Vielversprechender Gipfel in Möckmühl

Lauda-Königshofen: Frankenbahn aus Dornröschenschlaf holen

Bund, Land und Kreise wollen an einem Strang ziehen: Die Frankenbahn zwischen Heilbronn und Würzburg soll in den kommenden Jahren grundlegend modernisiert werden, um ihren Stellenwert als Nord-Süd-Tangente aufzupolieren.

Von 
Klaus T. Mende
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Engpass auf der Schiene: Der knapp vier Kilometer lange eingleisige Abschnitt der Frankenbahn zwischen Möckmühl und Züttlingen könnte in einem überschaubaren Zeitraum beseitigt werden. Der Berliner Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer nährte beim Gipfel in der Möckmühler Stadthalle derartige Pläne. © Klaus T. Mende

Odenwald-Tauber/Möckmühl. Heilbronn-Franken als eine der wirtschaftsstärksten Regionen in Deutschland soll über kurz oder lang wieder ans Fernverkehrsnetz angedockt werden, wovon auch die Region Odenwald-Tauber stark profitieren würde.

In mehreren Schritten

Um das Ganze – in mehreren Schritten – zu realisieren, wird sich der Bund mit Millionenzuschüssen im dreistelligen Bereich an den Plänen beteiligen. Dies sagte der Berliner Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer, Schienenbeauftragter der Bundesregierung, auf dem hochkarätig besetzten Frankenbahn-Gipfel in der Stadthalle Möckmühl zu. Mit dabei war auch – neben Bürgermeistern, Landräten und Abgeordneten – Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann, der die Unterstützungszusage aus der Bundeshauptstadt freudig zur Kenntnis nahm. Profitieren sollen auch jene Abschnitte, die im Bereich der Kreise Neckar-Odenwald und Main-Tauber liegen.

Zwei Landräte, in der Sache vereint: Dr. Achim Brötel (links) und Christoph Schauder kämpfen Schulter an Schulter für Verbesserungen entlang der Frankenbahn. © Klaus T. Mende

Manch ein Teilnehmer sprach bereits von einem „Durchbruch“. Jetzt gelte es noch, die Deutsche Bahn mit ins Boot zu holen, um die Infrastruktur entlang der traditionsreichen Frankenbahn aus ihrem Dornröschenschlaf zu holen, um so alle Fahrgastpotenziale, vor allem im stark ländlich geprägten Raum, verstärkt zu nutzen, so der allgemeine Tenor in der Jagsttalkommune. Auch die Haltestellen zwischen Osterburken und Lauda werden sich von dem großen Kuchen einige Stücke abschneiden dürfen.

Forderung unterstrichen

Solch eine Konferenz ist eine gute Gelegenheit, nochmals alle Fakten auf den Tisch zu legen. Und so bemängelten die Landräte Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald) und Christoph Schauder (Main-Tauber) erneut unisono den augenblicklichen Zustand der Infrastruktur („die rumänische Staatsbahn in der hinteren Walachei kümmert sich mehr um ihr Eigentum als die Deutsche Bahn“). Es könne nicht sein, dass der Bund sein Eigentum, das nur formal in den Händen der Deutschen Bahn und ihrer Töchter geparkt sei, „weiter derart verlottern lässt, wie man das hier entlang der Frankenbahn quasi auf Schritt und Tritt beobachten kann“.

Beide Landräte unterstrichen ihre Forderung mit Nachdruck, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, um Haltestellen und Bahnhofsumfelder fit für die Zukunft zu machen. Worte, die bei Staatssekretär Theurer zunächst auf etwas Verwunderung stießen. Er riet sämtlichen Beteiligten, sachlich zu diskutieren, anstatt zu polemisieren. Letztlich jedoch fanden aber alle auf den berühmten gemeinsamen Nenner und zu der Erkenntnis, mit viel Optimismus nach vorn zu blicken.

ASCII © Klaus T. Mende

Pakete auf den Weg bringen

Drei Pakete, in einer Studie der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) herausgearbeitet, sollen auf den Weg gebracht werden, um die Situation entlang der Strecke zwischen Heilbronn und Würzburg nachhaltig für Personen- und Güterbeförderung so zu verbessern, dass sich potenzielle Bahnkunden und Gewerbe nicht mehr aufs Abstellgleis geschoben fühlen. An vielen Stellen gilt es mittels umfassenden Sanierungen, Erneuerungen oder Ausbaumaßnahmen nachzujustieren. Hierbei dürfe nicht die Verantwortung wie der „Schwarze Peter“ gegenseitig zugeschoben werden. Bund, Land und Kreise säßen im selben Boot, war an diesem Nachmittag immer wieder zu vernehmen – nur wenn alle in die gleiche Richtung ruderten, gebe es ein Vorankommen.

Komplette Digitalisierung

Paket 1 umfasst zunächst einmal die komplette Digitalisierung des Korridors zwischen Heilbronn und Würzburg, auf dem die Technik teilweise 50 Jahre und älter ist. Hierfür gab Michael Theurer quasi konkret grünes Licht, indem der Bund entsprechende Gelder beisteuern werde. Hierin sahen alle den dringendsten Handlungsbedarf, auch vor dem Hintergrund, dass dieses Vorhaben die Grundlage dafür sei, alles Weitere erfolgreich zu realisieren.

Im zweiten Maßnahmenbündel geht es um umfassende Erneuerungen an der Infrastruktur. Hierzu gehören unter anderem der Bau eines jeweils zweiten Bahnsteigs in Wölchingen und Königshofen. Doch auch der Bahnhof Eubigheim wird davon partizipieren, während es in Rosenberg vor allem um die Anpassung der Bahnsteigshöhe geht. Wie der NVBW-Studie ferner zu entnehmen war, fällt auch eine mögliche Reaktivierung der Haltestellen Hirschlanden, Schweigern, Unterschüpf und Sachsenflur (derzeit) nicht hinten runter. Osterburkens Rathauschef Jürgen Galm, ebenso vor Ort wie seine Kollegen Joachim Markert (Grünsfeld), Dr. Lukas Braun (Lauda-Königshofen) oder Ralph Matousek (Rosenberg), viele Abgeordnete, darunter MdB Nina Warken (Odenwald-Tauber), sowie Vertreter der Landratsämter, mahnte in diesem Zusammenhang an, dass gerade an Knotenpunkten wie etwa in der Römerstadt daran gedacht werde, einen überdachten Wartebereich sowie eine funktionierende WC-Anlage für die Fahrgäste zu reaktivieren.

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Am kostenintensivsten

Im kostenintensivsten dritten Paket sollen mehrere Bauprojekte umgesetzt werden, um die Strecke an die heutigen Ansprüche für Personen- und Güterbeförderung anzupassen und zudem die Möglichkeit zu schaffen, über sie eventuell auch wieder Fernverkehrsverbindungen zu leiten. Bestreben des Heilbronner Oberbürgermeisters Harry Mergel ist es ohnehin, in der Käthchenstadt als bedeutendes Oberzentrum einen regelmäßigen IC- oder ICE-Halt zu installieren. Konkrete Aussagen hierzu waren weder Staatssekretär Michael Theurer noch Verkehrsminister Winfried Herrmann zu entlocken. Beider Credo: „Wir bekennen uns zur Frankenbahn. Aber es ist zielführend, einen Schritt nach dem anderen zu tätigen.“

Ein vertretbares Entgegenkommen des Bundes werde von vielen Seiten als starkes Signal an die Region Heilbronn-Franken gewertet, die sich in der gesamten Diskussion nicht unter Wert verkaufen dürfe, sondern ihre vielen Stärken immer wieder betonen müsse, ließen viele Teilnehmer in ihren Wortbeiträgen immer wieder verlauten.

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Um die Frankenbahn entscheidend voranzubringen, sei es wichtig, ganzheitlich zu denken. Michael Theurer (Bild) stimmte alle Protagonisten auf einen „jahrelangen Prozess“ ein, bei dem es gelte, das Machbare vom Wünschenswerten zu trennen. Er wisse um die Bahnhöfe „also größte Sorgenkinder“, hob zudem hervor, dass eine gewisse Zeit schon deswegen einkalkuliert werden müsse, weil derzeit das Fachpersonal auf vielen Gebieten (noch) nicht zur Verfügung stehe. „Der Bund wird alle Bemühungen unterstützen“, so Theurer, der nochmals die Bedeutung der Nord-Süd-Tangente für den Regional- und Nahverkehr explizit betonte.

Fortschritt in Angriff nehmen

Winfried Herrmann (Bild dritte Spalte) freute sich, dass „der Schienenbeauftragte des Bundes mit viel Leidenschaft an die Sache herangeht“. Jetzt gelte es, den Fortschritt entlang der Strecke in Angriff zu nehmen. Hierzu benötige es die konstruktive Zusammenarbeit aller Partner. „Die baden-württembergische Landesregierung ist mit dabei“, meinte der Verkehrsminister abschließend.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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