Schöner wohnen, besser leben – wer will das nicht? Der Main-Tauber-Kreis setzt auf seine Qualitäten und wirbt mit Natur, Kultur, Freizeitangeboten, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, als Standort zahlreicher Weltmarktführer, einem breit aufgestellten Schulangebot oder dem Studiencampus der DHBW in Bad Mergentheim. Dabei ist der Landkreis der am dünnsten besiedelte Baden-Württembergs. Er ist ländlich geprägt und bietet beim Wandern herrliche Freiblicke über Felder, Wiesen, Weinberge, Wälder und Täler. Da wohnen, wo andere Urlaub machen, können die Bewohner des Main-Tauber-Kreises mit Fug und Recht behaupten.
Hier lässt es sich gut leben
Dass der Main-Tauber-Kreis darüber hinaus zu den Regionen gehört, in denen es sich als Familie gut wohnen und leben lässt, wurde ihm bereits im 2005 erschienenen „prognos-Familienatlas“ bescheinigt. Die demografische Entwicklung aber vermittelte bislang ein anderes Bild: Lebten 2001 noch mehr als 137 000 Menschen zwischen Freudental und Freudenstadt, waren es 2019 nur noch gut 132 000. Derzeit zählt der Main-Tauber-Kreis rund 133 000 Einwohner.
Menschen den Zuzug in den Main-Tauber-Kreis schmackhaft zu machen, ist erklärtes Ziel der Wirtschaftsförderung. Mit Kampagnen wie „Karriere daheim“ wirbt sie bei jungen Menschen, ihre Perspektive im nördlichsten Zipfel des Landes wahrzunehmen und nach der Ausbildung oder dem Studium zurückzukehren; „Zukunft Main-Tauber“ um junge Familien.
„Wir setzen bereits während der Schulzeit an und informieren über die beruflichen Chancen im Main-Tauber-Kreis“, so Rico Neubert, Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung bei der Landkreisverwaltung. Dazu gehört auch, auf die hervorragende Infrastruktur im Breitbandbereich oder staufreie Arbeitswege hinzuweisen. Pendlern kommt die Autobahnanbindung an die A 81 oder die A 3 entgegen. Der Landkreis und seine 18 Städte und Gemeinden arbeiten daran, den Zug der Zeit nicht vorbeirauschen zu lassen, sondern ganz vorn am Gleisbett zu stehen. Da die Arbeits- und Wohnsitzsuche aber immer eine individuelle Entscheidung ist und auch von Faktoren wie Kulturangeboten, Ausgehmöglichkeiten am Abend, der Kinderbetreuung oder der Vielfalt von Sportangeboten als weichen Faktoren abhängt, kommt einer neuen Studie des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung zu.
Unter dem Titel „Werden Großstädte für Familien immer unattraktiver?“ haben die Statistiker Städte Baden-Württembergs mit mehr als 100 000 Einwohnern in den Blick genommen. Festgestellt wurde, dass sich die Abwanderung von Familien in allen neun Großstädten Baden-Württembergs ab der Jahrtausendwende nahezu kontinuierlich verstärkt hat. Dem steht ein enormer Zuzug jüngerer Menschen in die Großstädte gegenüber, mit dem der Wohnungsbau nicht Schritt halten konnte.
Kleines Paradies auf dem Land
Fazit: Der Wohnraum wird knapper und damit auch teurer, was vor allem Familien zu spüren bekommen, die sich ihr kleines Paradies dann auf dem Land zu vergleichsweise günstigeren Preisen schaffen. Die Corona-Pandemie mit ihren neu geschaffenen Möglichkeiten des mobilen Arbeitens eröffnet zudem neue Perspektiven zur flexiblen Beschäftigungsgestaltung und dürfte diesen Trend noch verstärken. „Alles in allem spricht deshalb einiges dafür, dass dann, wenn sich einerseits an der Wohnungsknappheit und den dadurch verursachten hohen Wohnungskosten in den Zentren nichts zum Positiven ändert und andererseits der Trend zum mobilen Arbeiten anhält, sich der Fortzug aus den Großstädten insbesondere von Familien mittel- und langfristig weiter verstärken dürfte“, heißt es vonseiten des Statistischen Landesamts.
Trifft das auch auf den Main-Tauber-Kreis zu, der nicht im Fokus der Untersuchung lag, weil dessen gefühltes Mittelzentrum die bayerische Großstadt Würzburg ist? Marcel Böhm, Sachgebietsleiter im Referat „Bevölkerung, Gesundheit, Rechtspflege, Insolvenzen“ im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg und einer der Macher der Studie, hat sich für die Fränkischen Nachrichten die Zahlen der unterfränkischen Metropole angeschaut. „Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre zeigt sich, dass der Wanderungssaldo aus Sicht des Main-Tauber Kreises außer im Jahr 2000 stets positiv ist. Insgesamt stehen im Zeitverlauf 5013 Zuzügen aus Würzburg nur 3700 Fortzüge nach Würzburg gegenüber. Die Salden bei den Minderjährigen sind hingegen nahezu ausgeglichen“, stellt er fest. Böhm schränkt allerdings ein, dass die Zahlen starken Schwankungen unterworfen seien und das Würzburger Umland nicht mit abbildeten.
Blick in die Mietspiegel
Beim Blick in die Mietspiegel ließe sich in jedem Fall ein Argument für in Würzburg lebende Familien finden, sich auch im benachbarten Baden-Württemberg umzuschauen. Liegt der Preis für eine 100 Quadratmeter große Wohnung in Würzburg laut wohnungsboerse.net bei durchschnittlich 12,18 Euro pro Quadratmeter, sind es in Bad Mergentheim 7,98 Euro, in Lauda-Königshofen 7,28, in Tauberbischofsheim 7,01 Euro und in Wertheim 6,56 Euro. Die Preise variieren nach Wohnungsgröße und Lage. Auch bei den Grundstückspreisen spiegelt sich ein Gefälle wider.
Gerade vor diesem Hintergrund scheint es richtig zu sein, die Chance zu nutzen und sich als ländlicher Kreis mit hervorragender Infrastruktur und vielen weiteren Pluspunkten bei den weichen Faktoren gut zu präsentieren und zu positionieren. Die Lust aufs Land zu wecken und sich weltoffen zu zeigen, scheint ein Weg zu sein, um aus der Corona-Pandemie als Gewinner hervorzugehen und dem jahrelangen Jammern über den prognostizierten Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken.
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