Hardheim. Die Erftalhalle war am Sonntagabend zur Verkündung des Wahlergebnisses gut gefüllt. Dementsprechend lang war auch die Schlange der Gratulanten, die den neuen Hardheimer Bürgermeister Stefan Grimm zum deutlichen Wahlsieg im ersten Durchgang beglückwünschten. Der 44-jährige Betriebswirt aus Külsheim sicherte sich 67,83 Prozent der Stimmen (wir berichteten) und wird die Nachfolge von Amtsinhaber Volker Rohm antreten.
Wie schätzen die drei Kandidaten den Wahlausgang ein?
„Viele haben ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. Ich bin froh, dass es so eindeutig wurde“, sagt Sieger Stefan Grimm, der auch am Tag danach „noch völlig überwältigt“ ist. Er sei zudem froh gewesen, dass keine Stichwahl notwendig war.
„Ich bin natürlich enttäuscht“, beschreibt Mitbewerber Daniel Weber seinen Gefühlszustand, der Grimm für die Zukunft viel Erfolg wünschte. Nicht enttäuscht ist hingegen Holger Nickert, der abgeschlagen auf dem dritten Platz landete. „Ich musste damit rechnen, dass es so kommen würde“, sagt er.
Wie haben Stefan Grimm, Holger Nickert und Daniel Weber den Wahlabend verbracht?
„Wir saßen noch lange in der Erftalhalle zusammen und sind dann nach Külsheim gefahren und haben dort weiter gefeiert“, sagt Sieger Stefan Grimm, der am Tag danach „in einer ganz anderen Welt“ ist. Er sei noch gar nicht dazu gekommen, die unzähligen Nachrichten zu lesen und zu beantworten.
Ruhiger ging es bei den beiden Mitbewerbern zu: „In Mondfeld haben Freunde und Familie auf mich gewartet. Dort haben wir gemeinsam am Brunnen in der Ortsmitte ein ,Brunnenbier’ getrunken“, sagt Holger Nickert. Auch Daniel Weber hat den Abend im Kreise der Familie ausklingen lassen.
Wie kam es zu diesem Wahlergebnis?
In den Ortsteilen gab es ein deutliches Votum für Grimm. Über 92 Prozent der Erfelder Wähler machten ihr Kreuzchen beim gebürtigen Külsheimer. Auch in Bretzingen, Gerichtstetten und Schweinberg holte der 44-Jährige mehr als Dreiviertel der Stimmen. Mitentscheidend für Grimms Wahlsieg war auch die öffentliche Kandidatenvorstellung am 28. April. Danach ging die Tendenz mehr und mehr in Richtung Grimm.
Dort hatte er konkrete Ideen vorgeschlagen, was man in den Ortsteilen verbessern könnte: Auf dem neuen Schweinberger Spielplatz fehle eine öffentliche Toilette, „die den Aufenthalt für die Eltern deutlich entspannter machen würde“. Auch im Bretzinger Bürgerhaus fehle der barrierefreie Zugang zu den Toiletten im Erdgeschoss. Mit solchen konkreten Themen hat Grimm in den Ortsteilen gepunktet.
Viele hatten damit gerechnet, dass es eine Stichwahl geben wird. Das schwache Abschneiden von Holger Nickert Holger Nickert (3,69 Prozent) ist mit ein Grund dafür, warum sich Grimm so deutlich im ersten Wahlgang durchgesetzt hat.
Daniel Weber ist im Vorfeld vor allen Dingen aufgrund seiner vielfältigen Vereinstätigen bei den jüngeren Bürgern gut angekommen. Er hat es aber offensichtlich nicht geschafft, sein Wählerklientel an die Urne zu kommen, weshalb er sich nur knapp ein Drittel der Stimmen sicherte.
Haben die Hardheimer eine Grundsatzentscheidung getroffen?
Ja. Sie haben sich für den „Wirtschaftler“ Stefan Grimm entschieden, der seine beruflichen Erfahrungen aus der freien Wirtschaft in der Kommune einbringen will. Weber hätte für den Fachmann aus der Verwaltung gestanden, der bereits weiß, wie die „Rathausarbeit“ funktioniert.
Welchen Einfluss haben die vielen Briefwähler auf das Ergebnis?
Fast die Hälfte der Wähler gaben ihre Stimme im Vorfeld per Briefwahl ab. Und ohne die Briefwahl wäre das Votum für Stefan Grimm wahrscheinlich noch deutlicher ausgefallen. Wenn man nur die Stimmen betrachtet, die im Vorfeld bei der Gemeinde eingegangen sind, holte Daniel Weber nämlich immerhin 33,43 Prozent. Am Ende waren es aber nur 28,25 Prozent.
Wie ist die Wahlbeteiligung zu bewerten?
Etwas mehr als die Hälfte der Hardheimer Bürger sind zur Wahl gegangen (56,02 Prozent). Das ist im Vergleich zu anderen Kommunen ein akzeptabler Wert, allerdings auch noch ausbaufähig. Was beim Blick auf die Wahlbeteiligung in den einzelnen Bezirken auffällt: In Hardheim und Rüdental gaben am Sonntag nur knapp ein Viertel der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Hier gilt es aber zu beachten, dass für die Briefwahl keine Aufschlüsselung nach den Wahlbezirken vorliegt, und diese somit nicht in die Wahlbeteiligung der einzelnen Ortsteile mit eingerechnet wurden. Somit haben wahrscheinlich mehr als nur die aufgeführten 25,1 Prozent der Hardheimer ihre Stimme abgegeben.
Wann beginnt die Amtszeit von Stefan Grimm?
Am 1. August 2022 beginnt die Amtszeit des neuen Hardheimer Bürgermeisters Stefan Grimm.
Wie geht es für die beiden Mitbewerber weiter?
Beide Mitbewerber werden weiterhin in ihren gelernten Berufen arbeiten, Holger Nickert als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und Daniel Weber als stellvertretender Verwaltungsleiter des Hardheimer Krankenhauses. Pikant: Stefan Grimm wird als neuer Hardheimer Bürgermeister auch Vorsitzender des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn und damit der übergeordnete Chef von Daniel Weber sein. Bei dieser Konstellation zählt der Wähler auf die Größe der beiden Bewerber, die stets das Wohle Hardheims und des Krankenhauses über ihre persönlichen Begehrlichkeiten stellen müssen und das sicherlich auch werden.
Wie geht es für den neuen Bürgermeister weiter?
„Ich werde mir erst einmal einen Überblick verschaffen“, sagt Stefan Grimm. Er wolle beispielsweise mit dem Erfapark-Investor Schoofs Immobilien aus Frankfurt das Gespräch suchen und sich über den aktuellen Planungsstand unterrichten lassen.
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