Wallfahrt in Walldürn – Geschichte, Geschichtchen und Hintergründe (3 und Ende)

Walldürn: So steht es um die Zukunft der Wallfahrt

Im FN-Interview erklärt Bürgermeister Markus Günther, welche Bedeutung die Wallfahrt für ihn sowie die Stadt hat. Außerdem wagt er einen Blick in die Zukunft.

Von 
Stefanie Čabraja
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Bürgermeister Markus Günther (grauer Anzug) ist mit der Wallfahrt aufgewachsen. In der Jugend war er als begeisterter Ministrant in die Wallfahrt eingebunden. © Bernd Stieglmeier

Walldürn. Die Hauptwallfahrtszeit in Walldürn beginnt an diesem Sonntag. Wie steht es um die Zukunft der Wallfahrt „Zum Heiligen Blut“ und welche Bedeutung hat sie für die Stadt? Diese und weitere Fragen haben die Fränkischen Nachrichten Bürgermeister Markus Günther im Interview, dem letzten Teil der Wallfahrtsserie, gestellt. Außerdem gibt es eine Umfrage zur Wallfahrt, an der Sie gerne teilnehmen können.

Herr Günther, sind Sie während der Wallfahrt öfter in der Kirche als sonst?

Markus Günther: Natürlich. Die Wallfahrt ist wichtig und da will man den Bürgermeister sehen.

Hat die Wallfahrt eine besondere beziehungsweise eine persönliche Bedeutung für Sie?

Günther: Ich war selbst begeisterter Ministrant in Walldürn und ich bin mit der Wallfahrt aufgewachsen. Diese Erfahrungen zählen. Und ich kann auch das, was die Ministranten während der Wallfahrt leisten, viel besser nachvollziehen. Aber auch das, was in der Verwaltung, bei den Pfarrern und der Seelsorge geleistet wird. Es ist ein riesiger logistischer Aufwand, der eine große Rolle spielt.

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen der Pfarrgemeinde und der Stadtverwaltung bezüglich des logistischen Aufwands?

Günther: Die ist sehr gut, schon immer. Es ist eine gewisse Routine da, weil man da ja seit Jahrzehnten, eigentlich seit Jahrhunderten, zusammenarbeitet. Es gibt aber immer wieder neue Modalitäten, und man muss umplanen. Dieses Jahr sieht man es an der Baustelle am Heimatmuseum und der Tourist-Information. Bei vielem, was man ursprünglich mal gewohnt war, muss man nachsteuern und Veränderungen treffen. Das geht aber Hand in Hand und wird frühzeitig abgesprochen.

Dieses Jahr ist das erste Jahr nach der Corona-Pandemie. Läuft wieder alles wie zuvor ab?

Günther: Im vergangenen Jahr war die Wallfahrtszeit dadurch noch eingeschränkt. Wir wussten während der Vorbereitung nicht, wie die Modalitäten bezüglich der Pandemie sein würden. Man hat erst relativ spät entscheiden können, ob überhaupt etwas oder alles eingeschränkt stattfinden kann. Viele Pilger waren gar nicht darauf vorbereitet. Es ist natürlich auch für die Pilgerzüge eine große logistische Vorbereitung, die man nicht innerhalb von zwei Monaten leisten kann.

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Die Gastronomie in Walldürn ist rückläufig. Können in diesem Jahr alle versorgt werden?

Günther: Ja, aber wir können immer noch froh sein, dass wir eine funktionierende Gastronomie haben. Die profitiert natürlich von der Wallfahrt, sowie auch die Pilger von unserer guten Gastronomie profitieren. Insofern sind wir noch ein bisschen auf der Insel der Seeligen, aber es wird immer schwieriger. Wir haben Probleme bei den Übernachtungen. Früher ist man bei Privatleuten, in Pensionen, in kleineren Hotels oder in kleineren Übernachtungsmöglichkeiten untergekommen. Das ist in den vergangenen 25 Jahren ein wenig weggebrochen. Das ist ein Punkt, bei dem die Pilger Bedenken haben. Bei den Pilgerführertreffen wird das auch angesprochen. Wir müssen in der Tourist-Information inzwischen auch auf Buchen oder Amorbach verweisen, weil hier alles voll ist.

Stellt die Stadt inzwischen mehr finanzielle Mittel für Marketing und Werbung zur Verfügung, als noch bei Ihrem Amtsantritt?

Günther: Das kann man nicht so pauschal sagen. Schon allein durch die Inflation wird mehr eingesetzt. Aber wir sind finanziell nicht am Marketing beteiligt. Das macht die Pfarrgemeinde. Für uns ist die Wallfahrt touristisch schon ein wichtiger Faktor. Da ist in der Wallfahrtszeit und bei der Vorbereitung vom Personalaufwand einiges zu leisten, was von uns aufgefangen wird. Wenn man die Pilgerzahlen betrachtet, ist vor allem in den vergangenen 20 Jahren ein Rückgang erkennbar.

Was wäre Walldürn ohne die Wallfahrt?

Günther: Walldürn hat es im Endeffekt im Namen: die Wallfahrtsstadt. Auch wenn man nicht weiß, ob der Name von „Wald“ oder „wallen“ kommt. Das gehört zu unserer Tradition dazu, zum Leben von allen. Walldürn hat das Alleinstellungsmerkmal der Wallfahrt. Es ist der drittgrößte Wallfahrtsort in Deutschland und deshalb für uns ein ganz wichtiger Faktor.

Was ist nach der Wallfahrt das wichtigste Kulturgut für Walldürn?

Günther: Wir sind stolz auf die Vielfalt der Museen. Wir sind im ländlichen Raum, wir haben gute Luft und sind teilweise Luftkurort. Wir haben tolle Wanderwege, Radwanderwege, eine Vielzahl von guten Möglichkeiten, ob es der 3D-Bogenparcours, der Golfplatz oder der Römerpfad ist. Wir haben viele touristische Optionen, die zu unserer Kultur gehören. Gerade der Römerpfad wird gut angenommen. Die Leute sind begeistert, und das merken wir. Auf der Basis müssen wir weitermachen. Aber mit unseren Museen, unserer Kultur, unserer Vereinswelt und unseren Festen bieten wir vieles, bei dem sich zum einen die Walldürner wohlfühlen und zum anderen auch potenzielle Besucher sagen, dass man hier immer etwas erleben kann.

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Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Gibt es den Gedanken, die Wallfahrt für Jüngere attraktiver zu machen? Statt dem Wallfahrtsmarkt, der auch immer kleiner wird, etwa eine Wallfahrtskirmes?

Günther: Man muss über vieles nachdenken. Der Generationswechsel ist ein Problem in vielen Bereichen. Die Pilgerführer der großen Pilgerzüge teilen uns mit, dass eine riesige Nachfrage besteht und das aus allen Generationen. Wer mal dabei war, der will immer wieder mit, wenn es zeitlich passt. Aber wir müssen daran arbeiten, dass auch zusätzliche Pilgerströme, die vielleicht nicht ausschließlich aus dem katholischen Bereich sind, sondern wir als spiritueller Mittelpunkt in Baden-Württemberg nachsteuern können. Es ist Bedarf für einen Ort da, an dem man sich wohlfühlt und spirituell sowie geistig profitieren kann in unserer schnelllebigen Zeit. Darauf müssen wir aufbauen und die Ideen in den nächsten Jahren weiter pflegen. Das benötigt ein sehr offensives Marketingkonzept. In Aachen hat das zum Beispiel funktioniert.

Die Wallfahrt wird über K-TV live übertragen. Steckt dahinter die Idee, die Wallfahrt zu digitalisieren?

Günther: Das ist ein starkes Standbein, um sich zum einen bekannter zu machen. Zum anderen soll es ein Angebot sein, um die Pilger hierherzubringen. Die Übertragungen sollen aber keinen Ersatz für die wahre Wallfahrt bilden.

Wie wird die Wallfahrt 2050 aussehen?

Günther: Wenn man die Ansätze, die man jetzt hat, ausarbeitet und aus der Nachfragedelle rauskommt, könnte bis zum Jahr 2050 ein Aufschwung da sein. Dazu muss aber alles kontinuierlich und strukturell gut aufgebaut sein. Ich denke, wir können da wieder ein spiritueller Mittelpunkt sein.

Redaktion Im Einsatz für die Redaktion Buchen

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