20 Jahre DHBW-Campus in Bad Mergentheim - Interview mit Oberbürgermeister Udo Glatthaar. „Unsere Beziehung ist eine lebendige Partnerschaft“

OB Glatthaar wünscht sich langfristig 1000 Studenten in Bad Mergentheim

20 Jahre gibt es den Campus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Bad Mergentheim. Zwei Jahrzehnte, in denen Stadt und DHBW miteinander kooperiert haben. OB Glatthaar spricht im Interview über diese wertvolle Zusammenarbeit.

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Linda Hener
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Die Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die im Schloss untergebracht sind, gehören seit 20 Jahren zum Stadtbild in Bad Mergentheim. © Philipp Reinhard

Bad Mergentheim. Oberbürgermeister Udo Glatthaar freut sich über das Jubiläum „20 Jahre DHBW-Campus in Bad Mergentheim“ und stand für ein Interview zur Verfügung.

Wie beschreibt die Stadt die Beziehung zum Campus?

Udo Glatthaar: Emotional ausgedrückt: Unsere Beziehung ist eine intensive Herzensangelegenheit, eine lebendige Partnerschaft, ein enges, vertrauensvolles Miteinander. Wir sehen uns als Teil einer großen Familie.

Eher zurückhaltend ausgedrückt: Der DHBW-Campus Bad Mergentheim ist Rückgrat und Impulsgeber einer starken regionalen Wirtschaft, ein Ort der Chancen für junge Menschen und er ist „unsere Hochschule“.

Wir in Bad Mergentheim sehen ihn als Aushängeschild und Flaggschiff unseres großen Bildungsstandorts. Wir sind alle stolz darauf, als dynamisches Mittelzentrum auch „Hochschulstadt“ zu sein. Die enge Vernetzung und die zahlreichen gemeinsamen Projekte, die sich über die Jahre entwickelt haben, unterstreichen das.

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Hat der Campus Einfluss auf das städtische Leben?

Glatthaar: 20 Jahre „Studieren im Schloss“ bedeutet auch 20 Jahre studentisches Leben, buchstäblich in unserer Mitte. Studentinnen und Studenten, junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Schülerinnen und Schüler machen eine Stadt lebendig. Viele Studierende konnten wir zudem überzeugen von den Vorzügen einer quirlig-charmanten Stadt auf Wachstumskurs.

Natürlich fehlen uns zum Beispiel Studentenkneipen. Aber auf welchem Campus sonst treten Künstler wie Cro, Mark Forster, Simply Red oder Die Fantastischen Vier auf? Und dabei sind die großen Schloss-Konzerte nur eines von vielen Erlebnis-Highlights, die wir bieten können.

Themen wie Wohnungsnot, Freizeit- oder Parkplatzangebote sind Dauerbrenner, aber es hat sich erkennbar einiges getan und die kritischen Töne sind weniger geworden. Ich denke, wir haben uns gegenseitig motiviert und inspiriert. Eine Kurstadt hat ja immer mit gewissen Klischees zu kämpfen – auch wenn die meisten davon in unserem Fall nicht zutreffen. Es ist schön, dass dank des Campus inzwischen noch mehr junge Menschen Teil des Stadtbildes von Bad Mergentheim sind. Und ich kann sicher für die gesamte Bürgerschaft sprechen, dass die Studierenden uns hier immer sehr willkommen waren und sind. Entsprechend hat die Stadt auch Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende ausgebaut.

Oberbürgermeister Udo Glatthaar. © Philipp Reinhard

An welchen Stellen möchte die Stadt den Campus weiter unterstützen?

Glatthaar: Der Campus soll wachsen, mittelfristig auf 800 Studierende, langfristig wäre die 1000er-Marke unser Wunsch. Eine wichtige Grundlage dafür war die Platzierung der hochmodernen Studiengänge wie „Digital Business Management“ in Bad Mergentheim.

Auch die baulichen Voraussetzungen dafür müssen geschaffen werden, aber da ist auf allen Ebenen vorgearbeitet worden und es gibt konkrete Pläne, wie der Ausbau von Schloss 10 umgesetzt werden kann. Die Stadt muss gemeinsam mit den Unternehmen der Region aufzeigen, dass wir einen starken DHBW-Campus für unsere Entwicklung brauchen. Das tun wir auf allen politischen Ebenen, um den Rückenwind zu organisieren, den wir vom Land und aus der Wirtschaft für unsere Wachstumsziele brauchen.

Enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Campus

In vielen Bereichen arbeiten Stadt und DHBW-Campus in Bad Mergentheim eng zusammen. Dazu gehören:

Stiftungsprofessuren: Die Stadt war Stifterin bei einer Professur in BWL-International Business und wird zukünftig Stifterin in der Angewandten Informatik sein.

Hochschulmarketing: Die Stadt stellt ein Marketing-Budget in Höhe von rund 25 000 Euro jährlich für den Hochschulstandort Bad Mergentheim zur Verfügung, verwirklicht wurden beispielsweise Kino-Spots oder die Internet-Präsentation für den MGH-Campus „studieren-im-schloss.de“. Vor kurzem wurde anlässlich des 20. Campus-Geburtstages in diesem Jahr ein großes Fotoshooting mit dem Fotografen Philipp Reinhard durchgeführt.

Lehrprojekte: mit BWL-International Business (Stadtmarketing-Projekt 2017) und BWL-Gesundheitsmanagement (Studie Quellen-Vermarktung in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung 2018); Digitalisierungs-Projekt „Digitale Verwaltung“ 2021.

Duale Partnerschaft: Die Stadt ist inzwischen selbst Dualer Partner und hat eine Stelle der Fachrichtung „Öffentliches Bauen“ geschaffen. Die eingestellte Studentin beginnt im Oktober – wegen der Fachrichtung aber in Mosbach.

Kooperation im MINT-Bereich: beispielsweise in der Jugendtechnikschule, beim Wettbewerb Kreative Köpfe und bei Ausschreibungen wie der MINT-Region.

Willkommenskultur: persönliche Begrüßung neuer Studierender und Verabschiedung der Graduierten durch den OB, Einladungen von Austauschstudierenden zum Volksfest, Einladung von Studierenden zu kulturellen Veranstaltungen etc.

Unterstützung des Sommer-Campus der DHBW durch die Stadt mit starkem Zuspruch vor allem in den italienischen Schulen über die Städte-Partnerschaft.

Regelmäßige Kontakte und Gespräche zwischen Stadt Bad Mergentheim und Campus-Leitung sowie zwischen Stadt und Studierenden-Vertretern. lh

Daneben sehe ich unsere vordringliche Aufgabe darin, möglichst viele junge Leute für die hervorragenden Chancen und das einzigartige Lern-Umfeld zu begeistern, das ihnen unser Schloss-Campus bietet.

Weshalb hat sich die Stadt Bad Mergentheim dazu entschieden, selbst Dualer Partner zu werden und einen Studienplatz anzubieten?

Glatthaar: Auch als öffentliche Verwaltung sind wir zunehmend mit dem Thema Fachkräftemangel konfrontiert. Wir brauchen gut ausgebildeten Nachwuchs, um eine Große Kreisstadt wie Bad Mergentheim gestalten und entwickeln zu können. Gerade mit der Landesgartenschau 2034 bieten wir dazu auch reizvolle Perspektiven und Aufgaben. Die Duale Partnerschaft war deshalb ein wichtiger Schritt, um Fachleute für öffentliches Bauen selbst auszubilden und im Idealfall langfristig für die Stadt zu gewinnen.

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Eine Rolle spielte auch, dass wir vom Konzept des Dualen Studiums überzeugt sind. Wir wollen zeigen: Es lohnt sich für einen Betrieb, Dualer Partner zu sein. Das Studium beinhaltet sowohl theoretische als auch berufspraktische Kenntnisse. Neben den Fähigkeiten, Bauprojekte vom Entwurf bis zur Fertigstellung zu planen und umzusetzen, verfügen die Absolventinnen und Absolventen auch über kaufmännisches Verständnis sowie über das Wissen zum Verfahrensablauf in einer öffentlichen Behörde.

Freie Autorin

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