Evangelische Kirche

Emotionaler Abschied von Dekan Rüdiger Krauth

Rüdiger Krauth, seit 24 Jahren Dekan für den Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg, wurde am Freitag mit einem Gottesdienst und einer anschließenden Feier in den Ruhestand verabschiedet.

Von 
Nicola Beier
Lesedauer: 
Zu Beginn seiner Amtszeit 2000 trug sich Dekan Rüdiger Krauth in das Goldene Buch von Hirschlanden ein. 24 Jahr später tat er das noch einmal – zu seinem Abschied in den Ruhestand. © Nicola Beier

Hirschlanden. Die Hirschlander Dorfkirche platzte am Freitagabend aus allen Nähten. Alle waren gekommen, um Rüdiger Krauth, Dekan des Kirchenbezirks Adelsheim-Boxberg, nach 24 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand zu verabschieden. Mit dabei waren unter anderem Landesbischöfin Dr. Heike Springhart, Pfarrer Karl Kreß als Vorsitzender der Bezirkssynode, der stellvertretende Dekan Philipp Tecklenburg, die Landräte Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis) und Christoph Schauder (Main-Tauber-Kreis), die Bürgermeister Ralph Matousek (Rosenberg) und Benjamin Czernin (Ahorn), Hirschlandens Ortsvorsteher Martin Herrmann und viele weitere Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Kirchengemeinde. In den vordersten Reihen waren aber selbstverständlich auch Krauths Frau Ursula, seine Kinder und weitere Familienangehörige zu finden.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand die Überreichung der Entlassurkunde von Landesbischöfin Heike Springhart an Dekan Krauth.

Ein letztes Mal auf der Kanzel: Dekan und Gemeindepfarrer Rüdiger Krauth hielt die Predigt bei seinem Abschiedsgottesdienst. © Nicola Beier

Anschließend empfing er den Segen von ihr. Springhart würdigte zuvor Krauths Einsatz und Engagement über 24 Jahre hinweg, in denen sich die Kirche verändert habe. Krauth habe nun die Last auf seinen Schultern gespürt, die er zuvor anderen abgenommen habe. „Nun kannst du das Paket an Last und Verantwortung abgeben“, sagte sie zu ihm und wünschte sich von den Mitgliedern der Kirchengemeinde, dass diese sich auch in Zukunft gegenseitig helfen würden. Beim Dekan bedankte sie sich „für den langen Atem“ und wünschte ihm für die Zukunft „weitere Genesung“.

Krauth hält die letzte Predigt

In seiner Predigt blickte Rüdiger Krauth auf seine Anfänge als Pfarrer zurück: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und Armen.“ Das sei vor 34 Jahren der Predigttext zu seiner Einführung in seine erste Pfarrstelle gewesen. „Ich habe diese Zeilen stets als einen Auftrag verstanden“, erklärte Krauth, der es nie bereut habe, Pfarrer geworden zu sein: „Es ist ein wunderbarer Beruf. “ Er bedauere jedoch, dass sich die Stellung der Kirche über die Jahre verändert habe, obwohl sie „einen Schatz an Werten und Traditionen“ habe. Er sprach dabei die diakonische Verantwortung an, die ihm immer sehr am Herzen lag.

Dekan Rüdiger Krauth empfing den Segen von Landesbischöfin Dr. Heike Springhart. © Nicola Beier

Auch die Entwicklung der Gesellschaft beobachte er. Werte wie die Würde aller Menschen würden von manchen Menschen in Frage gestellt und demokratische Strukturen untergraben: „Hier müssen wir als Kirche auch weiterhin unsere Stimme erheben und entsprechend handeln“, so Krauth. Abschließend bedankte er sich bei allen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben, und bat um Vergebung für Fehler, die er gemacht habe: „Mir ist sehr wohl bewusst, dass man auch als Pfarrer und Dekan nicht fehlerlos leben kann.“

Karl Kress, Vorsitzender der Bezirkssynode, warf ebenfalls einen Blick auf die 24-jährige Amtszeit von Krauth und die Herausforderungen, die es zu bewältigen galt. Er nannte beispielsweise die Fusion der Dekanate Adelsheim und Boxberg zum neuen Kirchenbezirk 2000, die Zusammenlegung der Dienststellen, das große Liegenschaftsprojekt 2014 und ganz aktuell „ekiba 2032“, mit dem die Kirche Geld sparen wolle. Überall habe sich Krauth stark eingebracht und auch sonst viel Engagement gezeigt, wofür sich Kress bei ihm bedankte.

„Immer offenes Ohr“

Nach dem Gottesdienst ging es ins Dorfgemeinschaftshaus von Hirschlanden, wo anschließend die Abschiedsfeier stattfand. Dort ergriffen auch Vertreter aus der Politik das Wort. Dr. Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, zollte dem scheidenden Dekan Anerkennung, auch im Namen seines Kollegen Christoph Schauder. Bereits bei der Amtseinführung vor 24 Jahren sei Brötel als junger Buchener Bürgermeister dabei gewesen und habe die „außergewöhnlich lange Standzeit“ seither auch als Landrat begleitet. „Danke für ein ganz hervorragendes Miteinander, für ein immer offenes Ohr, für Zuspruch und Bestärkung in schwierigen Situationen, für eine klare Kante bei gesellschaftlichen oder politischen Grenzverletzungen, [...] aber auch für viele persönliche und immer wieder aufs Neue bereichernde Begegnungen und Gespräche.“ Er würdigte auch das Zutun von Krauths Frau und dessen ganzer Familie: „Gewählt ist zwar offiziell nur einer. [...] In der Praxis sieht es dann aber oft ziemlich anders aus.“

Rosenbergs Bürgermeister Ralph Matousek sagte: „Ihr Wirken war geprägt von Glaubensüberzeugung, Einsatz und stets offenen Türen [...].

Mehr zum Thema

Abschied

Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg: Krauths Erbe soll bewahrt werden

Veröffentlicht
Von
Nicola Beier
Mehr erfahren
„Schwanzwiesensteg“ in Rosenberg eingeweiht

Freude über neues, kleines Naherholungsgebiet groß

Veröffentlicht
Von
Helmut Frodl
Mehr erfahren
Posaunenchor Blumweiler-Schmerbach

Klangvolumen schien die Kirche beben zu lassen

Veröffentlicht
Von
cht
Mehr erfahren

Sie haben hier etwas ganz Besonderes geschaffen.“ Krauth sei nicht nur Dekan und Gemeindepfarrer gewesen, sondern auch Mitbürger, der sich eingebracht habe. „Einer von uns“, der das Gemeinschaftsgefühl gefördert habe und stets als „verlässlicher Anker“ galt – auch weit über die Kirche hinaus. „Die Türen der Gemeinde stehen Ihnen immer offen“, erklärte Matousek abschließend.

Ein Satz als gelebtes Motto

Dass Krauth ein fester und prägender Teil des Gemeinde- und Dorflebens war, stellte man auch schnell bei der Rede von Ortsvorsteher Martin Herrmann fest, der sich schwertat, die Leistungen des Dekans binnen einer fünfminütigen Rede zu würdigen. Herrmann stellte einen Satz in den Mittelpunkt, der schnell zum gelebten Motto wurde: „Das Dorf ist die Kirche, und die Kirche ist das Dorf.“ Dieser fand bei unzähligen Vorhaben in Hirschlanden Anwendung. Unter anderem beim ersten Großprojekt: Der Generalsanierung der Kirche mit der Orgelrestaurierung. Dabei kamen rund 39 000 Euro an Spenden zusammen – „die meisten davon aus Hirschlanden“. Krauth wirkte auch am neuen pädagogischen Konzept des Kindergartens oder der Entwicklung des Mehrgenerationendorfs mit, von dem Herrmann und Krauth 2017 sogar Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Satz erzählten: „In Hirschlanden ist das Dorf die Kirche, und die Kirche ist das Dorf.“ Nun, nach 24 Jahren, werde Krauth eine Lücke hinterlassen, die nicht gefüllt werden könne. „Für die Dorfgemeinschaft war und sind Sie unbezahlbar wertvoll“, unterstrich Herrmann abschließend.

Umzug nach Oberndorf am Neckar

Weitere Redner zollten dem Dekan ebenfalls Respekt und bedankten sich bei ihm für sein Wirken. Alle wünschten sie Krauth und dessen Familie für die Zukunft viel Gesundheit und Gottes Segen. Die Familie zieht Mitte Juli nach Oberndorf am Neckar um. Krauth bekam am Freitagabend aber nicht wenige Einladungen, doch regelmäßig nach Hirschlanden zu Besuch zu kommen.

Der Dekan im Ruhestand bedankte sich abschließend bei allen – den Rednern, seinen Mitarbeitern, den Helfern des Abends und jenen, mit denen er in den 24 Jahren zu tun hatte: „Alles, was gelungen ist, war Gemeinschaftswerk.“

Redaktion Im Einsatz für die Redaktionen Buchen und Sport

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke