Auch im Handwerk ist die digitale Transformation ein zentraler Schlüssel, um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Doch zur Umsetzung bedarf es des Aufbaus von Digitalkompetenz: Die Unternehmen benötigen Mitarbeiter, die mit digitalen Technologien umgehen können. Nur so lässt sich das Potenzial der Digitalisierung optimal ausnutzen.
Den Betrieben den Einstieg in Digitalisierungsprozesse zu erleichtern ist eine der zentralen Aufgaben der Handwerkskammern. Sie unterstützen ihre Mitglieder zum einen durch Technologie-Transfer in Form von Information, Aus- und Weiterbildungsangeboten, aber auch durch Beratung bei der Finanzierung der neuen Technologien, etwa wenn die Digitalisierung unternehmensinterner Prozesse ansteht.
Vielfältige Vorteile
Als Beauftragter für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken berät und unterstützt Sven Rank die rund 12 600 Mitglieder der angeschlossenen Handwerksbetriebe aus den Landkreisen Heilbronn, Hohenlohe, Main-Tauber, Schwäbisch Hall und dem Stadtkreis Heilbronn.
„Wenn man seinen Betrieb zukunftsorientiert ausrichten will, ist es unerlässlich, sich mit den Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung auseinander zu setzen“, sagt Rank. Diese biete gerade auch kleineren Unternehmen vielfältige Vorteile, etwa bei der Optimierung des Angebots oder der Verbesserung interner Abläufe. Auch die Kundenkommunikation könne durch digitalisierte Prozesse deutlich vereinfacht werden. „Dadurch spart sich der Handwerker Zeit im Büro, die er dann beim Kunden gewinnbringender nutzen kann“, sagt Rank. Schließlich gehe mit der Nutzung von Potenzialen auch eine Kostenoptimierung einher.
Bessere Kommunikation
Auch wenn manche Bereiche mehr auf die Unterstützung des Computers setzen würden: Inzwischen sei die Digitalisierung von Prozessen in keinem Gewerk mehr wegzudenken, sagt Rank. Ob es der Maler sei, der mit Hilfe der „Augmented Reality“ seinem Kunden ermöglicht, schon vor der Renovierung etwa in seinem neuen Wohnzimmer herumzubewegen und zu entscheiden, ob ihm eine bestimmte Raumfarbe gefällt, oder der Bauarbeiter, der sich per „Building Information Modeling“, genauer gesagt: Bauwerksdatenmodellierung, mit den anderen Gewerken digital vernetzt. Dabei werden etwa alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst. Das Bauwerk ist sogar als Computermodell geometrisch visualisiert. Hierdurch könne nicht nur effizienter, sondern auch fehlerfreier kommuniziert werden. Während die Nutzung neuer Technologien bei manchen Gewerken eine mehr unterstützende Rolle spielt, ist sie in anderen Handwerksbetrieben bereits seit Jahren das zentrale Arbeitsmittel. So etwa im Kfz-Gewerbe, wo man laut Rank „schon halber IT-ler“ sein müsse. Moderne Kraftfahrzeuge funktionierten heute nur noch mit Hilfe komplexer Steuerungssysteme, die untereinander vernetzt seien. So seien auch neue Berufe entstanden, etwa der des Kraftfahrzeug-Mechatronikers, der die Mechanik und Informationstechnik miteinander verbindet. Ebenso komplex sei die „Smart Home“-Technik der Bereiche Sanitär, Heizung, Klima und Elektrik.
Per Computersteuerung können Geräte und Systeme wie Beleuchtung, Heizung, Sicherungssysteme, die Klimaanlage, der Saugroboter oder auch die Gartenbewässerung untereinander kommunizieren, agieren und vom Kunden zentral von überall her per Smartphone gesteuert und überwacht werden. Das biete dem Haus- oder Wohnungsbesitzer nicht nur eine bessere Kontrolle, sondern auch eine größere Energieeffizienz, etwa wenn die Heizung minutengenau an den Bedarf angepasst werden könne.
Im Baubereich würden schon länger Systeme verwendet wie CAD (Computer-Aided Design) zur Erstellung von Entwürfen, Konstruktionen und technischen Zeichnungen, CAM (Computer-aided manufacturing) also die rechnerunterstützte Fertigung und ERP (Enterprise-Resource-Planning), das die Planung von Ressourcen wie Kapital, Personal, Betriebsmittel, Material und Informations- und Kommunikationstechnik beinhaltet.
Ersatzteile drucken
Aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist mittlerweile auch die Additive Fertigung, besser bekannt als 3-D-Druck, die inzwischen die Industrie erobert. Dieses Verfahren werde verstärkt im Baubereich – vor allem im Metallbau – eingesetzt, berichtet Sven Rank. Mit Hilfe der Additiven Technik könnten Ersatzteile einfach selbst gedruckt werden, indem zunächst ein Scan von einem bestimmten Gegenstand angefertigt wird, der dann beliebig oft ausgedruckt werden kann.
Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken sehe laut Rank ihre Aufgabe darin, die Bedarfe der einzelnen Gewerke zu erkennen und die Mitglieder darüber zu informieren, welche Neuerungen gerade für sie hilfreich sein könnten. Dazu gehöre auch, abzuschätzen, in welchen Bereichen man das Handwerk darin unterstützen könne, sich auf die Zukunft vorzubereiten.
Im Rahmen verschiedener „Kompetenztage“ werde den Mitgliedern ermöglicht, sich gezielt zu speziellen Themen – etwa digitale Stromzähler – weiterzubilden.
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