Tauberbischofsheim/Grünsfeld. Der 38-Jährige hatte sich Zutritt auf das Gelände verschafft, den Bagger gekapert, dort gewütet und sämtliche abgestellten Baustellenfahrzeuge mit der Schaufel des tonnenschweren Gefährts beschädigt. Trotz starker Polizeipräsenz war es den Beamten nicht gelungen, den Mann von seinem Tun abzuhalten.
Stattdessen verließ er das Firmenareal, um seine Amokfahrt durch Grünsfeld in Richtung Tauberbischofsheim zu starten.
Bürgermeister Joachim Markert eilt umgehend zum Tatort – und zeigt sich geschockt von dem, was er da sieht. „Das ist vor allem für die Mitarbeiter des Unternehmens eine ganz schreckliche Situation. Ich bin froh, dass zumindest hier in Grünsfeld nichts passiert ist, was Personenschäden angeht. Der Mann ist mit dem Bagger mit 20 km/h durch Grünsfeld in Richtung Tauberbischofsheim gefahren. Zum Glück ist dabei niemand verletzt worden. Es ist nicht auszudenken, was dabei hätte alles passieren können.“
Tags darauf meldet sich Joachim Markert nochmals telefonisch in der Redaktion. Er sagt: „Ich möchte mich bei der Grünsfelder Bürgerschaft für ihr diszipliniertes und zurückhaltendes Verhalten während des Einsatzes ganz ausdrücklich bedanken. Sie sind zu Hause geblieben und haben sich nicht in Scharen an den Tatort begeben.“
„Wir werden alles minuziös aufarbeiten“
Frank Belz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn, hatte sich den Ablauf des Silvestertags ursprünglich auch ganz anders vorgestellt. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten sagt er, dass sich der Sachschaden nach ersten Schätzungen auf mindestens zehn Millionen Euro belaufen dürfte.
Er appelliert, zunächst einmal nicht zu sehr über das Motiv der Tat zu spekulieren: „Über die möglichen Hintergründe können und möchten wir wegen der laufenden Ermittlungen derzeit noch keine weiteren Angaben machen. Spekulationen sind fehl am Platz, wir wollen alles minuziös aufarbeiten.“
Und dies werde sicher noch einige Zeit brauchen. Zur Klärung der Umstände waren sowohl in Tauberbischofsheim als auch in Grünsfeld Spezialisten des Stuttgarter Landeskriminalamtes hinzugezogen worden. Schwerpunkt der gemeinsamen Ermittlungen der Kriminalpolizeidirektion Heilbronn und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg ist nun, den gesamten Geschehensablauf nachzuvollziehen. Weiterhin richten sich die Ermittlungen darauf, Zeugen der Geschehnisse zu finden und das Motiv des 38-Jährigen zu ergründen (Hinweisgeberportal https://bw.hinweisportal.de/mannkapertbagger/de/upload, um Fotos und Videos hochzuladen).
Auch in Grünsfeld herrscht großes Entsetzen über die Tat am Silvestertag. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Baggerfahrer mit der Schaufel absichtlich einen Streifenwagen zerstört hat. So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt ein Mann, den das Geschehen ebenfalls sehr bewegt. Kreisbrandmeister Andreas Geyer konstatiert, dass „das Zusammenspiel aller Kräfte zu 100 Prozent hervorragend funktioniert hat“. Insgesamt seien zusätzlich zum polizeilichen Großaufgebot mehr als 50 Aktive der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr vor Ort gewesen, bei denen ein Rädchen ins andere gegriffen habe. Dazu habe auch der Ortsverband Igersheim des Technischen Hilfswerks gehört. Wie Ortsbeauftragter Marco Wieczorek sagt, sei man mit sechs Kräften in Grünsfeld und Tauberbischofsheim angerückt, um die Tatorte auszuleuchten.
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