Vertrag gescheitert

Külsheim plant eigene Fundtieraufnahmestelle

Zwischen der Gemeinde Külsheim und dem Tierschutzverein Wertheim bestand zehn Jahre lang eine Vereinbarung über die Aufnahme von Fundtieren. Doch ein neuer Vertrag kam nicht zustande. Külsheim will nun eigene Wege gehen.

Von 
Heike Barowski
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Jährlich wurden bis zu drei Katzen in Külsheim gefunden, deren Besitzer nicht ermittelt werden konnten und die dann im Theodora-Brand-Tierheim vorübergehend eine neue Heimat gefunden haben. Doch nun ist die Fundtiervereinbarung zwischen der Kommune und dem Tierheim nicht zustande gekommen. © dpa/Riedl

Külsheim. „Ich wusste manchmal gar nicht mehr wohin mit den Katzen. Dann habe ich sie sogar mit zu mir nach Hause genommen“, erzählte Werbachs Hauptamtsleiter Tobias Schwarzbach erst vor wenigen Wochen. Auf jener Gemeinderatssitzung ging es um die zu treffende Fundtiervereinbarung zwischen dem Tierschutzverein Wertheim und der Kommune. Darin wurde festgehalten, dass Fundtiere, die bei der Gemeinde erfasst sind, an das Theodora-Brand-Tierheim für einen pauschal zu entrichtenden Beitrag abgegeben werden können.

Ähnliches wie Tobias Schwarzbach könnte nun der Külsheimer Hauptamtsleiterin Simone Hickl-Seitz und Bürgermeister Thomas Schreglmann oder anderen Mitarbeitern im Rathaus drohen. Denn die seit zehn Jahren bestehende Fundtiervereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Tierschutzverein Wertheim kam nicht wieder zustande. Jede Kommune ist aber verpflichtet, diese Tiere aufzunehmen und weiterzuvermitteln.

Auslöser für das Nichtzustandekommen war die Erhöhung des Pauschalpreises, den die Kommune zu entrichten hat. Eine sehr lange Zeit musste jede Gemeinde pro Einwohner und Jahr 25 Cent an den Verein zahlen. Jetzt wurde dieser Beitrag auf ein Euro angehoben.

Ich wusste manchmal gar nicht mehr wohin mit den Katzen. Dann habe ich sie sogar mit zu mir nach Hause genommen“
Tobias Schwarzbach

Erhöhung war überfällig

Wie die Tierheimleiterin Monika Eggerer mitteilte, war diese Erhöhung längst überfällig, denn auch der Verein, der das Tierheim führt, hat mit deutlich gestiegenen Tierarzt-, Lohn-, Energie- und Futterkosten zu kämpfen. „Mit diesem einen Euro liegen wir im Vergleich zu anderen Einrichtungen sogar noch am untersten Rand“, sagte die engagierte Tierliebhaberin. Sicher sei auch, dass der Verein mit dieser Summe gerade so die anfallenden Kosten für Fundtiere, wie Kastration, Impfung und das Chippen decken kann. Noch nicht eingerechnet sind die Kosten, die zusätzlich entstehen, wenn das Tier krank ist.

Im vergangenen Jahr fanden nach der Festsetzung des neuen Pauschalbetrags die Verhandlungen zwischen dem Verein und den Kommunen statt. Kreuzwertheim, Freudenberg und nun auch Werbach stimmten dem sofort zu.

„Die Stadt Külsheim hat die Vereinbarung mit dem Tierheim Wertheim nicht gekündigt. Etwas überraschend hat das Theodora-Brand-Tierheim selber den Vertrag nach zehn Jahren mit der Stadt Külsheim zum 31. Dezember 2022 aufgelöst. Laut Kündigungsschreiben war unser finanzieller Beitrag nicht mehr kostendeckend. Ob dies zutreffend ist, kann ich nicht überprüfen, da wir, trotz mehrfachen Nachfragens, vom Tierheim Wertheim keinerlei Zahlen darüber erhalten haben, wie viele Fundtiere tatsächlich aus Külsheim in den letzten Jahren aufgenommen worden sind“, so Bürgermeister Thomas Schreglmann.

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Vereinbarung zu besseren Konditionen möglich gewesen

Keinen Zweifel ließ er daran aufkommen, dass Külsheim die Vereinbarung mit dem Tierheim zu besseren Konditionen verlängert hätte. Gezahlt hatte die Kommune bisher nach altem Pauschalbetrag rund 1300 Euro an den Tierschutzverein für die Abnahme von Fundtieren. „Im Jahr haben wir maximal bis zu drei Katzen, die aufgefunden und im Ordnungsamt registriert werden. Hasen, Hunde oder sonstige Tiere waren die letzten Jahre überhaupt nicht dabei“, so Schreglmann.

Ganz anders scheint sich die Situation in Werbach darzustellen. Auf die Nachbarkommune kommen entsprechend seiner Einwohnerzahl 3300 Euro jährlich für die Aufnahme der Fundtiere zu. Wie Schwarzbach während der Sitzung vorrechnete, werden in Werbach pro Jahr im Durchschnitt 20 Katzen gefunden. Man würde inzwischen aber bereits bei zehn Fundkatzen die 3000 Euro Kosten durch Untersuchung, Kastration und Impfung weit überschreiten. Der Werbacher Gemeinderat stimmte somit einhellig für den Abschluss der Fundtiervereinbarung.

Ein Vertrag mit Külsheim kann nun nicht mehr zustande kommen. „Selbst wenn wir wollen – es geht nicht. Uns fehlt einfach die Aufnahmekapazität“, so die Tierheimleiterin.

Fundtiere

Verirrte oder dem Halter dauerhaft entlaufene Haustiere sowie Haustiere ohne bekannten Halter gelten als Fundtier. Für ihre Versorgung, Unterbringung und notwendige tierärztliche Behandlung ist grundsätzlich das Fundbüro der jeweiligen Stadt oder Gemeinde verantwortlich. (Tasso)

Diverse Alternativen

Bleibt die Frage, wie Külsheim mit der Situation umgeht, auch wenn nur drei Katzen im Jahr aufgefunden werden. Man habe diverse Alternativen geprüft, heißt es. Thomas Schreglmann: „Ein neuer Vertrag mit einem Tierheim in der Region wurde von mir bereits unterzeichnet. Zusätzlich stehen wir auch in Kontakt zu Tierschutzvereinen über die Errichtung einer Fundtier-Außenstelle in Külsheim. Dies könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen, allerdings sind die gesetzlichen Vorgaben scheinbar extrem hoch. Wir haben aber im Bauhof und auch in der Verwaltung jede Menge Katzen- und Tierliebhaber und sogar Hundezüchter, so dass die personelle Betreuung kein Problem darstellen würde. Hierzu finden nächste Woche weitere Besichtigungstermine statt.“ Doch eine Lösung muss schnell gefunden werden, denn die Anzahl der Fundkatzen steigt seit Jahren deutlich an, so Monika Eggerer.

Zahl der ausgesetzten Hunde geht zurück

Bei Hunden dagegen sieht der Trend anders aus. Zurzeit haben im Theodora-Brand-Tierheim sehr viele Katzen und 17 Hunde eine Heimat gefunden. Darunter auch Heinrich, ein wunderschöner noch recht junger dunkelbrauner lebhafter Mix, der auf einen erfahrenen und geduldigen Besitzer wartet.

„Die Anzahl der ausgesetzten Hunde geht, Gott sei dank, sichtbar zurück“, erzählte Monika Eggerer. Als Ursache sieht sie das Einsetzen eines Implantats direkt unter die Haut des Hundes. Durch ein spezielles technisches Gerät, welches die Daten auf dem Chip auslesen kann, können Besitzer recht schnell ermittelt werden.

Momentan jedoch wird nicht nur das Tierheim in Wertheim von einer regelrechten „Corona-Hundeschwemme“ überrollt. „Zu Pandemiezeiten wurden die Welpen leider oft über das Internet gekauft. Jetzt kommt der Hund in seine Rüpeljahre und wird vielen Besitzern, die inzwischen wieder voll arbeiten, lästig. Dann landen sie in den Tierheimen. Ich kriege sogar Anrufe aus Hamburg, weil alle Heime überfüllt sind“, berichtete Monika Eggerer.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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