Tauberbischofsheim. „Bischofsheim war schon im Mittelalter ein Verkehrsknotenpunkt. Wenn ein Bürger eine neue Gastwirtschaft eröffnen wollte, musste zunächst der Stadtrat die Genehmigung erteilen. Zu diesem Zweck wurden auch die in der Stadt bereits ansässigen Gastwirte nach ihrer Meinung befragt. Meist lehnten sie ab, um keinen neuen Konkurrenten zu bekommen“, ist in historischen Unterlagen zu lesen.
Große Trinkfreudigkeit
Und weiter: „Die Trinkfreudigkeit der Bischemer Bürger war in früheren Zeiten so groß, dass das Angebot in den Gasthäusern nicht genügte. An Sonn- und Feiertagen stellt man auf den Wörtwiesen und im Gänsflur Tische auf und schenkte Wein aus, der erstaunlicherweise nicht nach der getrunkenen Menge, sondern nach der Trinkzeit zu bezahlen war.“
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Auf eine nicht ganz so lange Geschichte blickt das Gasthaus „Zum Taubertal“ zurück. Es begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als kleine Schank- und Kaffeewirtschaft – zunächst ohne Schildgerechtigkeit und ohne Herbergsrecht. Der heutige Name ist im 19. Jahrhundert noch nicht belegt, anfangs sprach man vom „Caffeewirt“ oder vom „Wirt an der Brücke“. Im Krieg von 1866 diente die Gaststätte als Lazarett. Durch Granatenbeschuss wurde sie schwer in Mitleidenschaft gezogen und brannte teilweise aus. Beim Wiederaufbau hat man eine bis in die Gegenwart sichtbare Granate in die Außenwand eingemauert und die Jahreszahl 1866 angebracht. Seit den ersten historischen Erwähnungen gab es ein Dutzend Betreiber des Gasthauses, in den letzten Jahren war es leer gestanden. Doch jetzt will Marco Stockmeister mithelfen, eine neue Ära einzuläuten.
Tatkräftige Unterstützung
„Mich hat es gereizt, für meine Heimatstadt Tauberbischofsheim etwas zu tun“, so der 31-Jährige im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Deswegen habe er mit seiner Familie und mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden, vor allem von der Fußballabteilung des TSV Tauberbischofsheim, dieses Projekt in Angriff genommen.
„Unser Bestreben ist es, einen Pächter zu finden, der ein gut bürgerliches Lokal mit gut 30 Sitzplätzen im Innenbereich sowie im Sommer einem Biergarten führt, das vor allem Hausmannskost anbietet“, blickt Lola Peters, die Lebensgefährtin des Bauherren, nach vorn. Marco Stockmeister ergänzt: „Dies soll auch vor dem Hintergrund erfolgen, dass das gastronomische Angebot in der Kreisstadt überschaubar ist.“
Die Lage direkt an der Tauberbrücke habe ihn angesprochen, so der 31-Jährige, der beruflich als Meister in der Montage beim Tauberbischofsheimer Weltmarktführer Weinig beschäftigt ist. Es dürfe nicht sein, diese Immobilie sich selbst zu überlassen. Deswegen habe er beschlossen, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Dies tue er seit April letzten Jahres – viel erfolge in Eigenregie, da er handwerklich sehr versiert sei, bei wesentlichen Tätigkeiten werde er von erfahrenen Handwerkern unterstützt.
Er, so Marco Stockmeister gegenüber unserer Zeitung, sei sich darüber hinaus im Klaren, dass er mit dieser Modernisierung zwei Fliegen mit einer Klappe schlage. Einerseits werde ein innerörtlicher Leerstand mit neuem Leben erfüllt. Andererseits werde so dringend benötigter Wohnraum geschaffen.
Im direkt an die Gaststätte angrenzenden Gebäude entstehen fünf individuell Wohneinheiten, teilweise mit Balkon, mit einer Fläche zwischen 44 und 100 Quadratmetern.
Marco Stockmeister ist derzeit fast jeden Abend auf der Baustelle in der Würzburger Straße. „Es macht mir viel Spaß, wenn ich mich so engagieren kann“, sagt er. Denn es sei für ihn Motivation genug, für die Stadt und die Allgemeinheit etwas Nachhaltiges zu schaffen – und ein Traditionslokal neu zu beleben.
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