Lauda-Königshofen. Der Bernsfeldener Ortsvorsteher Marcus Rügamer ist gerade dabei, solch ein Holz-Kompakthaus für seine Töchter in dem Igersheimer Ortsteil zu bauen, das sich mit Strom selbst versorgt und bereits in wenigen Wochen bezugsfertig ist (wir berichteten).
Noch scheint der experimentierfreudige und äußerst versierte Schreiner und Zimmerer auf diesem Gebiet eine Art Pionier zu sein. Doch dies könnte sich schon in Bälde ändern – um somit auch Wohnraum für den kleinen Geldbeutel zu schaffen. In Lauda-Königshofen gibt es erste konkrete Gedanken, ein Baugebiet für solche Wohnmöglichkeiten auszuweisen.
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Der Idee offen gegenüber
„Ich persönlich stehe der Idee offen gegenüber. Die Zeiten, in denen die Schaffung neuen Wohnraums in ländlichen Räumen immer automatisch mit der Erschließung neuer Einfamilienhaus-Bauplätze gleichzusetzen war, sind vorbei“, äußert sich Dr. Lukas Braun, Bürgermeister von Lauda-Königshofen, auf Anfrage gegenüber den Fränkischen Nachrichten.
„Selbstverständlich brauchen wir auch in Zukunft ausreichenden Raum für das klassische Einfamilienhaus mit Garage und Vorgarten. Daran arbeiten wir ja bei der Bauleitplanung und beim Grunderwerb zurzeit in mehreren Stadtteilen intensiv.“
Angesichts des gesellschaftlichen Wandels, massiv gestiegener Baukosten, des wohl wieder anziehenden Zinsniveaus und des zunehmenden Flächenverbrauchs brauche man aber in Zukunft ein deutlich variableres Angebot an Wohnformen, so der Schultes weiter. Dies schließe seines Erachtens verstärkten Geschosswohnungsbau, wo möglich auch Aufstockungen im Bestand, seniorengerechte Wohnungen, vielleicht auch familienfreundliche Doppelhaushälften oder eben Tiny-Häuser ein. Voraussetzung für ein solches Vorhaben mit Minihäusern sei selbstredend, dass sich eine solche Siedlung sowohl städtebaulich als auch vom nachbarschaftlichen Zusammenleben her gut einfüge. „Dies wird ein wesentliches Kriterium bei der Suche nach einer geeigneten Fläche.“
Die Fraktion der Freien Bürgerliste (FBL) unter ihrem Vorsitzenden Reinhard Vollmer hat in dieser Hinsicht im Oktober auch bereits einen Antrag in den Gemeinderat eingebracht, in dem er darum geht, weiteren Wohnraum zu realisieren.
„Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre die Entwicklung und Umsetzung einer ,Tiny-Haus-Ansiedlung’ im Stadtteil Lauda“, heißt es in dem Antrag. Die Verwaltung werde um Abklärung und Prüfung gebeten, „eine geeignete Fläche auf der Gemarkung Lauda für die Entwicklung und Ansiedlung einer ,Tiny-Haus-Siedlung’ zu finden. Neben einem einschlägigen Bebauungsplan soll auch ein passendes Konzept für zentrale Gemeinschaftsräumlichkeiten entwickelt werden.“
Angesichts massiv gestiegener Baukosten und gewandelter Wohnformen müsse es das Ziel der Stadt Lauda-Königshofen sein, eine möglichst hohe Vielfalt an verschiedenen Wohngelegenheiten zu erreichen, heißt es in der Begründung. „Tiny Häuer“ stellten längst keine Nische mehr dar, sondern seien inzwischen zu einer hochwertigen und allgemein akzeptierten Wohnform für Personen mit geringerem Wohnraumbedarf herangereift.
„Ihre Vorzüge neben geringeren Baukosten sind vor allem die vergleichsweise niedrige Flächenversiegelung, niedrige Unterhaltskosten und attraktive Raumzuschnitte, besonders für Singles oder kinderlose Paare.“ Vor allem in Ballungsgebieten gebe es Gruppierungen, die gezielt im Umland nach kommunalen Angeboten für „Tiny-Haus-Projekte“ Ausschau hielten, meint die FBL. Der Stadtteil Lauda könnte hier besonders durch die hervorragende Verkehrsanbindung an Würzburg und Heilbronn ein attraktives Angebot entwickeln.
Wenig Ressourcen verbrauchen
Auch die Ländliche Heimvolkshochschule Lauda unterstützt ökologisch orientierte Ideen und Projekte, „die so wenige Ressourcen wie möglich verbrauchen“, betont deren Leiter Günter Appel gegenüber unserer Zeitung.
„Unsere Seminare und Kurse sind vor allem die Themen zur Stärkung der Selbstversorgung und der selbstbestimmten Lebensführung“, macht er weiter deutlich.
In diesem Zusammenhang sehe man auch das Wohnen in einem sehr kleinen Haus, neudeutsch auch als „Tiny-Haus“ bekannt. Kleinsthäuser könnten unter Verwendung von Naturmaterialien selbst gebaut werden und seien dadurch auch mit überschaubaren Kapitaleinsatz möglich. „Naturmaterialien wie Holz und Lehm sind nachhaltig und klimaneutral und können deshalb einen guten Beitrag zum Schutz des Klimas leisten“, so Appell abschließend gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Bild: Klaus T. Mende
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