Große Kreisstadt feiert Jubiläum

Bad Mergentheim: „Ortschaften sind sehr gut aufgehoben“

Vor 50 Jahren fand die Gemeindereform statt: Die Ortsvorsteher ziehen dazu eine positive Bilanz. Vieles wäre ohne den Zusammenschluss nicht möglich gewesen.

Von 
Joachim W. Ilg
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Ohne die 13 Stadtteile würde es keine Große Kreisstadt Bad Mergentheim geben. Ihre stolzen Wappen kann man im Stadtarchiv bewundern. © Joachim W. Ilg

Bad Mergentheim. Seit fünf Jahrzehnten gehören 13 Dörfer als Stadtteile zu Bad Mergentheim. Fühlen sie sich in der Großen Kreisstadt gut aufgehoben? Wir haben nachgefragt.

Als Bad Mergentheim am 1. April 1975 zur Großen Kreisstadt erhoben wurde, hatte die Stadt einen schmerzlichen Verlust zu verkraften. Der Landkreis Mergentheim war aufgelöst worden und die Stadt hatte ihre Funktion als Kreissitz mit Landratsamt verloren.

Dies war aber nicht der einzige schmerzliche Verlust in jener Zeit der Kreis- und Gemeindereform. Denn auch 13 Dörfer, die zwischen 1972 und 1975 nach Bad Mergentheim eingemeindet wurden, mussten einschneidende Veränderungen in Kauf nehmen und sich von ihrer Selbstständigkeit mit eigenem Bürgermeister und Gemeinderat verabschieden. Es gab Dörfer, die schlossen sich, wie beispielsweise Markelsheim, von Anfang an freiwillig Bad Mergentheim an, andere wiederum leisteten heftigen, aber vergeblichen Widerstand.

Selbstständigkeit aufgegeben

Als im September 1975 der Landes-Innenminister dem damaligen Oberbürgermister Dr. Elmar Mauch die Große-Kreisstadt-Urkunde in einer Feierstunde in der Wandelhalle überreichte, ergriff auch der Markelsheimer Ortsvorsteher Erich Riehle für die Stadtteile das Wort und sagte, dass verständlicherweise zunächst niemand in den Stadtteilen über die Aufgabe der Selbstständigkeit glücklich gewesen sei. Aber durch den Weitblick der Bürgermeister und Gemeinderäte in den Gemeinden und im Bewusstsein, dass das Umland von Bad Mergentheim nur gesundbleiben könne, wenn die Kurstadt durch entsprechende Größe ein starkes Mittelzentrum werde, habe man sich für die Eingemeindung entschieden.

„Erwartungen übertroffen“

„Heute, nach fast vierjährigem Zusammenleben mit der Stadt, darf man mit Recht sagen, dass die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern zum Teil noch übertroffen werden“, betonte Riehle damals. Vieles sei geschaffen worden, das die Gemeinden aus eigener Kraft nicht oder wenigstens sehr lange nicht geschafft hätten. Namens der Stadtteile wünschte Ortsvorsteher Riehle der Stadt für die Zukunft alles Gute, verbunden mit der Hoffnung, dass Stadt und Land noch mehr zusammenwachsen mögen. „Wir von den Stadtteilen werden unseren Teil dazu beitragen“, versicherte er.

Eine Umfrage unter den heutigen Ortsvorstehern ergab, dass sie sich als Teil der Großen Kreisstadt gut aufgehoben und berücksichtigt fühlen. Hier einige Stellungnahmen.

Oliver Adelmann aus Althausen teilt mit, er gehe regelmäßig in den Bauhof und anschließend ins Rathaus Bad Mergentheim. Dort regle er alle anfallenden Themen möglichst persönlich mit dem jeweiligen Sachbearbeiter. „Ich sehe mich als Teil dieser Verwaltung und versuche, meinen Teil dazu beizutragen, dem Bürger das zu bieten, was er sich von einer Großen Kreisstadt erhofft.“ Als Nachteil für Althausen wertet er allerdings „die Tatsache, dass wir keinen eigenen Vertreter im Gemeinderat haben. Gemeinden mit Angehörigen des Gemeinderates haben es in vielen Angelegenheiten leichter, ihre Wünsche, Anliegen und auch Forderungen durchzusetzen.“

„Gutes Miteinander“

„Unsere Ortschaft ist sehr gut aufgehoben in der Großen Kreisstadt. Markelsheim findet Gehör für seine Anliegen im Gemeinderat und in der Verwaltung und schätzt das gute und freundschaftliche Miteinander unter den Stadtteilen und mit der Kernstadt“, sagt Ortsvorsteher Andreas Lehr. Er macht aber auch deutlich, dass die Markelsheimer „sehr stolz auf ihre Gemeinde und auch auf ihre Eigenständigkeit“ seien.

Detlef Heidloff ist seit 2009 Ortsvorsteher von Edelfingen und fühlt sich „nach ein paar Anfangsschwierigkeiten gut aufgehoben“ in der Großen Kreisstadt, denn „es ist gelungen, für Edelfingen während meiner Amtszeit viel mit der Unterstützung der Stadtverwaltung und des Gemeinderats umzusetzen.“

Auch der Herbsthäuser Ortsvorsteher Wilfried Zeihsel bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sehr gut sei und „die Anliegen des Stadtteils stets berücksichtigt werden.“ Die in jüngster Zeit durchgeführten „Großprojekte wie die neue Ortsdurchfahrt oder die Neuordnung der Wasserversorgung mit weichem Trinkwasser zeigen, dass Herbsthausen wahrgenommen wird.“

„Profitieren von der Kernstadt“

Karin Tremmel, Ortsvorsteherin von Rengershausen, berichtet, dass in der städtischen Haushaltsplanung „Anregungen und Wünsche der Stadtteile teilweise aufgenommen und umgesetzt werden“ und fügt hinzu, „wir fühlen uns gut aufgehoben und profitieren auch von den Maßnahmen, die in der Kernstadt umgesetzt werden, sei es bei den Schulen, bei Freizeitmöglichkeiten oder beim Einkaufen.“

Der Stuppacher Ortsvorsteher Erwin Landwehr sieht „als Realist die klaren Vorteile in der Gemeinschaft der Großen Kreisstadt“, denn „als kleine Einheit wären all die vielfältigen Aufgaben nicht zu bewältigen. Bisher wurden wir gut unterstützt und werden auch bestimmt in Zukunft gute Unterstützung erfahren“.

Vor über fünf Jahrzehnten tagten in den Dorf-Rathäusern wie hier in Apfelbach noch Bürgermeister und Gemeinderäte und hatten im Vergleich zu den heutigen Ortsvorstehern und Ortschaftsräten mehr kommunalpolitische Macht. © Joachim W. Ilg

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