Bad Mergentheim. Der Bauernkrieg wird in diesem Jahr immer wieder Anlass sein, an ihn zu erinnern. Heute streifen wir mit Anton Breitenbach durch die damals aufrührerische Zeit.
In diesem Jahr steht Geschichtsinteressierten ein denkwürdiges Jubiläum ins Haus: 500 Jahre Bauernkrieg. Zu großem Jubel wird es allerdings keinen Anlass geben, denn der berechtigte Aufstand des „gemeinen Mannes“ endete blutig.
In mehreren Artikeln werden wir an dieses Ereignis erinnern. Heute wollen wir mit Anton Breitenbach einen Geschichtsschreiber zu Wort kommen lassen, der zwar kein Zeitgenosse des Bauernkriegs war, der aber als Mergentheimer Archivar im württembergischen Staatsdienst im 19. Jahrhunderts über Dokumente, Chroniken und historische Beschreibungen dieser aufrührerischen Zeit verfügte und sie zur Grundlage einer „Kurzen Geschichte des Bauernkriegs und seiner Folgen für Mergentheim“ machte, die wir zusammengefasst präsentieren. Dass Breitenbach eher auf Seiten der Herrschenden stand, soll hier nicht unerwähnt bleiben.
Frauenkloster ausgeraubt
Es war Anfang April 1525, als „ein Haufen aufrührerischer Bauern“ aus dem Rothenburger Umland „gleich einer Lawine“ gegen das Hohenloher Land zog. Am 4. April „hieben sie wegen Verrätherei ihren Hauptmann in Stücke“. Sie wählten einen neuen Hauptmann und marschierten am 7. April nach Schäftersheim, um das dort befindliche Frauenkloster auszurauben und niederzubrennen. Dann schlugen sie ihr Haupt-Quartier in Markelsheim auf.
Von Markelsheim aus eroberten sie noch am selben Tag in wenigen Stunden Burg Neuhaus oberhalb von Igersheim, das von 30 Mann bewacht worden war. Die hier befindlichen Vorräte an Lebensmitteln und Waffen schafften sie nach Markelsheim und zündeten die Burg an mehreren Stellen an, die allerdings fast ganz aus Stein bestand, so dass sie „ihre Absicht nur zum geringen Theil erreichten“.
„In Mergentheim befanden sich damals mehrere unruhige Köpfe, welche die Bürgerschaft auf die Ankunft der Bauern vorzubereiten suchten“. Sie begaben sich mit weiteren Bürgern nach Markelsheim, um die Bauern willkommen zu heißen und nach Mergentheim einzuladen. Diese „ließen sich nicht lange bitten“ und schickten eine „starke Abtheilung Bauern hierher, wo sie mit großem Jubel empfangen wurden.“
Abgaben und Frondienste
Ein „gütlicher Vergleich“ zwischen den Aufständischen und dem Komtur des Deutschen Ordens, Wolfgang von Bibra, der die städtische Ordensleitung inne hatte, scheiterte, denn es sollte bei der drückenden Abgabenlast und den Frondiensten, die ohne Lohn zu leisten waren, bleiben. Daraufhin nahmen die Aufrührer „das Deutsche-Ordens-Haus in Anspruch“ und raubten Getreide, Silbergeschirr, Briefe, Pferde, Waffen und „zertrümmerten“ einen Teil des Hauses.
„Von jetzt an begingen sie viele Gewaltthaten in und außer der Stadt“. Sie verbrannten die Bibliothek im Dominikaner-Kloster, „beraubten sämtliche Kirchen“ und „misshandelten fürstliche Diener und jagten sie endlich zur Stadt hinaus“. Zudem „zertrümmerten sie das steinerne Kreuz“ auf dem Marktplatz, das die Bürger aufgrund eines früheren Aufstands gegen die Herrschaft des Deutschen Ordens im Jahr 1380 als Strafe und Sühne zu errichten hatten.
Ohne sich weiter mit den Forderungen der Aufständischen, den Verhandlungen mit dem Deutschen Orden und der de facto etablierten Stadtherrschaft der Aufständischen zu beschäftigen, geht der Chronist Anton Breitenbach auf das Ende der revolutionären Umtriebe ein. Am 2. Juni 1525 sollen bei der entscheidenden Schlacht auf dem Turmberg bei Königshofen 6000 bis 7000 Bauern von den schwäbischen Bundestruppen erschlagen worden sein. Unter ihnen auch „ein Fähnlein Mergentheimer mit klingendem Spiele“.
„Chronik der Stadt“
Die „Chronik der Stadt Mergentheim“ , die bis ins Jahr 1809 reicht, wurde von Anton Breitenbach nach 1838 aufgeschrieben. Er benutzte dazu die vier Bände zur Geschichte Mergentheims seines Onkels, der sich bis 1809 im Dienste des Deutschen Ordens befand und dann als württembergischer Archivar tätig war. Im Mergentheimer Schloss-Archiv arbeitete auch Anton Breitenbach, erst als Gehilfe seines Onkels und nach dessen Tod als allein verantwortlicher Archivar. Seine Chronik wurde 2016 von der Geschichtswerkstatt Bad Mergentheim herausgegeben.
Wer mehr zum Bauernkrieg erfahren möchte, sollte den neuesten Band der Geschichtswerkstatt mit dem Titel „Der Bauernkrieg in und um Mergentheim“ zur Hand nehmen (die FN berichteten bereits).
Viele Freiheiten verloren
Nach der Niederlage „mußten die Mergentheimer für ihren Freiheitsschwindel strenge büßen“. Nicht nur, „daß sie alles Geraubte und Verdorbene wieder reichlich ersetzen mußten, verloren sie einen großen Theil ihrer sonst besessenen Freiheiten und wurden entwaffnet“.
Dann folgte das Strafgericht. Als „vorzügliche Theilhaber am Aufruhr“ wurden mehrere Stadträte auf dem Marktplatz, andere auf der Wolfgangsbrücke „hingerichtet, noch andre mußten die Hinrichtung mit ansehen, wurden dazu mit Ruthen gestrichen, dann zwei Finger der rechten Hand abgehauen“. Mehrere Aufständische durften nur einen halben Bart auf der linken Seite tragen. Viele flüchteten ins Ausland.
Schließlich wurde Mergentheim vom Deutschmeister des Ordens, Dietrich von Cleen, „wieder zu Gnaden aufgenommen und die Unterwerfungs-Urkunde ausgestellt“.
Abschließend geht Anton Breitenbach noch auf die „angenehmere Folge dieses Aufruhrs“ ein. Da der bisherige Sitz des Deutschmeisters, Burg Horneck bei Gundelsheim am Neckar, im Bauernkrieg zerstört worden war, wurde ihm die Ordensniederlassung Mergentheim als Sitz überlassen, wobei es sich nur um ein Provisorium für die nächsten acht Jahre handeln sollte. Dass aus dem Provisorium die für fast 300 Jahre dauerhafte Residenz der Hoch- und Deutschmeister werden würde, war damals noch nicht geplant.
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