Orden tätig, jüdische Mergentheimer kämpften für das deutsche Kaiserreich im Ersten Weltkrieg. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die jüdischen Bürger Mergentheims bedrängt. Beim Pogrom vom 8. auf den 9. November 1938 wurde die Synagoge zerstört. 1941 und 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner, die noch nicht aus Bad Mergentheim geflohen waren, deportiert. An die reiche jüdische Kultur der Stadt, die es vor den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen gab, erinnert noch heute die Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Mergentheim“ im Residenzschloss.

Aktuell ist das Residenzschloss Mergentheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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