Interview mit Geschäftsführerin Elke Döring

Die Mission der IHK Heilbronn-Franken: Individuell und umfassend beraten

Die IHK Heilbronn-Franken steht als Dienstleister etwa 65 000 Betrieben in der Region zur Seite. Netzwerken, Beratung und Hilfestellungen in allen Fragen rund ums Unternehmen sind dabei die wichtigsten Aufgaben.

Von 
Diana Seufert
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Vom Start-up bis zum Großunternehmen: Die IHK Heilbronn-Franken steht rund 65 000 Betrieben als Dienstleister und Partner zur Seite. Gerade in der Corona-Krise sind die individuellen Beratungen sehr gefragt. © Christoph Schmidt /dpa

Die IHK Heilbronn-Franken ist die Interessensvertretung von rund 65 000 Betrieben in der Region. Durch die Geschäftsstelle in Bad Mergentheim finden die Betriebe vor Ort einen Ansprechpartner. Geschäftsführerin Elke Döring spricht im Interview über die Herausforderungen und Chancen durch die Corona-Pandemie.

Wo liegen die Stärken der Betriebe des Main-Tauber-Kreises?

Elke Döring: Der Main-Tauber-Kreis verfügt unter anderem über eine starke Industrie, einen starken Mittelstand, eine hohe Weltmarktführerdichte und eine hohe Exportquote – Produkte aus dem Main-Tauber-Kreis sind überregional hoch angesehen.

Sie versuchen, als Geschäftsführerin nah an den Unternehmen zu sein. Sind nicht die Probleme alle ganz individuell?

Döring: Das ist sicherlich richtig. Dennoch gibt es viele Bereiche, die zahlreiche Unternehmen in unterschiedlichen Ausprägungen gleichermaßen betreffen. Daher bieten wir mit unseren Informations- und Beratungsangeboten – auch individuell – umfassende Dienstleistungen an.

Wie kann die IHK als Dienstleister helfen?

Döring: Die IHK fungiert als Partner ihrer Mitgliedsunternehmen. Von Beratung über Informationen bis hin zum Unternehmens-Netzwerk – bei den Industrie- und Handelskammern erhalten Betriebe auch in schwierigen Geschäftslagen konkrete Hilfestellungen. Fachkundige Ansprechpartner helfen dabei, Lösungen für verschiedenste Problemsituationen zu finden. Darüber hinaus stellen die Kammern wichtige Informationen, speziell auch zu Corona-Themen bereit: Auf ihren Websites oder in Form von Seminaren können sich Unternehmerinnen und Unternehmer beispielsweise einen Überblick über staatliche Hilfsprogramme verschaffen.

Wie wichtig ist die IHK als Organisation. Was bringt sie ihren Mitgliedern?

Döring: Die IHK-Organisation versteht sich als moderner Dienstleister, Anwalt und Interessenvertreter der regionalen Wirtschaft. Sie bietet zudem ein Netzwerk vieler verschiedener Kontakte – und damit wertvolle Erfahrungen und Tipps von anderen Unternehmen.

Die Corona-Krise hat die Wirtschaft schwer getroffen, in vielen Branchen musste Kurzarbeit angemeldet werden. Wie ist die Krisenbewältigung aus Ihrer Sicht gelaufen?

Döring: Die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie waren und sind teilweise noch gravierend. Viele kleine und mittlere Unternehmen sowie Soloselbstständige sind durch die Pandemie unverschuldet in Liquiditätsengpässe geraten und in ihrer Existenz bedroht. Dennoch hat sich die Wirtschaft in vielen Bereichen erstaunlich gut und schnell erholt. Das Krisenmanagement – hauptsächlich auch die Bund-Länder-Konferenzen – haben in ihren jeweiligen Beschlüssen und Ergebnissen allerdings oftmals enttäuscht. Vieles hätte schneller, effizienter und unbürokratischer umgesetzt werden können. Vorschläge auch seitens der IHK-Organisation lagen dazu immer auf dem Tisch. Statt einer Salami-Taktik wäre eine einheitliche, verlässliche und nachvollziehbare Öffnungsstrategie nötig gewesen. Auch die Einbeziehung von Arztpraxen und Betriebsärzten in die bis dahin völlig unzureichende Test- und Impfstrategie hätte wesentlich schneller erfolgen müssen.

Welche Branchen werden weiter unter den Folgen der Pandemie leiden?

Döring: Die regionale Wirtschaft ist sehr robust in das Frühjahr gestartet. Die Unternehmen im IHK-Bezirk Heilbronn-Franken haben ihre Lage im ersten Quartal 2021 bei unserer Konjunkturumfrage über fast alle Branchen hinweg besser als in den Vormonaten eingeschätzt. Vor allem die Industrie setzt ihren Aufschwung fort. Auch die Dienstleister zeigen sich mehrheitlich kaum noch skeptisch. Dramatisch bleibt die Situation hingegen in dem von den Corona-Einschränkungen besonders hart getroffenen Reise- und Gastgewerbe sowie in Teilen des Einzelhandels. Hinsichtlich der Geschäftsaussichten hat der Optimismus der regionalen Unternehmen insgesamt leicht zugenommen.

Welche Auswirkungen wird Corona auf die Zukunft haben? Wie sehen mögliche Chancen aus?

Döring: Die Rohstoffversorgung bereitet den Betrieben zunehmend Kopfzerbrechen. Bei der letzten IHK-Konjunkturumfrage gaben 45 Prozent der heimischen Unternehmen hohe Energie- und Rohstoffpreise als Geschäftsrisiko an. Besonders das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe sind betroffen. Infolge der Coronavirus-Pandemie war die Produktion vielerorts nach unten angepasst. Nicht immer kann die Produktion rasch genug wieder auf die unerwartet schnell angesprungene weltweite Nachfrage angepasst werden. Hinzu kommen fehlende Frachtkapazitäten und die Nachwirkungen der Suez-Kanal-Blockade. Eine Diversifizierung der Lieferketten mit weiteren Handelspartnern könnte gerade jetzt den Handel mit Mangelprodukten für die betroffenen Unternehmen in Deutschland erleichtern.

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Welche großen Aufgaben gibt es, Stichwort Digitalisierung oder Sanierung des stellenweise schlechten Straßennetzes?

Döring: Die aktuelle Stimmungsverbesserung in der Industrie, aber auch in der Breite der Wirtschaft, zeigt das große Potenzial für eine konjunkturelle Erholung, sobald die Pandemie erfolgreich eingedämmt wird. Bis zum Herbst 2021 wäre eine durchgreifende Erholung durchaus möglich. Voraussetzung hierfür sind allerdings konsequentes Impfen, eine überzeugende Teststrategie und funktionierende Hygienekonzepte.

Die Verfügbarkeit und der Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien sind ein elementarer Faktor für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Kommunen. Dabei geht es um die Infrastruktur von Morgen, die alle Lebensbereiche durchdringt. Nur schnelle und bezahlbare Datenanbindungen im Gigabit-Bereich und darüber hinaus können die zukünftigen Herausforderungen der Wirtschaft abdecken.

Die Region Heilbronn-Franken weist erhebliche Mängel selbst in der Grundversorgung auf. Um eine flächendeckende Versorgung mit Hochgeschwindigkeitsverbindungen sicherzustellen, müssen die erforderlichen Kompetenzen bei Kommunen geschaffen werden. Der Ausbau der Breitbandinfrastruktur muss bei Entscheidungsträgern in Kommunen, Verwaltungen und Planungsverbänden hohe Priorität erhalten.

Natürlich sind auch Verkehrswege von zentraler Bedeutung für das Wachstum und die Entwicklung von Regionen. Eine hoch arbeitsteilige, exportorientierte Wirtschaft ist auf die Mobilität von Gütern und Personen angewiesen. Komplexe logistische Prozesse erfordern, dass die Verkehrssysteme auf Straße und Schiene, zu Wasser und in der Luft funktionieren. Hier sind Investitionen dringend notwendig. Die Substanz, vor allem der Straßen und Schienenwege, darf nicht weiter aufgezehrt werden.

Gibt es den typischen Unternehmer oder Betrieb im ländlichen Raum?

Döring: Den typischen Unternehmer im ländlichen Raum gibt es wohl eher nicht. Allerdings zeichnen sich die ländlichen Regionen Heilbronn-Frankens durch eine hohe Dichte an Weltmarktführern aus. Sehr oft sind dies Familienunternehmen, die einen Großteil der Wertschöpfung in den ländlichen Regionen erzielen und somit auch einen hohen Anteil an Arbeitsplätzen sichern.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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