Bad Mergentheimer Ortsverband der Grünen - Viele Gedanken rund um das Thema Verkehr gemacht / Eigenes Konzept erstellt / Eine auto-ärmere Stadt zum Ziel

Grüne in Bad Mergentheim sehen „viele Chancen für bessere Mobilität”

„Mobilität im Bad Mergentheim von morgen“ – unter dieser Überschrift haben Mitglieder des Grünen-Ortsverbandes ein 18-seitiges Konzept erarbeitet, mit schnell umsetzbaren Lösungen, aber auch Leitlinien. Eine Diskussion ist erwünscht.

Von 
Sascha Bickel
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Dr. Jonas Grzesiak (links), Thomas Tuschhoff (Mitte) und Detlef Lüdtke präsentierten die Ideen der Grünen für die Mobilität der Zukunft in Bad Mergentheim. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Die Grünen haben sich intensiv mit den Bad Mergentheimer Verkehrsproblemen beschäftigt und mit einer neunköpfigen Arbeitsgruppe ein Konzept „Mobilität in Bad Mergentheim von morgen“ ausgearbeitet. Ziele seien eine klimafreundliche Mobilität und eine insgesamt „auto-ärmere Kurstadt“. Dr. Jonas Grzesiak (Beisitzer im Ortsvorstand), Thomas Tuschhoff (Chef der Gemeinderatsfraktion) und Detlef Lüdtke (Parteimitglied) stellten das 18 Seiten umfassende Werk mitsamt vielen Beispielen in einem Pressegespräch vor.

„Mehr Raum für Radler“

„Wir wollen dem Rad- und Fußgängerverkehr mehr Raum geben, Barrieren, Engstellen und Hindernisse beseitigen sowie die Stadtteile und Außenbezirke mit Radwegen oder Radfahrspuren besser an die Innenstadt anbinden“, schilderten die Vertreter der Arbeitsgruppe ihre Kernpunkte. Das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs solle ausgeweitet und die Möglichkeiten zum Umstieg auf Bus und Bahn erhöht werden. Dazu kommen Carsharing und Mitfahrgelegenheiten und Tempo 30 in der Innenstadt, in der Altstadt gar nur 20 km/h durchgehend.

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„Da nur 19 Prozent des Gesamtverkehrs in der Stadt Durchgangsverkehr sind, können lenkende Maßnahmen auf Umgehungsstraßen keine wirkliche Entlastung der Innenstadt bewirken“, ist Thomas Tuschhoff mit seinen Mitstreitern überzeugt: Ziel solle es deshalb sein, „den motorisierten Binnen-, Ziel- und Quellverkehr zu reduzieren“. Park-and-Ride-Plätze für Pendler und (Berufs-)Schüler am Stadtrand werden als Idee eingebracht und dazu ständig verkehrende Shuttlebusse von dort in die Innenstadt und zurück. Der Einkaufs- und Freizeitverkehr soll nur noch in die Parkhäuser mit ausnahmslos Kurzzeitparkplätzen gelenkt werden. Dauerparker sollen außerhalb ihren Wagen abstellen.

Dr. Jonas Grzesiak ist, wie er selbst bekennt, „ein Neigschmeckter“ (Zugezogener) und kennt sich trotzdem schon sehr gut aus in Bad Mergentheim, weil er viel mit dem Rad unterwegs ist. „Ich kenne die Verkehrsprobleme in- und auswendig“, sagt er und erklärt, dass die Arbeitsgruppe im Juni 2020 erstmals zusammenkam und bis heute viele Treffen, Besprechungen, einige Ortsrundgänge und mehr stattfanden. „Wir wollen etwas anstoßen und sind gemeinsam überzeugt, dass wir mit relativ wenigen Mitteln viel vor Ort erreichen können.“

Das sieht auch Detlef Lüdtke so. Er ist ebenfalls „Zugereister“, lebt aber schon seit 40 Jahren in Bad Mergentheim. Er ist viel in Deutschland herumgekommen und weiß, dass es „anderswo bessere Mobilitätskonzepte gibt“, als in der Kurstadt. Das sporne ihn an, nun auch endlich hier auf Veränderungen zu drängen.

Thomas Tuschhoff fügt an: „Wenn man einen stadtverträglichen Verkehr will, muss man schauen, dass man die Mobilitätsbedürfnisse, die die Menschen haben, anders befriedigt, zum Beispiel mit guten Fuß- oder Radwegen oder durch einen starken Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Im Main-Tauber-Kreis haben wir die zweitschlechteste Angebotsdichte laut ÖPNV-Report Baden-Württemberg, daran muss sich dringend etwas ändern! Wir wollen einen klimaschonenden Verkehr und da ist es nicht mit einer Änderung des Antriebs von Benziner zu Elektro getan, weil die Autos auch viel Platz und Ressourcen verbrauchen.“ Mit Blick auf die Landesgartenschau 2034 solle die Kurstadt auch eine Vorbildfunktion einnehmen, meint Tuschhoff.

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Für generelles Halteverbot

„Um die Wahl des Verkehrsmittels zu beeinflussen sind die Parkplätze in der Innenstadt bis auf wenige gebührenpflichtige Behinderten- und Kurzzeitparkplätze zu entfernen. Es wird ein generelles Halteverbot in der Innenstadt eingeführt“, schreiben die Grünen in ihrem Konzept und schlagen auch einen autofreien Hans-Heinrich-Ehrler-Platz vor.

„Schaut man sich morgens den Verkehr an, dann steuern viele Pendler und (Berufs-)Schüler die Kurstadt an, viele Fahrzeuge sind nur mit einer Person besetzt und es gibt Staus“, erklärt Detlef Lüdtke: „Es muss aufhören, dass die komplette Stadt, viele Wohngebiete und Straßenzüge, den ganzen Tag zugeparkt werden, bis die Pendler oder Schüler zurückkommen und dann wieder fortfahren. Diese Menschen dürfen gar nicht erst in die Versuchung kommen, mit dem eigenen Pkw anzureisen, ihnen müssen gute Alternativen mit dem ÖPNV, Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten geboten werden.“ Und die neuen Pendler-Parkplätze am Stadtrand sollten mit Sammelbussen, Leihrädern und E-Scootern für den weiteren Weg in die Innenstadt gut versorgt sein.

Gefordert werden auch eine bessere Verknüpfung zwischen der Tauber- und der Frankenbahn, die Modernisierung der Bahnhöfe, zusätzliche Bahn-Haltepunkte (am Volksfestplatz) und die Wiedereinführung des dritten Stadtbusses für die Kernstadt sowie der Einsatz von Ruftaxis. Den Arbeitgebern werden Jobtickets für die Mitarbeiter empfohlen und für die Ortsteile so genannte „Mitfahr-Bänke“ vorgeschlagen.

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Weiter heißt es im Konzept: „Die ruhigen Wohnstraßen Untere und Obere Mauergasse, Schulgasse, Türkengasse, Kapuzinerstraße und Münzgasse bieten sich an, als Fahrradstraße ausgewiesen zu werden, in der dem Fahrradverkehr Vorrang eingeräumt wird.“ Mehrere Radweg-Optimierungen werden aufgezählt und ein eigener Fahrradsteg parallel zur Wolfgangsbrücke angesprochen. Als Fahrradquartiere werden die Goethe-, Eichendorff-, Rotkreuzstraße, der untere Teil der Boxberger Straße sowie die Marienstraße, Kolbstraße und Schlossgartenstraße genannt, mit Tempo 20 für Pkw.

Im Straßenverkehr befürwortet man Einbahn-Ringverkehre um das Quartier Stadtgarten/Zollamt und in den Herrenwiesen, um damit Platz für Radspuren frei zu bekommen.

Die Grünen wollen, wie Grzesiak, Tuschhoff und Lüdtke betonen, einen umfassenden Diskussionsprozess anstoßen und haben auch dazu ihr vollständiges Konzept auf www.gruene-mgh.de hinterlegt.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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