Bernsfelden. „Manchmal ist es ganz schön anstrengend, solch einen technisch versierten Papa zu haben, weil man seine Gedankengänge nicht immer verfolgen kann“, schmunzelt Tochter Hanna. Ihre Schwester Lene ergänzt: „Es war auch unser Anliegen, etwas zu schaffen, dass wir uns auf dem Land wohlfühlen.“ Die beiden Doppelhaus-Hälften mit jeweils knapp 50 Quadratmetern sind für die beiden Geschwister gedacht. Auch wenn es bis zum Einzug noch ein paar Wochen dauert, finden die zwei Studentinnen ihr künftiges Zuhause einfach nur „sehr cool“.
Sichtbare Spuren hinterlassen
Vater Marcus, Ortsvorsteher der Igersheimer Teilgemeinde und Geschäftsführer des Bad Mergentheimer Wildparks, geht mal wieder seiner Leidenschaft nach – und hinterlässt für alle sichtbar seine Spuren. „Schon von Kindesbeinen an hat es mir Freude bereitet, etwas mit Holz zu tun. Und bereits in der siebten Klasse hat für mich festgestanden, später mit Holz zu arbeiten.“
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Es folgte eine Ausbildung zum Schreiner und zusätzlich zum Zimmerer. Und woher stammt das Faible für diesen Rohstoff? „Vielleicht hat meine Mutter etwas damit zu tun – deren Mädchennamen war nämlich Holzmann . . .“, teilt Rügamer augenzwinkernd mit.
Zwei Holzhäuser auf dem Igersheimer Kirchberg, einige Spiel- und Grillplätze – Marcus Rügamer hat sein Können schon mehrfach unter Beweis gestellt. Zur Freude der Allgemeinheit. Jetzt tut er dies mit dem Doppel-Holzhaus für seine beiden Töchter – „in dieser Form in der Region wohl einmalig“, wie er meint.
Sein Ziel sei gewesen, ob und wie es gelinge, junge Leute in ihrer angestammten Umgebung im ländlichen Raum zu halten, während sie ihr Studium in der Ferne absolvieren. Und deswegen sei er mit der Bitte an seine Töchter herangetreten: „Sagt mir eure Vorstellungen, daraus basteln wir mal etwas.“ Und rasch sei für einen ersten Entwurf ein Modell entstanden. Dies habe man schließlich verfeinert – herausgekommen sei ein Reich, das Lena und Hanna Rügamer in wenigen Wochen als künftiger Rückzugsort in ihrer Heimatkommune dient.
Materialmangel wegen Corona
„Angefangen haben wir im Februar 2021 – vor allem Corona bedingt gab es wegen Materialmangels zwischendurch einige Baustopps“, blickt der Bernsfeldener Ortsvorsteher im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten zurück. Doch jetzt werde die finale Phase des Projektes eingeläutet.
„Wir haben viel in Eigenregie gemacht, wobei Jochen Elsner als Architekt mit im Boot war“, so Marcus Rügamer. Hierbei handele es sich um eine klassische Holz-Rahmen-Bauweise mit 24 Zentimeter Rahmenstärke, während außen zehn Zentimeter dicke Holzweichfaserplatten angebracht seien. Es gebe eine Fußbodenheizung, die gleich mit in die Betonplatte eingegossen worden sei, sie funktioniere mittels Wärmepumpe. Wohnzimmer und Küche seien eine Einheit, hinzu kämen eine 15 Quadratmeter große Galerie, ein geräumiges Bad sowie ein kleiner Abstellraum.
Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach versorgt die Doppelhaushälften autark mit Strom für Heizung und Wasser. Der Clou: Im Außenbereich werden zwei Wallboxen installiert – als Stromtankstellen für E-Autos. „Mobilität auf dem Land ist immer ein Thema – und der ÖPNV bei uns ist sehr schlecht“, meint der Bauherr gegenüber unserer Zeitung.
Innerörtliche Flächen nutzen
Soweit könnten auch innerörtliche Flächen sinnvoll genutzt werden. Und warum überwiegend Holz? „Wir streben Klimafreundlichkeit an und wollen das Regionale stärken“, begründet Marcus Rügamer seine Entscheidung. Für die Außenverkleidung sei übrigens heimische Lärche verwendet worden, für die Dielen der Terrassen Eiche aus Igersheimer Wäldern.
„Ich habe schon weitere Projekte im Hinterkopf – aber die werden noch nicht verraten“, wirft Marcus Rügamer ein. Nur so viel: „Später, wenn wir älter sind, brauchen wir eine Möglichkeit zum Wohnen. Ich kann mir vorstellen, dies im gleichen Stil zu machen – nur etwas größer und mit ein paar technischen Features wie etwa einem kleinen Aufzug anstatt einer Treppe.“
„Mein ursprünglicher Lebensplan war, mit 55 mal so langsam etwas zurückzutreten, damit ich mich solchen Projekten noch viel mehr widmen kann“, meint der 52-Jährige abschließend. „Wenn es mir gut geht, bin ich am Basteln, Bauen und Entwickeln. Denn das ist mein großes Hobby.“
Beste Voraussetzungen also, um noch vielfach prägende Spuren zu hinterlassen.
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