Bad Mergentheim. „Auf dem Foto sieht man den Gänsmarkt im Jahre 1906. Der ganze Platz, bis in die einmünden Straßen hinein, ist gepflastert. Den Häuserzeilen sind Trottoirs vorgelagert. Ein paar Bäumchen in Pflanzkübeln dienen als Schmuck. Das Foto zeigt eindrücklich, wie wenig nötig ist, um einen schönen Platz in einer alten Stadt zu gestalten. Außerdem bleiben uns schöne Plätze in erster Linie deshalb in Erinnerung, weil sie von ansehnlichen Häusern umgeben sind“, so das Bürgerforum Stadtbild. In dieser Hinsicht habe der Gänsmarkt in den letzten Jahren stark gelitten. Ein Investor habe die historische Bebauung der Nordseite abgerissen und durch nichtssagende Neubauten ersetzt.
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Das Bürgerforum Stadtbild plädiert nicht dafür, das Foto von 1906 als Blaupause für die geplante Neugestaltung zu übernehmen. Es ist jedoch der Meinung, dass das Gesicht und der Charakter des Platzes erhalten, beziehungsweise wiederhergestellt werden soll. Die Nord-Süd-Achse mit der Platzfolge Hans-Heinrich-Ehrler-Platz, Marktplatz, Gänsmarkt ist sehr markant im Stadtgrundriss. Von daher sollte der Gänsmarkt keine Sonderrolle einnehmen. Sein Erscheinungsbild sollte mit den beiden anderen Plätzen harmonieren.
Der Gänsmarkt reicht vom Spital bis zu den Neubauten an seiner Nordseite. „Es ist vorgesehen, dass Autos an den beiden Enden den Platz passieren dürfen. Dafür sollten sie jedoch keine eigene markierte Spur bekommen, sondern sich dort zusammen mit Fußgängern und Fahrradfahrern gleichberechtigt bewegen“, so das Bürgerforum Stadtbild. Ein positives Beispiel sei der Deutschordenplatz. Ein aus Sicht des Bürgerforums negatives Beispiel ist die Straße vor den Zwillingshäusern.
Der Kiliansbrunnen wurde 1890 neu gestaltet. Davor stand an gleicher Stelle der so genannte Spitalbrunnen. Eine alte Stadt gibt Orientierung. Sie sollte möglichst authentisch zukünftigen Generationen überliefert werden. „Weshalb soll man ohne dringende Notwendigkeit die gebaute Stadtgeschichte verändern und den Brunnen versetzen?“, fragt der Verein.
Ein innerstädtischer historischer Platz soll zum Verweilen einladen. Dafür ist es nicht notwendig, ihn Aufsehen erregend zu möblieren. Des weiteren unterscheidet er sich grundsätzlich von einem Park und dessen Freizeitmöglichkeiten.
Die politisch Verantwortlichen sollten sich nach Meinung des Bürgerforums in Zurückhaltung üben und kein Spektakel auf dem Platz inszenieren. „Es gilt, an die souveräne Ausstrahlung des alten Platzes anzuknüpfen. Manchmal erreicht man mehr, indem man weniger Geld ausgibt“, gibt das Bürgerforum Stadtbild als abschließenden Rat.
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