Main-Tauber-Kreis. Klaus Seidenspinner ist guter Dinge. „Wir liegen im prognostizieren Zeitplan“, sagt der Geschäftsführer der Wasserversorgung Mittlere Tauber. Er ist zuversichtlich, dass in der letzten Oktoberwoche alle bis dahin ans neue Wasserversorgungssystem angeschlossenen Gemeinden mit enthärtetem Wasser versorgt werden können. Zwei Straßen zur Wasserenthärtung über eine Niederdruckumkehrosmose-Anlage laufen bereits, die beiden anderen gehen demnächst in den Probebetrieb. Letztlich wird es das Gesundheitsamt sein, das nach jeweils zwei Proben die mikrobiologische und die chemische Unbedenklichkeit zu bescheinigen hat und damit den Startschuss für die offizielle Inbetriebnahme erteilt.
Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen, Grünsfeld, Großrinderfeld, Wittighausen und Werbach heißen die Verbandsmitglieder, die sich einst auf den Weg gemacht haben, um das eigene Wasser selbst zu nutzen und entsprechend aufzubereiten. Das sollte einen jahrelangen Kraftakt bedeuten, bei dem nicht nur viel Hirnschmalz in die technische Realisierung, sondern auch in die Finanzierung floss. Jetzt aber ist es bald geschafft. Das Trinkwasser, das mit der Umstellung in viele – wenn auch noch nicht alle – Gemeinden des Zweckverbands aus dem Hahn fließen wird, hat dann nicht mehr eine Deutsche Härte von 29,2 Grad, sondern nur noch eine zwischen zwölf und 13 Grad.
Weniger Kalkablagerungen
Für die Nutzerinnen und Nutzer bedeutet das wesentlich geringere Kalkablagerungen auf Armaturen und in elektrischen Geräten wie Kaffeemaschine, Wasserkocher, Geschirrspüler oder Waschmaschine. Außerdem wird deutlich weniger Reinigungsmittel, Seife oder Shampoo benötigt. „Die Qualität des Trinkwassers entspricht in vollem Umfang der Trinkwasserverordnung“, bekräftigt Klaus Seidenspinner.
Trennung auf molekularer Ebene
Bislang wird das Wasser aus den Brunnen und Quellen der Mitgliedsgemeinden mit einer Ultrafiltrationsanlage und Aktivkohlefiltern im Wasserwerk Dittigheim aufbereitet. Als dritter und letzter Schritt kommt jetzt die Niederdruck-Umkehrosmoseanlage zur Enthärtung hinzu. In sie werden Zweidrittel des zuvor durch die Ultrafiltrationsanlage gelaufenen Wassers geschickt, das restliche Drittel wandert in die Aktivkohlefilter. Das Wasser mit einem Druck von acht Bar durch sechs Meter lange Röhren mit Membraneinsätzen gepresst. Die Poren dieser Membran liegen im Nanobereich und sind so fein, dass ein Trennungsprozess auf molekularer Ebene stattfindet. Dabei passieren die Wassermoleküle die Membran problemlos, wogegen Salze, Kalk, Nitrat, Schwermetalle und andere Schadstoffe zurückgehalten werden.
Nach diesem Prozedere befinden sich keine Inhaltsstoffe mehr im Wasser. „Man spricht auch von totem Wasser“, so Klaus Seidenspinner. Um wieder das Trinkwasserniveau zu erreichen, wird dem enthärteten Wasser das durch die Ultrafiltrationsanlage und die Aktivkohlefilter gelaufene Nass beigemischt. Der zu hohe Kohlensäuregehalt, der eine Korrosion von Rohrleitungen zur Folge hätte, wird mittels einer speziellen Belüftungsanlage entfernt. Nach einer Transportchlorung wird das Trinkwasser mit einem Härtegrad von rund 13 Grad dann in die kommunalen Hochbehälter gepumpt.
Dem WVMT-Geschäftsführer ist wichtig zu betonen, dass die Wasserenthärtung komplett ohne Chemie, sondern nur mit Wasserdruck erfolgt. Zur Härtestabilisierung wird der Anlage lediglich ein Phosphatmittel (Antiscalant) zugegeben. Das dient dazu, dass sich die Calcium- und Magnesiumionen nicht an den Membranen festsetzen und die Poren verstopfen. „Das Antiscalant ist gesundheitlich vollkommen unbedenklich und wird in der Wasserversorgung bereits seit Jahrzehnten eingesetzt“, so Seidenspinner. Zudem könne es die Membran nicht passieren und befinde sich nach der Aufbereitung auch nicht mehr im Trinkwasser.
Elektronische Überwachung
Von 100 Litern, die in die Niederdruck-Umkehrosmoseanlage gepumpt werden, kommen 80 Liter als entsalztes, enthärtetes oder „totes Wasser“ heraus, das auch als Permeat bezeichnet wird. 20 Liter sind das sogenannte Konzentrat, das mit dem Permeat die Härtebildner aus den Membranen spült und abschließend in die Tauber als Vorfluter geleitet wird. Der ganze Stolz der Anlage ist die elektronische Überwachung jeder einzelnen der 52 mit jeweils sechs Einzelmembranelementen bestückten Einzelröhren. So kann zielgenau ermittelt werden, wenn eine Störung vorliegt.
Derzeit erstellt Klaus Seidenspinner Informationen für die WVMT-Homepage und für alle Mitgliedsgemeinden. Schließlich sollen die Bürgerinnen und Bürger ausführlich informiert werden, wie alles funktioniert, wenn das weiche Wasser kommt. Im Amtsblättern und auf den einzelnen Homepages sollen Fakten und Wissenswertes rund um die Aufbereitung und zum am besten kontrolliertesten Lebensmittel veröffentlicht werden.
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