Hardheim. Stefan Grimm ist motiviert und brennt für sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde Hardheim. Seit genau 100 Tagen ist der 45-Jährige der neue Rathauschef in der Erftalgemeinde. Im Interview mit den Fränkischen Nachrichten zieht er Bilanz über die ersten drei Monate seiner Amtszeit und verrät, was er als seine größte Aufgabe sieht und warum ein neues Feuerwehrgerätehaus nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht.
Herr Grimm, wie fühlen Sie sich nach 100 Tagen im Amt?
Stefan Grimm: Ich fühle mich sehr gut. Der neue Job macht mir viel Spaß. Die Vielfalt der Themen ist genau das, was ich mir vorgestellt habe – auch wenn es zeitintensiv ist.
Sie haben Ihre Entscheidung zu kandidieren also noch keinen Tag bereut?
Grimm: Nein, tatsächlich nicht. In meinem alten Job gab es durchaus Tage, die man gerne ausgeklammert hätte. Hier ist jeder Tag sehr individuell. Das macht es reizvoll und abwechslungsreich.
Haben Sie bereits geplante Projekte verwirklichen beziehungsweise deren Umsetzung in die Wege leiten können?
Grimm: Es sind einige Dinge passiert, die vorher schon angestoßen wurden, wie der Waldkindergarten. Da haben wir jetzt endlich die Baugenehmigung vom Gemeindeverwaltungsverband erhalten. Großes Thema waren auch die Kurzzeitparkplätze auf dem Bürgermeister-Schmider-Platz. Hier sind viele Gespräche gelaufen und letztendlich haben wir den Beschluss vom Juni dahingehend konkretisiert, dass die Parkplätze aus dem städtebaulichen Vertrag ausgegliedert werden. Jetzt müssen wir selbst dafür sorgen, dass der Platz so wird, wie wir ihn uns vorstellen.
Der Erfapark ist für die Gemeinde ein großes Leuchtturmprojekt."
Und wie stellen Sie sich den Kurt-Schmider-Platz vor?
Grimm: Nach wie vor sollte der Kurt-Schmider-Platz der Platz werden, auf dem sich das Leben abspielt. Ich glaube, wenn man als Hardheimer die Augen schließt, sieht man dort immer noch das Eiscafé von früher. Da wollen wir wieder hin. Wir müssen jetzt schauen, ob wir das mit dem Investor Schoofs-Immobilien gemeinsam realisieren können. Wir müssen mit der Schoofs-Gruppe sprechen, wie die Verteilung der Geschäfte erfolgen soll. Hier ist aber auch das Engagement der Bürger gefragt. Ich könnte mir beispielsweise Workshops vorstellen, bei denen Ideen gesammelt werden, wie man den Kurt-Schmider-Platz gestalten kann.
Wie haben Sie bisher die Zusammenarbeit mit dem Investor des Erfaparks empfunden?
Grimm: Die Zusammenarbeit ist sehr konstruktiv. Ich bin froh, dass wir im November eine Informationsveranstaltung für die Bürger haben werden. Denn mein Eindruck ist nach wie vor, dass ganz viele Menschen über ganz viele Planungsstände reden und keiner weiß, was eigentlich der Sachstand ist.
Werden Sie als neuer Bürgermeister in Hardheim bereits akzeptiert?
Grimm: Ja, ganz stark sogar. Die Hardheimer Bürgerinnen und Bürger kommen offen auf mich zu, begrüßen mich, stellen Fragen oder geben Ideen mit. Ich verspüre eine große Aufbruchstimmung und eine gewisse Erwartungshaltung, dass es mit Hardheim deutlich vorangehen soll.
Im FN-Interview zur Bürgermeisterwahl haben Sie gesagt, dass man in Hardheim ein größeres „Wir-Gefühl“ schaffen müsse. Nehmen Sie hier schon Veränderungen wahr?
Grimm: Das „Wir-Gefühl“ wird sicherlich nicht nur durch den Bürgermeisterwechsel entstehen, sondern das müssen die Menschen mittragen. Viele bekunden aber ihre Bereitschaft, jetzt etwas tun zu wollen. „Wenn nicht jetzt, wann dann“ scheint die Grundstimmung zu sein.
Worin sehen Sie aktuell Ihre größte Aufgabe?
Grimm: Eine meiner größten Aufgaben sehe ich im Erfapark. Wir müssen die Gespräche mit den Behörden weiterführen. Es ist bereits ein Termin angesetzt, an dem wir alle Beteiligten an einen Tisch bekommen. Das ist auch der Grund, warum die ursprünglich für den 10. November angekündigte Informationsveranstaltung rund zwei Wochen nach hinten geschoben wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir nach dem Runden Tisch einen großen Schritt nach vorne gehen können. Der Erfapark ist für die Gemeinde ein großes Leuchtturmprojekt.
Sie hatten nach der Wahl angekündigt, sich erst einmal einen Überblick verschaffen zu wollen. Ist Ihnen das schon gelungen?
Grimm: Ich habe schon vieles gesehen, aber bei Weitem noch nicht alles. Ich habe noch nicht mit allen Vereinen oder Institutionen sprechen können. Dafür reichen die 100 Tage lange nicht aus. Das ist aber nicht schlimm. Meine Arbeit ist ja nicht nur auf ein paar Jahre ausgelegt, ich möchte zwei oder drei Amtsperioden Bürgermeister in Hardheim sein. Wir haben kürzlich eine Bestandsaufnahme gemacht und alle gemeindlichen Gebäude und den Fuhrpark betrachtet. Wir haben einiges nachzuholen, was die Infrastruktur angeht. Aber das können wir nicht alles auf einmal schultern, sondern müssen eine Prioritätenliste erstellen.
Steht das Feuerwehrgerätehaus ganz oben auf dieser Prioritätenliste?
Grimm: Hohe Priorität hat es. Der Brandschutz in Erftalhalle und Schule ist aktuell aber wichtiger. Da müssen wir dringend etwas tun. Wir müssen uns aber darauf vorbereiten, das Feuerwehrgerätehaus in den nächsten Jahren anzugehen. Das alles steht natürlich unter dem Vorbehalt, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt.
Wie behalten Sie Ihre erste Gemeinderatssitzung in Erinnerung?
Grimm: Natürlich ist man vorher ein bisschen aufgeregt. Ich war dann schon fast enttäuscht, dass keine Fragen von den Bürgern kamen (lacht). Darauf kann man sich nämlich am allerwenigsten vorbereiten. Sie lief sehr angenehm ab und hat Spaß gemacht. Eines meiner Ziele war es, die Sitzungen kürzer zu halten. Das ist mir leider bis jetzt noch nicht gelungen. Da müssen wir noch besser werden.
Gab es Dinge, die Sie sich als Bürgermeister einfacher vorgestellt haben?
Grimm: Etwas, woran ich mich gewöhnen muss, ist die Bürokratie. Verwaltung tickt ganz anders als freie Wirtschaft, aber das war mir im Vorfeld bewusst. Ich habe noch nie so viel Papier gesehen, wie hier im Rathaus. Vorher hatte ich einen digitalen Schreibtisch, jetzt stapelt sich das Papier. Hier und da habe ich die Mitarbeiter davon überzeugen können, dass man bestimmte Dinge heutzutage auch digital erledigen kann. Ich möchte aber nicht in meinen ersten 100 Tagen im Amt die gesamte Verwaltung umkrempeln, sondern mir einen Überblick verschaffen und gemeinsam überlegen, wo man Prozesse verbessern kann.
Ich verspüre eine Erwartungshaltung, dass es mit Hardheim vorangehen soll."
Welche Auswirkungen hat das Bürgermeisteramt auf das Familienleben? Lässt sich das gut vereinbaren?
Grimm: Von der arbeitszeitlichen Belastung hat sich im Vergleich zu meinem vorherigen Job nicht viel verändert. Es sind zum Teil andere Arbeitszeiten, weil viele Termine am Abend und am Wochenende stattfinden. Auf Feste nehme ich die Familie auch gerne mit. Meine Frau und ich haben eine ganz klare Absprache getroffen: Ich bin für das Frühstück und die Vesperboxen verantwortlich, schicke die Jungs nach und nach in die Schule und bringe unsere Tochter in den Kindergarten. So habe ich dann auch Zeit, einzeln mit den Kindern zu sprechen.
Das FN-Interview zur Bürgermeisterwahl haben wir an Ihrem Lieblingsplatz in Hardheim geführt: der Treppe am Schlossplatz in Richtung Erfapark. Ist das auch heute noch Ihr Lieblingsplatz?
Grimm: Jetzt ist mein Lieblingsplatz natürlich in meinem Büro – aber aus genau dem gleichen Grund. Vom Turmzimmer des Schlosses aus habe ich noch den gleichen Rundumblick. Ich kann die größten Baustellen, die ich habe, von meinem Büro aus sehen.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was wollen Sie bis zum 1. August – wenn Sie ein Jahr im Amt sind – erreicht haben?
Grimm: Ich erwarte, dass am Erfapark wieder gebaut wird. Und ich hoffe, dass wir das Thema Krankenhaus in eine neue Zeit gelenkt haben. In den vergangenen Wochen haben wir viele Gespräche geführt. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir das Krankenhaus mit leichten Veränderungen gut für die Zukunft aufstellen können.
Welche großen Ziele beziehungsweise Meilensteine wollen Sie bis zum Ende Ihrer ersten Amtsperiode im Jahr 2030 erreicht haben?
Grimm: Eine riesige Aufgabe in Hardheim wird die Sanierung der Infrastruktur sein – sowohl auf kommunaler Ebene als auch im privaten Bereich. Die Häuser an den Durchgangsstraßen sollen wieder mit Leben gefüllt werden. Mit Glück haben wir in Hardheim in den nächsten Jahren eine Sonderkonjunktur – mit dem Erfapark und der Bundeswehr – und können somit attraktiv für junge Menschen werden.
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