Trotz großer Bedenken von Ärzteverbänden und trotz der Tatsache, dass sich in vielen Umfragen eine Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung gegen eine Teillegalisierung von Cannabis ausspricht, hat sich die Berliner „Ampel“ nicht von ihrem Kurs abbringen lassen und das Gesetz zum 1. April auf den Weg gebracht.
Anstatt solch eine Entscheidung übers Knie zu brechen, wie ich in vielen Gesprächen mit politischen Mandatsträgern und Bürgern immer wieder höre, wären Gesundheitsminister Karl Lauterbach und seine Kabinettskollegen besser beraten gewesen, im Vorfeld noch viel mehr Fachleute aus den verschiedenen Bereichen mit ins Boot zu holen, um mit ihnen über die weitreichenden Folgen zu diskutieren.
Der gesundheitliche Bereich ist die eine Seite der Medaille, es gibt auch noch eine andere. Hat man sich im Vorfeld zum Beispiel ausführlich mit Vertretern von Polizei und Justiz ausgetauscht, die sich nicht in der Theorie bewegen, sondern konkrete Aussagen zur Praxis tätigen können?
Seit Inkrafttreten des Gesetzes stelle ich mir immer wieder die Frage, ob dies zu einem deutlichen Mehraufwand für Polizei und andere Behörden führt? Nachdem jetzt aber die ersten Erfahrungswerte vorliegen – wie zum Beispiel die Aussagen aus dem Heilbronner Polizeipräsidium und aus dem Stuttgarter Innenministerium –, liegt der Schluss nahe, dass das Kind in dieser Hinsicht in den Brunnen gefallen ist. Will heißen: Die Mitarbeiter der Behörden werden viel stärker beruflich beansprucht, ohne dass zugleich deren Personalstand erhöht wurde. Sie müssen stattdessen ihr Tun in anderen Bereichen schleifen lassen. Besser wäre es gewesen, sich für solch ein sensibles Thema bedeutend mehr Zeit zu lassen, die Erfahrungswerte von Experten stärker zu gewichten, um dann eine Entscheidung zu treffen, die für alle Seiten zielführend ist. Schnellschüsse sind das in aller Regel nämlich nicht!
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Cannabis-Freigabe: Mehr Zeit statt Schnellschuss