Schöffe zu sein, bedeutet ungeheuer viel Verantwortung zu haben. Schließlich handelt es sich um ein Ehrenamt, das hauptamtlichen Richtern im Namen des Volkes bei der Urteilsfindung zur Seite stehen soll. Den gesunden Menschenverstand einschalten, heißt das, die eigene Lebenserfahrung einfließen lassen. Gerade bei Entscheidungen über Jugendliche stellt sich die Frage, ob es sich bei einem Delikt lediglich um ein über die Stränge schlagen handelt oder aber um den Beginn einer kriminellen Karriere.
Das ist schwer einzuschätzen und erfordert viele Gedanken, Empathie und Diskussionen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind neben Geduld und vielen anderen Tugenden gefragt. Beim Jugendhilfeausschuss am Dienstag wurde die Vorschlagsliste einhellig abgesegnet, weil die meisten Personen bekannt sind.
Es gab aber auch die Befürchtung, dass es Tendenzen geben könne, das „System der Schöffen von innen zu verändern“, wie es Kreisrat Alfred Bauch ausdrückte. Jugendamtsleiter Martin Frankenstein meinte, es sei nicht auszuschließen, dass „Personen dieses Amt für völlig falsche Interessen missbrauchen“.
Es ist Aufgabe der Amtsgerichte, Schöffen auf ihre Eignung zu überprüfen. Vormundschaftsrichter Erhard Holz, für die Justiz Mitglied des Jugendhilfeausschusses, relativierte diese Prüfungsaufgabe. Auskünfte aus dem Bundeszentralregister und eventuell von Staatsanwaltschaften könnten eingeholt werden, vom Verfassungsschutz hingegen bekäme man keine Auskünfte.
Alfred Bauch mahnte vor „extremistischen Tätigkeiten von gewisser Erheblichkeit“, von denen im Zusammenhang mit rechten Ideologien immer wieder die Rede sei. Was er meinte: eine Unterwanderung der freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland auf letztlich legalem Wege.
Solche Einlassungen sind nicht von der Hand zu weisen, hinterlassen aber ein ungutes Gefühl. Deshalb gilt es, wachsam zu sein und als Bürger Demokratie und Freiheit zu verteidigen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Vorsicht vor Missbrauch
Heike v. Brandenstein zur Schöffenwahl an Jugendgerichten