Weikersheim. Im Hof der Traditionsfirma am Rand der Weikersheimer Altstadt wartete schon ein ganzer Pulk an Mitarbeitern der Arbeitsagentur, um die Daten der seit Dienstagnachmittag unmittelbar Arbeitslosen aufzunehmen. Vorher hatte es teils emotionsgeladene Ansprachen im Orgelsaal von Laukhuff gegeben.
Positives Signal: Nach der Aushändigung der Kündigungen warben bei einer Jobbörse in den Laukhuff-Werksräumen zahlreiche Unternehmen der Region bereits Mitarbeiter an: Wittenstein, EBM-Papst, MHZ Niederstetten und Roto etwa.
Auch Bürgermeister Klaus Kornberger war vor Ort, flankiert vor den beiden Bundestagsabgeordneten Nina Warken und Alois Gehrig. Sie führten intensive Gespräche mit den Laukhuff-Beschäftigten und -Geschäftsführern. „Kleinräumig“ suchte man Lösungen für etwaige „Miniunternehmen“, die zumindest Teile des bisherigen Firmenportfolios weiterführen könnten.
Trotzdem: Frust und Trauer waren offensichtlich – immerhin macht hier nicht nur ein Traditionsunternehmen wegen Insolvenz dicht, sondern eine betrieblich-familiäre Struktur zerbricht für immer. Die Betroffenheit war nicht nur in der über 200-köpfigen Belegschaft zu spüren, sondern auch bei den (jetzt ehemaligen) Geschäftsführern. In die Trauer mischte sich aber auch eine Form der Erleichterung, weil jetzt nach Tagen der Unsicherheit einfach eine Entscheidung gefallen ist.
Die Betriebsräte hätten auch in der Schlussphase „ihre Rechte und Pflichten erfüllt“ – leider ohne positiven Ausgang. Man habe „mit Bedauern“ feststellen müssen, dass das seit Frühjahr laufende Schutzschirmverfahren nicht zum Erfolg und Erhalt geführt habe. Den Einsatz ihrer Vertreter quittierten die Mitarbeiter mit langem Applaus.
Hart für Familie und Belegschaft
Sichtlich betroffen auch die Ansprachen der Laukhuff-Geschäftsführer: „Es ist hart für die Unternehmerfamilie und hart für sie“, so Tobias Schröter. Man habe sich für den Erhalt eingesetzt; „soweit wir das eben konnten.“ Es sei im Hinblick auf das Firmen-Ende „schade, dass Sie da sind“, sagte Alexander Laukhuff an die Belegschaft gerichtet. Er danke allen für Treue zum Unternehmen und Engagement. Formal dann der Hinweis seitens der Insolvenzverwaltung: Man händige jetzt geordnet Zeugnisse und Kündigungen aus. „Es gab einen Investor, aber der sei abgesprungen“, hieß es noch – auch für den Verwalter sei dies keinesfalls eine Entwicklung, die er sich wünsche. Doch ab sofort sei klar: Die gesamte Belegschaft ist „unwiderruflich freigestellt“.
Am Ende der Versammlung händigte eine Laukhuff-Mitarbeiterin mit freundlichen Worten ein Geschenk der Belegschaft an den Betriebsrat aus; in „Anerkennung für den Einsatz“. Wiederum großer Schlussapplaus und der Orgelsaal leerte sich durch die „Tür ohne Wiederkehr“ an der Kopfseite des großen Raumes.
Firmen suchen Mitarbeiter
Die Recruiting-Vertreter der regionalen Unternehmen sagten auf FN-Anfrage, dass bei ihnen der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern derzeit groß sei. Man habe viele Anwesende zu Vorstellungsgesprächen ermutigt. Zahlreiche „Laukhuffler“ brauchen aber sicherlich noch Zeit, um den Schock zu verdauen, das wurde in Gesprächen auch deutlich. Einige sind schon ihre ganzes Berufsleben lang beim Weikersheimer Orgelbauer beschäftigt.
Am Tor des Firmenkomplexes waren Trauerschleifen angebracht. In eine Mosesschale aus Schilf legten die Mitarbeiter am Ende des Tages ihre Zeiterfassungs-Chips ab. Zum letzten Mal zumindest bildhaft vereint – aber von jetzt ab heißt es beruflich je eigene Wege gehen.
Um 16 Uhr ertönte am Mittwoch zum letzten Mal die mehrstimmige „Laukhuff“-Arbeitsbeginn-Pausen-Pfeife. 198 Sekunden dauerte dieses Signal – in Würdigung der fast 200-jährigen Firmengeschichte.
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