Weikersheim. „Es gibt nichts mehr mitzuteilen, außer dass Laukhuff leider den Betrieb einstellen muss“, sagte am Donnerstag ein Sprecher der Nürnberger Insolvenzverwaltungs-Kanzlei „Wallner/Weiß“. Es handle sich nach der erfolglosen Suche nach Geldgebern für den Weikersheimer Orgelbauer um eine reguläre „Betriebseinstellung“. Dabei werden alle Mitarbeiter zum Monatsende entlassen. Abfindungen gebe es keine, weil schlicht kein Firmenkapital da sei. Für eine mögliche Weitervermittlung von Mitarbeitern sei die Kanzlei nicht zuständig, hieß es auf Anfrage der FN-Redaktion.
Orgelbau-Firma ist „nur“ Mieterin
Gleichwohl soll es ein „konzertiertes Vorgehen“ zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit geben. Ein Termin vor Ort in Weikersheim sei vorgesehen. Dabei soll mit der Belegschaft über die Möglichkeiten der beruflichen Vermittlung gesprochen werden.
Sind die Firmengebäude, bzw. das Firmengelände Teil einer möglichen Insolvenzmasse? Wohl nicht, denn offenbar ist die Firma „Aug. Laukhuff GmbH & Co. KG“ lediglich Mieterin der Liegenschaften am westlichen Stadteingang von Weikersheim. Natürlich wisse man um die Eigentumsverhältnisse, hieß es vonseiten „Wallner/Weiß“. Man werde dazu aber keine Auskünfte geben. Sicher anzunehmen ist, dass sich das Gelände, die verschachtelten Bauten und wohl auch die Maschinen und Werkzeuge – in welcher Rechtsform auch immer – im „Privatbesitz“ von Mitgliedern der Unternehmerfamilie befinden.
Harald Gans, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Tauberbischofsheim, bestätigte im FN-Gespräch, dass die Laukhuff-Mitarbeiter am 1. Juli „unwiderruflich freigestellt“ würden. Die Gewerkschaft betreue Laukhuff seit vielen Jahren als „Holz-Kunststoff“-Unternehmen.
„Nichts zu erwarten“
Zwar sei man in die Gespräche seit Bekanntwerden der drohenden Insolvenz eingebunden gewesen, doch aufgrund der besonderen Unternehmenskonstruktion sei wohl auch bei Aufstellung eines Sozialplans „für die Mitarbeiter nichts zu erwarten“ – eben weil es im strengen Sinn kein Unternehmensvermögen (mehr) gebe, das verwertet werden könnte. Folge: Die Mitarbeiter erhalten unmittelbar nach dem Kündigungstermin keine Firmenbezüge mehr, sondern rutschen gleich ins Arbeitslosengeld.
Den Orgelbau-Markt schätzt Harald Gans nicht so schlecht ein, wie die Laukhuff-Geschäftsführer selbst es in ihrer eigenen Pressemitteilung zur Betriebsschließung dargestellt haben. Dem Orgelbaubetrieb „Vleugels“ mit Sitz in Hardheim etwa, gehe es nach Einschätzung der Gewerkschaft beispielsweise wirtschaftlich sehr gut.
Die Firma „Vleugels“ stellt allerdings – ebenfalls wie Aug. Laukhuff in langer Firmentradition – im Schwerpunkt Orgel-Instrumente her. Laukhuff wiederum ist im Schwerpunkt ein Zulieferer und das weltweit.
Dass die Schließung der Weikersheimer Firma auch auf den Orgelbau insgesamt Auswirkungen haben wird, liegt auf der Hand: Die Produkte aus Weikersheim sind teils hoch spezialisiert und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden zugeschnitten. In zahllosen Orgeln auf der ganze Welt „steckt Laukhuff drin“, auch wenn das Instrumentenlabel am Ende ganz anders heißt. „Das wird für einige Orgelbauer eine große Herausforderung sein, künftig an entsprechende Bauteile zu kommen“, sagte ein Brancheninsider der Redaktion.
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