Rund 150 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs - Weikersheimer Orgelbaufirma Laukhuff hat im Schutzschirmverfahren keinen Investor gefunden / Geschäftsführung zieht die Reißleine

Weikersheimer Orgelbauer kündigt endgültiges Aus an

Der weltgrößte Hersteller von Orgelteilen schließt nach 198 Jahren sein Firmentor: Die Firma Laukuff hat im Schutzschirmverfahren keinen Investor gefunden. Jetzt kommt das Aus. Rund 150 Mitarbeiter sind betroffen.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Der stadtbildprägende Laukhuff-Komplex mit den markanten Fensterzeilen im oberen Bildbereich; links unten die Tauberphilharmonie. © Sascha Bickel

Weikersheim. Der weltgrößte Hersteller von Orgelteilen schließt nach 198 Jahren sein Firmentor: Die Firma Laukuff hat im Schutzschirmverfahren keinen Investor gefunden. Jetzt kommt das Aus. Rund 150 Mitarbeiter sind betroffen.

Weikersheim. Die Firma Aug. Laukhuff GmbH & Co. KG wird in wenigen Tagen Geschichte sein: Das Weikersheimer Traditionsunternehmen schließt für immer seine Pforte. Das Unternehmen wurde im Jahr 1823 gegründet und ist seit 1878 mit dem wuchtigen, aufstrebenden Firmenkomplex direkt an der August-Laukhuff-Straße in Weikersheim prägender Teil des Stadtbilds.

„2021 wird hier nun nicht nur für die Stadt Weikersheim, sondern für den Orgelbau weltweit Geschichte geschrieben“, teilte Geschäftsführender Gesellschafter Tobias Schröter am Mittwoch mit. Von der Schließung sind rund 150 Mitarbeiter betroffen, so Schröter in einem Gespräch mit der FN-Redaktion.

Familie investierte auch privat

„Lange war klar, dass der Orgelbau, wie viele andere Kunst- und Musikhandwerke, keinen leichten Stand hat. Schon 2014 musste Laukhuff ein Planinsolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchmachen. Seitdem war das Unternehmen im steten Umstrukturierungs- und Optimierungsprozess. Es wurden Pläne für ein neues Gebäude erstellt, Gespräche mit der Stadt gesucht und die Zukunft geplant.“ Laukhuff habe sich lange auch mit Privatvermögen eingebracht: „Die hierfür zusätzlich entstandenen Kosten trug die Familie, um Arbeitsplätze und Zukunft der Firma zu sichern.“

Das Jahr 2020 mit der Covid-Pandemie „hat jedoch niemand voraussehen können. Kirchen und Konzerthäuser blieben verschlossen, ganze Länder waren im Lockdown und damit die Orgelbauer weltweit. Durch die Kombination von Umstrukturierungen der letzten Jahre, sowie den Umsatzeinbrüchen in den Jahren 2020 und 2021 waren alle finanziellen Puffer aufgebraucht“, so Schröter weiter.

Am 23. März 2021 trat das Unternehmen in das Schutzschirmverfahren ein und neben Sanierungsplänen wurde auch die Suche nach Investoren gestartet (die FN berichteten). Nur mit einem Sanierungsplan und einem passenden Investor wäre eine Zukunft des mittelständischen Handwerksbetriebs möglich gewesen.

„Das Schutzschirmverfahren wird am 30. Juni 2021 enden, und damit auch die Ära der Aug. Laukhuff GmbH & Co. KG, da allen Bemühungen zum Trotz kein Investor gefunden werden konnte“, heißt es in der Pressemitteilung.

In der Orgelbaubranche wurde Laukhuff oft als Institution gesehen. „Laukhuff war immer da, stand immer bei Problemen mit Lösungen zur Seite – diese Lücke wird bleiben und kaum mehr auszugleichen sein“, so die Geschäftsführung.

Dem Orgelbau als Unesco-Weltkulturerbe, und der Königin der Instrumente „geht ein langjähriger Freund und Partner verloren.“ Die Firmenpfeife, die den Arbeitsbeginn, die Pausen und das Tagesende über Jahrzehnte gut hörbar im Taubertal angekündigt hat wird am 30. Juni 2021 das letzte Mal das Arbeits-ende im Weikersheimer Unternehmen besiegeln.

Über eine mögliche Abwicklung oder Verwertung der Firma konnten am Mittwoch noch keine Angaben gemacht werden.

Bürgermeister Klaus Kornberger bedauerte in einer aktuellen Stellungnahme die Entwicklung. „Weikersheim verliert ein international tätiges und renommiertes Unternehmen“, so der Bürgermeister im FN-Gespräch. Das Ende von Laukhuff sei aber vor allem für die vielen Mitarbeiter ein trauriges Ereignis. Er habe lange gehofft, dass die Stadt mit der Firma das 200-Jahr-Jubiläum feiern könnte. Es habe aber offenbar „kein frisches Geld gegeben“, so Klaus Kornberger. Auch eine „Verschlankung“ der Produktion habe sich offenbar nicht realisieren lassen.

Der Bürgermeister würdigte das stets enge Zusammenwirken mit der Unternehmerfamilie. Jetzt gelte es, die Mitarbeiter weiter in Lohn und Brot zu bringen. Er sehe für die „sehr guten und erfahrenen Mitarbeiter mit einem hohen Knowhow“ gute Chancen und offen auf die Unterstützung durch Unternehmen in der Region. Falls sich Laukhuff-Mitarbeiter entschlössen, etwa in einzelnen Gewerken, weiter als eigenständige Firma für den Orgel-Markt mit einem Startup zu produzieren, werde man dies als Kommune natürlich maximal unterstützen.

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