Der Schock sitzt tief. Am letzten Tag des Jahres 2024 ist in Grünsfeld und Tauberbischofsheim Schreckliches geschehen.
Ein 38-jähriger Mann verschafft sich am frühen Nachmittag des Silvestertags Zugang zu einem Bagger einer Baufirma in Grünsfeld, startet den stählernen Koloss und zerstört in der Folge alles, was ihm vor die Baggerschaufel kommt. Fahrzeuge, Baumaschinen, Gebäude. Am Ende wird der Schaden möglicherweise im zweistelligen Millionenbereich liegen.
Die Polizei ist schnell vor Ort, kann aber nicht verhindern, dass der Mann das Firmengelände mit dem Bagger verlässt und bis nach Tauberbischofsheim weiterfährt. Er hinterlässt eine Schneise der Verwüstung, rammt Polizeifahrzeuge und gefährdet Autofahrer und Passanten. Drei Polizisten werden verletzt. Wie durch ein Wunder gibt es keine weiteren Verletzten oder gar Tote.
Außer dem 38-Jährigen selbst. Dessen Amokfahrt kann erst auf einem Betriebsgelände in Tauberbischofsheim gestoppt werden. Durch Schüsse der Polizei. Der Mann am Steuer des Baggers wird getroffen und erliegt kurz darauf seinen Verletzungen.
Soweit die kurze, aber nicht minder verstörende Zusammenfassung einer beispiellosen Tat, die Grünsfeld und Tauberbischofsheim schnell in den Fokus der medialen Berichterstattung im ganzen Land katapultierte.
Nach dem Schock bleiben die Fragen. Zunächst nach dem Warum: Was trieb den 38-Jährigen zu seiner Tat? Was war sein Motiv?
Dann zum Ablauf: Wieso gelang es dem Mann, über einen so langen Zeitraum und eine so weite Strecke am Steuer des Baggers zu bleiben? Was wurde alles unternommen, um ihn zu stoppen?
Und zu den Schüssen durch die Polizei: Wie viele Schüsse wurden abgegeben? Gab es Versuche, den Bagger durch Schüsse auf Motor oder Hydraulik zu stoppen? Was gab letztlich den Ausschlag, auf das Führerhaus und damit den 38-Jährigen zu schießen?
Nur einige Fragen, die beantwortet werden müssen. Aber: von den richtigen Stellen und Personen. Es ist Aufgabe der Ermittlungsbehörden, von Polizei und Staatsanwaltschaft, den Ablauf der Amokfahrt und deren tödliches Ende minuziös zu rekonstruieren und detailliert zu untersuchen. Das muss schnell gehen, braucht aber natürlich auch seine Zeit.
Schlimm ist, dass es im Internet bereits kurz nach der Amokfahrt erste „Antworten“ gab. In den Social Media-Kanälen fanden sich jede Menge Spekulationen über das Motiv des 38-Jährigen. Namen wurden genannt, sogar Schuldzuweisungen gemacht. Hemmungslos und unseriös wurde da munter drauf los geschrieben, ohne Rücksicht auf die beteiligten Einsatzkräfte, geschädigte Personen und – vor allem – die Familie des Getöteten.
Was da am Silvestertag in Grünsfeld und Tauberbischofsheim geschah, war kein Spektakel, sondern ein erschütterndes Drama mit tödlichem Ende. Dieses muss – auch für die Öffentlichkeit – restlos aufgearbeitet werden. Falschmeldungen, Gerüchte und Spekulationen sind da nur Gift und fehl am Platz.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Fragen und Antworten
Fabian Greulich zur Amokfahrt in Grünsfeld und Tauberbischofsheim