Bad Mergentheim. Das Problem insgesamt ist längst bekannt und auch erkannt, denn letztlich ging es im Gemeinderat zunächst einmal um die eine finanzielle Aufstockung des Förderbetrags in Höhe von 10 000 Euro für einen Arzt/Ärztin, die sich mit Vollversorgungsauftrag ansiedelt.
Der Betrag werde als „Wirtschaftsförderung“ gewährt, hielt Oberbürgermeister Udo Glatthaar fest – der Antrag passiert final einstimmig das Gremium.
Im Detail steckt allerdings noch mehr dahinter, wie ein Ergänzungsantrag der Grünen-Fraktion deutlich macht. „Etwa die Hälfte der Hausärzte will aufhören“, so Stadträtin Silke Stahnke, die selbst Medizinerin ist, vor dem Gremium. Die verbleibenden Ärzte schließen ihre Patientenlisten. Zuziehende Neubürger „finden keinen Hausarzt mehr.“
Das „Landarzt“-Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg macht für Stahnke „Sinn, wird aber nicht ausreichen.“ Sie sprach sich dafür aus, ein weitreichendes Konzept zu entwickeln, wie die Stadt neue Mediziner „gezielt unterstützen kann“ – über rein finanzielle Zuwendungen für den Aufbau einer Praxis hinaus. Das „klingt nach viel Arbeit, kann aber auch laufen“, so Stahnke unter Verweis auf andere Kommunen.
„Die Stadt soll schauen, wie eine erweiterte Unterstützung aussehen kann – ergebnisoffen“, so wertete Oberbürgermeister Udo Glatthaar den Bei- und Antrag.
Stadtrat Wolfgang Herz (CDU) pflichtete bei: Als Gesundheitsstadt müsse man konsequent „dranbleiben am Thema“. Einem der möglichen Wege innerhalb eines umfassenden Konzepts erteilte Herz allerdings eine Absage: „Bürgschaften“ – das ist ein Bereich, der hier nichts zu suchen hat.“
„Auch andere Berufsgruppen“
Jordan Murphy (SPD) sagte, er unterstütze ein Konzept für die Arzt-Gewinnung, doch es gebe „auch andere Berufsgruppen“, bei denen es in Bad Mergentheim ein Mangel zu erkennen sei.
Manuale Zahn (CDU) erinnerte an die vielen Innenstadt-Leerstände, bei denen die Stadt Bad Mergentheim mit dem Fokus auf die Schaffung von Praxisräumen durchaus unterstützen könne. Sie bezweifelte allerdings, das „genossenschaftliche Modelle“ bei medizinischen Versorgungszentren „in Bad Mergentheim funktionieren.“
Stadtrat Hans-Werner Springorum brachte das für ihn zweifelhafte Betreiben von Arztpraxen durch Investorengruppen in die Diskussion ein. „Da ist oft kein einziger Arzt dabei“, kritisierte Springorum und sprach sich dafür aus, dass man als Kommune auch ein deutliches Augenmerk darauf richten solle, dass solche „Finanz-Gruppen“ auch in der Medizin verankert blieben. Wenn sich in Rat und Verwaltung eine Arbeitsgruppe „Landärzte“ bilden solle, steuere er als Mediziner mit Praxis-Ausbauerfahrung gerne seine Expertise bei.
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