Höpfingen. 21 Programmpunkte in fünf Stunden, Stimmung am laufenden Band, „Schnapsbrenner Helau“ und natürlich „Rotschi“: So lässt sich in Kurzform die überwältigende Prunksitzung der FGH 70 „Höpfemer Schnapsbrenner“ beschreiben.
Sie sorgte am Freitag für eine ausverkaufte Obst- und Festhalle voll begeisterter Besucher. Der „Corona-Neustart“ kann definitiv als geglückt betrachtet werden. Die FG hatte ein gehörige Portion Gaudiimpfstoff aufgeboten – mit Gesang, Text und Tanz als Stimmungsbeschleuniger. Der Abend beinhaltete auch Ehrungen (die FN berichten gesondert).
Ehe der närrische Hofstaat und die 20 Gastabordnungen aus dem Narrenring Main-Neckar, für die Leon Kuhn (Stedemer Beesche) ein Grußwort sprach, in die närrisch dekorierte Halle einmarschierten, gaben bereits „Peters lustige Musikanten“ mit ihrer Musik den Takt vor.
Entsprechend in Bestform zeigte sich Sven Dargatz: „Endlich wieder Akteure auf der Bühne und Publikum im Saal!“, frohlockte er. Die Moderation übernahm Präsident Jürgen Farrenkopf: „Wir geben Gas und stehen unter Strom!“, rief er in Anspielung an das Motto der Kampagne dem Publikum zu. Er begrüßte neben den Gästen auch Kinderprinzenpaar Hedda, die mit dem Bass tanzt (Dargatz), und Julius aus dem Königshaus (König) sowie Ihre Lieblichkeit Prinzessin Sabrina, die Rotschreiberin im Eintracht-Universum und Prinz Kai I. (Nohe). In Versform stellten sie sich vor.
Geballte „Frauenpower“ folgte: Erst wusste das Tanzmariechen Livia Schott (trainiert von Jana Todtenhaupt und Pia Häfner) mit grazilen Bewegungen zu gefallen, ehe Emily Schulze einen gekonnten Auftritt in der Bütt hatte. Frisch und couragiert plauderte sie zu ihrem Motto: „Jetzt ist es endlich wieder soweit“: Nicht nur der lieben Familie, sondern auch der Faschenacht schlug sie ein humoriges Schnippchen.
Sympathisch wie schwungvoll zeigte die Schautanzgruppe der „Stedemer Beesche“ (trainiert von Michelle Klotzbücher und Talina Böttcher) den Unterschied zwischen „Dorfkind und Stadtkind“ auf: Der rassige Ringelpiez in schwarz-rotem Mummenschanz stellte freilich klar, dass sich Stadt und Land doch ähnlicher sind als gedacht.
Einen „Jahresrückblick“ der humorvollen Art hatte der unnachahmliche Ralf „Zack“ Zang mitgebracht - was wäre eine Sitzung ohne ihn?! Er rechnete fröhlich-frech mit der Natur, der deutschen Sprache, den Haus- und Spitznamen, allzu penetranter Werbung („mit Zack ins Weekend-Feeling“), dem französischen Austauschschüler namens „Accessoire“, dem Briefträger im Home-Office und dem „Gendern in Urform“ (Putin!) ab – ein Frontalangriff auf die Lachmuskeln.
Nachdem er mit „Standing Ovations“ und „Schnapsbrenner Helau“ frenetisch verabschiedet wurde, hieß es „Leinen los und volle Kraft voraus“ für die hauseigene Kindergarde (trainiert von Leonie Enders und Sina Reinhard): Der ausgelassene Tanz über das wackere Leben der Wikinger sorgte für die nächste „Stimmungsrakete“ – kein Wunder bei der schmissigen Choreographie inklusive Wellenritt auf der Bühne.
Mit dem Allerneuesten aus dem Quetschedorf wussten die Ortsglossiere (Martin Sauer und Dani Kaiser-Hauk) in geschliffenen Reimen aufzutrumpfen: Sowohl der „schwitzende Schello“, das „spirituelle Erlebnis der Extraklasse“ im Familienbad und ein sonderbares Vorkommnis mit dem Vorschlaghammer würzten die ohnehin bombastische Atmosphäre zusätzlich. Im Grunde wäre „Höpfi“ sowieso nahezu perfekt – aber ein frommer Wunsch besteht dennoch: Was Feines wäre fraglos eine „Kousche-Kasse“ im Netto-Markt, an der kein Geringerer als Rotschi sitzt!
Nachdem „die zwei Christians“ (Pfarrer Wolff und Bürgermeister Hauk) zum närrischen Rapport einbestellt wurden und alle Lacher auf ihrer Seite hatten, kamen Freunde des klassischen Gardetanzes auf ihre Kosten: Trainiert von Laura Burger und Anna Kuhn, wirbelte die Juniorengarde flinken Schrittes über die Bühne.
Und dann drehte ein echtes Urgestein an der Stimmungsschraube: Mit „Helau, Freunde!“ machte Prinzenpapa „Rotschi“ auf sich aufmerksam. Seine originelle Show verstand sich als flotte Mixtur aus Musik, Situationskomik und Wortspielen – und über dem allen thronte stets die Liebe zu „Höpfi“, Land und Leuten. So widmete er dem „Höpfemer Konjunktiv I“ („ich död“) ein kurzweiliges Lied, berichtete von Dialektschwierigkeiten mit WhatsApp – aus „Rotschi“ macht die Technik „Rotschimmel“ – und einer „Bekanntmachung“ in Richtung der Biber, die sich nach Horde verziehen. Die Stimmung kochte, als Publikumsliebling „Rotschi“ aus vollem Hals seine Erkennungsmelodien „Häng die Lefze net nab“ und „I weck’ di mit Weckli“ anstimmte – einfach grandios.
Mit poppigen Piano-Akkorden nahm schließlich Niklas Käfer (FG „Lemia“ Krautheim) das Auditorium mit auf eine „musikalische Reise in das Jagsttal“: Seine Kombination aus Bütt und Musik erinnerte an die schlimmsten Katastrophen seit Donald Trump wie Corona, die Klimakleber und das „Russlandmännchen am Gashahn“.
Auf der Zielgeraden zu deutlich vorgerückter Stunde gab es noch drei Highlights: Tänzerisch erfüllten die leichtfüßige Prinzengarde (trainiert von Jannika Kühner und Vanessa Farrenkopf) und die Gemischte Schautanzgruppe, die als echtes Aushängeschild der Höpfemer Faschenacht in „Arabische Nächte“ entführte – eine begeisternde Symbiose aus farbenfroher Requisite, dynamischen Lichteffekten und außergewöhnlicher Kostümierung. Die bunte Truppe nahm jedoch Abschied: nicht von der Bühne, aber von den Trainerinnen Saskia Berberich, Tami Scherer und Mona Streckert, die neun Jahre lang Akzente gesetzt hatten: Hier floss manche Träne! Auf die Spitze trieb es einmal mehr das Bütten-Ass Wolfgang König. Er schlüpfte in die Rolle eines „Umschülers“: Nachdem er Kaninchen aus dem Hut zauberte und die Inflation am Beispiel des 50-Euro-Scheins verdeutlichte, durfte auch die Politik nicht ungestraft davonkommen. In Melanie Sauer fand er eine bezaubernde Assistentin für den Trick mit der „Guillotine“, der freilich viel harmloser war als er aussah. Ein weiterer Höhepunkt!
Beim „Großen Finale“ erklang natürlich das alte Lied „Höpfi, Höpfi, Höpfi!“, bei dem fleißig mitgeschunkelt wurde. Präsident Jürgen Farrenkopf, der souverän und schlagfertig durch die Narrenschau führte, dankte allen Aktiven, Helfern und Unterstützern sowie den Gästen: „Ohne euch wäre ein so toller Abend nie möglich gewesen!“. Das Ende der Sitzung bedeutete keinesfalls das Ende eines fröhlichen Abends. Bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt, gelacht, gesungen und in der Bar so manches Glas geleert. „Schnapsbrenner Helau“!
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