Königshofen. Der Doppel-Bahnübergang ist vielen Menschen in der Region längst ein Dorn im Auge. Sie sind vor allen wegen der langen Wartezeiten genervt, die sich täglich auf mehr als fünf Stunden summieren und verantwortlich sind für deutliche erhöhte CO2-Ausstöße aus den Fahrzeugen in die Atmosphäre.
Lösung in Sicht?
Hinter den Kulissen wird jetzt aber an einer Beseitigung des Problems gearbeitet. Und nachdem alle Seiten kompromissbereit zu sein scheinen, könnte es durchaus zu einem Durchbruch in der Sache kommen – und zwar durch einen „goldenen Mittelweg“. Der könnte für die Stadt Lauda-Königshofen darüber hinaus die positive Folge haben, dass die Errichtung eines multifunktionalen Gleisanschlusses für die regionale Wirtschaft und eine größere Gewerbeansiedlung im Industriegebiet „Becksteiner Weg“ möglich bleibt.
Bislang liegen sechs Varianten auf dem Tisch, deren Kostenprognose sich zwischen 16,6 Millionen und 94,4 Millionen Euro bewegen, wobei einige bereits im Vorfeld als unrealistisch zu den Akten gelegt worden waren. Zuletzt waren drei Varianten übrig geblieben, über die diskutiert wird, aber bislang noch kein gemeinsamer Nenner gefunden worden war, weil Natur-, Umwelt- und Wasserschutz tangiert wird.
Querung an Ort und Stelle
„Momentan wird eine zusätzliche Variante 1.1 ausgearbeitet – wie Variante 1, nur leicht verschoben, nämlich Querung an Ort und Stelle’“, teilt Steffi Paprotka, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart, auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten mit. Alle Varianten würden momentan noch final ausgearbeitet, wobei recht umfangreiche Gutachten zu berücksichtigen seien – Naturschutz, Wasser und Ähnliches. „Im ersten Quartal 2023 erwarten wir die Zusammenstellung der Ergebnisse.“
Die FN haben auch im Landratsamt Main-Tauber zum Stand der Dinge nachgefragt. Dazu Pressesprecher Markus Moll: „Zum Thema Doppel-Bahnübergang Königshofen können wir uns augenblicklich nicht öffentlich äußern, da derzeit noch Prüfungen und Ausarbeitungen stattfinden.“
Schwieriges Gefälle
„Ich bin positiv überrascht, nun zu erfahren, dass Variante 1 in leicht versetzter Lage doch noch einmal geprüft wird“, teilt Lauda-Königshofens Bürgermeister Dr. Lukas Braun mit. „Zwar sind wir hier nah an der Wasserschutzzone 1 des Pumpwerks Königshofen. Man muss allerdings sehen, dass die Prüfung der verschiedenen Varianten einer Querung der Bahn und der Tauber nördlich der Bestands-Trasse zwischen Lauda und Königshofen eine ganze Reihe von Hürden aufgezeigt hat: der genaue Abgrenzungsverlauf der Wasserschutzzonen, Berührungspunkte mit dem Streuobstwiesengürtel, Konflikte mit anderen Naturschutzgütern und der Landschaftsschutz.“
Vor allem auch das schwierige Gefälle von der K 2832 zum Umpfertal hin sei zu beachten, das nach den bisherigen Prüfungen wohl nur schwer in Einklang mit den besonderen baulichen Normen einer Bundesstraße zu bringen sei.
Man könne die Situation im Korridor zwischen Lauda und Königshofen so zusammenfassen: Je weiter man mit der Trasse nach Norden gehe, desto mehr Eingriffe in Schutzgüter entstünden und müssten ausgeglichen werden, sagt der Rathauschef weiter. Und je weiter man nach Süden rücke, desto mehr gehe die Trasse auf Kosten der Stadtentwicklung, da sie dann schon wirklich sehr dicht an die Bebauung der Eisenbahnstraße heranrücke und je nach Trassierung sogar Teile des Industriegebiets „Becksteiner Weg“ hinter Tauberbeton durchschnitte. „Womöglich ist eine grob an der Bestandstrasse orientierte Variante 1.1 daher am Ende tatsächlich die sinnvollste Lösung, sofern, und das muss gewährleistet sein, eine Möglichkeit gefunden wird, wie während und nach der Bauphase die Rohwasserversorgung des mittleren Main-Tauber-Kreises geschützt werden kann.“
Ein guter Kompromiss
Nicht nur dem Stadtoberhaupt und dem Gemeinderat, auch vielen Bürgern weit über die Messestadt hinaus wäre es, so wird auch oft dem FN-Reporter kundgetan, ein großes Anliegen, dass endlich eine Lösung aufgezeigt wird, den Ist-Zustand des Doppel-Bahnübergangs, der in dieser Form bundesweit nahezu einmalig sein dürfte, zu beseitigen.
Die 1.1-Variante – die „kleine Lösung“ zunächst ohne Umgehung – wäre wohl ein guter Kompromiss auch vor dem Hintergrund, dass ein Unternehmen aus der Sparte CO2-arme Stahlbearbeitung“ stark daran interessiert sei, sich in Königshofen im Gewerbegebiet „Becksteiner Weg“ anzusiedeln. Es hat in den Raum gestellt, eine stattliche Millionensumme zu investieren, zahlreiche neue Arbeitsplätze zu schaffen und erheblich zur Grundauslastung eines multifunktionalen Gleisanschlusses beizutragen, wozu es in der Region bei den Firmen im Übrigen großes Interesse gibt, wie jüngst eine Umfrage der IHK gezeigt hatte.
Interesse mehrfach bekundet
Der Investor hat bereits bekundet, sich in Königshofen anzusiedeln zu wollen, weil er hier die Rahmenbedingungen mit dem Gleisanschluss als optimal ansieht. Sollte es jedoch nicht dazu kommen, will er seine Pläne an einem Standort in Ostdeutschland umsetzen. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die jetzt ins Spiel gebrachte Variante 1.1 den „gordischen Knoten“ durchtrennt.
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