Neckar-Odenwald-Kreis. „Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen festgestellt“ – Meldungen dieser Art hört man nun schon seit anderthalb Jahren, und sie berühren die Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis kaum. Noch nicht. Doch die Experten sind sich sicher, dass die Seuche hier auch ankommt, früher oder später.
Im Stuttgarter Landwirtschaftsministerium ist man beunruhigt, in großer Sorge sind die Schweinehalter. Die Jäger sind aufgefordert, das Schwarzwild stärker zu bejagen, denn von ihm könnte die Krankheit auf die Zuchtbestände übertragen werden.
Ausbildung startet
Wichtig ist es zudem, die an der Seuche verendeten Wildschweine im Wald und in den Feldern aufzuspüren. Und da ist eine Einrichtung im Neckar-Odenwald-Kreis bereits dabei: Beim Training Center Retten und Helfen (TCRH) auf dem ehemaligen Kasernengelände in Mosbach werden demnächst im Auftrag des Ministeriums Teams speziell für die Kadaversuche ausgebildet.
Das geschieht im Rahmen eines gemeinsamen Ausbildungs- und Einsatzkonzepts des Bundesverbands Rettungshunde (BRH), des Jagdgebrauchshundverbands (JGHV) und der Bundespolizei. Ziel ist es, Suchteams für präventive und für ad-hoc-Einsätze im Auftrag der Behörden bereitzustellen. In möglichst kurzer Zeit sollen mit ihrer Hilfe auch große Flächen abgesucht werden können.
Afrikanische Schweinepest: Meldepflichtig und meist tödlich
- Wild- und Hausschweine können sich durch Körperflüssigkeiten kranker Tiere, durch verunreinigte Abfälle und Geräte anstecken.
- Kranke Tiere leiden unter schweren Symptomen wie Fieber, Magen-Darm- oder Atembeschwerden. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist für die Tiere fast immer tödlich.
- Erkrankte Schweine müssen getötet und der betroffene Betrieb desinfiziert werden. Um den Betrieb wird eine Sperrzone und eine Schutzzone errichtet.
- ASP ist ebenso wie die klassische Schweinepest eine anzeigepflichtige Tierseuche: Tierhalter sowie Tierbetreuer sind verpflichtet, Krankheits- und Verdachtsfälle dem Veterinäramt zu melden.
70 Suchhundegespanne sollen in den nächsten Monaten ausgebildet werden. Sie bestehen jeweils aus einem Hundeführer mit Hund, einem Begleiter und optimalerweise einem Jäger, so Jürgen Schart vom TCRH, zugleich Präsident des Bundesverbands Rettungshunde.
Diese Gespanne sollen tote Wildschweine aufspüren. Dazu werden die Hunde im TCRH über eine sogenannte Geruchsdifferenzierungsausbildung auf tote Schweine „sensibilisiert“. Für die ausgebildeten Hunde, mit denen man im TCRH zu tun hat, ist das kein großes Problem: „Ein vorqualifizierter Hund kann vom Geruch innerhalb weniger Tage auf Kadaver konditioniert werden“, informiert Jürgen Schart. „Es müssen aber auch noch die Menschen, also die Hundeführer und Begleiter, auf diese Art von Suche geschult werden.“
Immer informiert sein
Termine werden veröffentlicht
Die Ausbildung wird, so informiert Jürgen Schart, vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist für die Teilnehmer kostenlos.
Die entsprechenden Termine und die Ausschreibungsunterlagen werden in den nächsten Tagen auf der Homepage des TCRH veröffentlicht (www.tcrh.de/tcrh-training-center-retten-und-helfen-mosbach/). Dort kann man sich dann auch anmelden oder durch einen Anruf unter Telefon 06261/3700700 weitere Informationen erhalten. Aufgrund der ersten Informationen bestehe schon eine Interessentenliste. Jürgen Schart rechnet mit Teilnehmern schwerpunktmäßig aus Baden-Württemberg, aber auch aus allen anderen Bundesländern. Zudem wird das TCRH die Einsätze zur Kadaversuche organisieren. Das Trainingscenter stellt die kompletten Einsatzstrukturen für die Suche zur Verfügung.
Ansprechpartner für Behörden
Die jagdliche Begleitung wird vor Ort in der Region des jeweiligen Einsatzes abgefragt und dann von lokalen Behörden organisiert, so Schart. „Die für die Tierseuchen zuständigen Behörden wie Veterinärämter bekommen auf diese Weise einen Ansprechpartner, der ihnen, wenn es notwendig wird, Suchhundegespanne, Fachberater und Einsatzstrukturen zur Verfügung stellt.“
Eine Vorzeigemaßnahme
Landwirtschaftsminister Peter Hauk lobt das Vorhaben: „ Die Ausbildung von Kadaverspürhunden und Hundeführern ist in diesem Stil europaweit eine Vorzeigemaßnahme.“
Hauk wiederholt zudem den Appell an die Bevölkerung: „Die Schweinepest ist für den Menschen völlig ungefährlich, stellt aber eine erhebliche Gefahr für die heimischen Schwarzwild- und Schweinebestände dar. Werfen Sie deshalb keine Lebensmittelreste in die Natur, sondern entsorgen Sie diese in geschlossenen Müllbehältern. Füttern Sie Tiere nicht mit Küchen- oder Speiseresten.“
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