Buchen. Die Mitglieder von „Fischerfreunde Petri Heil“ angeln nicht nur, sondern kümmern sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um das Biotop Morre. Nach den Worten von Gewässerwart Devid Trunk ist den Mitgliedern der Zustand des Fließgewässers viel wichtiger als ein gutes Fangergebnis.
Herr Trunk, welche Fischarten leben in der Morre?
Devid Trunk: Die Morre ist ein typisches Forellen-Gewässer. Die Bachforelle ist der bedeutendste Fisch. Daneben leben darin fischregionstypische Begleitfische wie Bachschmerlen, Elritzen und Groppen. Auch wurden Bachneunaugen gesichtet. Rotaugen und vereinzelt Flussbarsche und Döbel sind aus angrenzenden Gewässern – insbesondere über den Hollersee und Dauntalweiher – zugewandert. Diese Fischarten sind untypisch für die Forellenregion und sollten hier natürlicherweise nicht vorkommen. Döbel und Flussbarsche stehen in Konkurrenz zur Bachforelle. Sie sind toleranter gegenüber Umwelteinflüssen wie Temperaturerwärmung, Verringerung des Sauerstoffgehaltes, Verringerung der Fließgeschwindigkeiten, Verschlammung und Versandung der Gewässersohle. Sie ernähren sich von Jungforellen und Laich und können zum Rückgang des Forellenbestandes beitragen.
Wie viele Fische setzen Sie in die Morre ein beziehungsweise haben Sie eingesetzt?
Trunk: Der Fischbesatz richtet sich nach der natürlichen Ertragsfähigkeit sowie nach der naturräumlichen Ausprägung des Gewässers. Bei einem intakten Gewässer, in dem die Fische sich fortpflanzen und aufwachsen, ist kein Besatz nötig. Von der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums ist im Pachtvertrag ein Richtbesatz von 1 300 Bachforellen der Größe acht bis zwölf Zentimeter und 10 000 Bachforellen mit einer Größe von unter vier Zentimetern angegeben. Gemäß dem alten Pachtvertrag wurden jährlich 1000 Bachforellen besetzt. In den vergangenen beiden Jahren haben wir in Abstimmung mit der Fischereibehörde den Besatz ausgesetzt. Denn es war eine Elektrobefischung zur Bestandsaufnahme und Erarbeitung eines Bewirtschaftungskonzeptes geplant. Bei dieser wurden vor einigen Wochen in einem repräsentativen Teilabschnitt viele Bachforellen nachgewiesen. Demnach findet eine natürliche Reproduktion statt.
Angeln an der Morre
- Der Verein „Fischerfreunde Petri Heil“ zählt derzeit 14 Mitglieder.
- Außer diesem hat eine Pächtergemeinschaft einen Abschnitt an der Morre gepachtet.
- Tagesangler dürfen in Hettigenbeuern zwischen dem Fußgängerüberweg beim Sportplatz bis zum Ende des Flurstücks „Froschgrube“ in Richtung Buchen angeln. An der Morrebrücke im Ort sowie 50 Meter bachaufwärts und bachabwärts herrscht Angelverbot.
- Tagesangler können bei der Tourist-Information in Buchen oder bei der Ortsverwaltung Hettigenbeuern Erlaubnisscheine zum Fischfang erwerben. Die Tageskarte kosten zehn Euro, die Zwei-Tages-Karte 20 Euro und die Wochenkarte 50 Euro.
- Die Angler entrichten außerdem eine Kaution über zehn Euro pro Erlaubnisschein. Diese wird ihnen erstattet, wenn sie ihr Fangergebnis auf dem Schein eintragen und diesen zurückgeben.
- In der vergangenen Angelsaison, die von April bis Ende Oktober dauerte, wurden insgesamt fünf Erlaubnisscheine zum Fischfang ausgegeben. Von Oktober bis Ende März ist für die Fische Schonzeit. mb
Welche Arten von Fischen setzen Sie ein?
Trunk: In die Morre dürfen nur Bachforellen eingesetzt werden. In Abstimmung mit der Fischereibehörde wären gegebenenfalls auch andere Fischarten erlaubt, zum Beispiel als Wiederansiedlung, Artenschutz-Besatz oder wenn sich das Fließgewässersystem stark verändert und nicht mehr der ursprünglichen Fischregion entspricht.
Wie wirkt sich die Anwesenheit des Bibers auf die Morre aus?
Trunk: Der Biber hat durch den Bau seiner Staudämme einen signifikanten Einfluss auf die Fließgewässerökologie, Gewässermorphologie und die Gewässercharakteristik. Dies zeigt sich insbesondere im Bereich zwischen Buchen und Hettingen. Hier hat der Biber auf einer Strecke von etwa 900 Metern zehn Staudämme gebaut. Aus einem sich frei bewegenden Bächlein mit vielfältiger Gewässerstruktur wurde zum Großteil eine Aneinanderreihung von Stauseen. Die Fließgeschwindigkeiten sind hier stark reduziert, die Gewässersohle ist mit dicken Schlammschichten überzogen, die Gewässerstruktur ist wesentlich eintöniger, die Durchgängigkeit des Gewässers für Fische und Wirbellose ist nicht mehr gegeben und die Wassertemperaturen steigen wegen der verminderten Strömung und der fehlenden Beschattung.
Welche Folgen hat das für die Fische?
Trunk: Dies hat natürlich auch enorme Auswirkungen auf die Fischwelt. Bei einer Bestandsaufnahme wurde lediglich das Vorhandensein von zwei Fischarten, nämlich Rotauge und Bachforelle, festgestellt. Alle gefangenen Forellen gehörten etwa der gleichen Alters- und Größenklasse an. Jungfische wurden hier nicht angetroffen. Demnach vermehren sich die Bachforellen in diesem Abschnitt nicht. Diese und die typischen Begleitfische Elritze, Groppe und Bachschmerle finden hier keine geeigneten Laichhabitate und Lebensräume mehr vor.
Wie wirken sich die Aufstauungen durch den Biber auf die Wassertemperatur aus?
Trunk: Die Wassertemperaturen der Morre lagen im vergangenen Sommer bei maximal 22 Grad im Bereich der Realschule. Im Bereich der Biberdämme zwischen Buchen und Hettingen vermuten wir höhere Temperaturen und haben dort dieses Jahr einen Temperaturdatenlogger eingebaut. Für Salmonidengewässer der Forellenregion gilt ein Wassertemperaturgrenzwert von 22 Grad. Präventiv könnte man mit einer Verbesserung der Verschattung, Erhöhung von Fließgeschwindigkeiten und dem Anlegen von Tiefwasserpools im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen vorbeugen.
Wie ist es um die Wasserqualität an der Morre bestellt?
Trunk: Die biologische Bewertung des Wassers ist als gut zu beurteilen. Um einen sehr guten Zustand zu erreichen, müsste massiv die Nährstoffkonzentration gesenkt werden. Aus chemischer und physikalischer Sicht haben wir insbesondere Temperaturen und Nährstoffbelastungen untersucht. Dabei haben wir festgestellt, dass die Morre eine hohe Belastung mit Nitrat aufweist. Dieses stammt aus dem Grundwasser der Morrequelle. Dort haben wir Nitratkonzentrationen von 40 bis 60 Milligramm pro Liter gemessen. Ab einem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter gilt Grundwasser als belastet. Die Nitrateinträge resultieren aus der landwirtschaftlichen Düngung.
Wie entwickelt sich die Belastung im weiteren Verlauf der Morre?
Trunk: Bis zum Zusammenfluss mit dem Hollerbach liegen die Nitratkonzentrationen bei 30 bis 40 Milligramm pro Liter und danach bei etwa 25 Milligramm pro Liter. 100 Meter nach dem Kläranlagenauslauf bis zum Stürzenhardter Brückle liegt die Nitratkonzentration bei etwa 15 Milligramm pro Liter. Die Nitratstickstoffkonzentrationen sind der Güteklassen 3 (mäßig belastet) bis 5 (übermäßig belastet) zuzuordnen. Der Zielwert in Deutschland liegt bei Güteklasse 2. Demnach besteht hier Handlungsbedarf.
Aus einem Bächlein wurde eine Aneinanderreihung von Stauseen.
Welche Angeltechniken werden an der Morre angewandt und wie funktionieren diese?
Trunk: In der Morre praktizieren wir hauptsächlich das Spinfischen. Hierbei werden Kunstköder aus Gummi, Metall, Holz oder Kunststoff in unterschiedlichen Formen und Farben eingesetzt. Der Köder wird ausgeworfen und dann mit unterschiedlichen Techniken eingeholt. Sehr selten praktizieren Angler an der Morre das Ansitzangeln. Zum Einsatz kommen hier überwiegend Naturköder wie Würmer, Maden, Insekten und Insektenlarven. Das Fliegenfischen wäre eine weitere Angelmethode. Diese ist an der Morre nur bedingt anwendbar. Als Köder verwendet man Nachbildungen von Insekten und Insektenlarven.
Welche Verpflichtungen übernimmt der Verein durch den Pachtvertrag mit der Stadt?
Trunk: Der Pachtvertrag regelt die Grenzen, in denen wir das Fischereirecht besitzen, die Pachtdauer und den Pachtzins. Außerdem werden unter anderem die Unterpacht, die Ausgabe von Erlaubnisverträgen, die Bewirtschaftung des Fischereirechts, Störungen und Schädigungen des Fischwassers geregelt. In erster Linie sind wir mit der Ausübung der Hege gemäß Fischereigesetz verpflichtet und müssen die Regelungen zur Fischereiausübung umsetzen. Auch sind wir dazu verpflichtet, Störungen und Schädigungen des Fischwassers nach besten Kräften abzuwehren. Die Gewässerunterhaltungspflicht liegt weiterhin bei der Stadt Buchen.
Wie viel Müll sammelt der Verein jährlich an der Morre ein?
Trunk: Bei den vergangenen Gewässerputzaktionen unseres Vereins haben wir etwa zwei Kubikmeter an Müll eingesammelt. Wir säubern jährlich das Gewässerbett und den direkten Uferbereich zwischen Waldschwimmbad und Stürzenhardter Brückle. Vom Autoreifen, Einkaufswagen über Kotflügel, unzähligen Tennisbällen, Glasflaschen, Blechdosen, Kunststoffverpackungen, Damenbinden, Vliesstoffen, Kleidungsstücken, Kunststoffrohren, Blechtafeln bis hin zum Zelt ist hier alles dabei, was man sich vorstellen kann.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-buchen-warum-der-biber-die-bachforelle-aus-der-morre-vertreibt-_arid,2147815.html