Mannheim. So schnell kann es gehen: Das Wort „Diversity“, also Diversität oder Vielfalt, findet sich weder auf der Schweizer noch auf der US-Homepage des Pharmakonzerns Roche. Das hat, wie so vieles in diesen Tagen, mit einem Mann zu tun: Donald Trump und seinem Kulturkampf gegen das Bemühen um Vielfalt und Gleichberechtigung. So sind dem US-Präsidenten auch die vielen Programme von Unternehmen ein Dorn im Auge, die der Benachteiligung wegen Geschlecht, Hautfarbe oder sexueller Orientierung entgegenwirken sollen.
Auch Roche galt bisher als sehr progressiv und großzügig in der Personalführung, förderte mit teils auch ungewöhnlichen Projekten Beschäftigte, etwa in Sachen Gleichberechtigung. Und profilierte sich damit auch auf seinen Internetauftritten sehr deutlich. In Mannheim, wo Roche mit 8700 Mitarbeitenden größter Arbeitgeber ist, unterstützt zum Beispiel das sehr großzügige Programm ElternPlus Eltern kleiner Kinder bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Thema, das nach wie vor zum Großteil bei Frauen angedockt ist, also auf Gleichberechtigung einzahlt.
Roche-Sprecherin bestätigt: DE&I-Ziele und Programme angepasst
Trump jedoch erließ Dekrete gegen Diversitätsprogramme, drohte US-Konzernen ganz konkret und ließ sogar Schreiben an europäische, auch deutsche Unternehmen verschicken. In denen soll er laut Medienberichten fordern, dass diese entsprechende Programme einstellen, wenn sie weiter Aufträge von der öffentlichen Hand bekommen wollen. Der Schweizer Roche-Konzern, der ein Viertel seines Umsatzes in den USA erwirtschaftet, hat als einer der ersten reagiert. „Vor dem Hintergrund der neuen US-amerikanischen Exekutivverordnungen zu Diversity, Equity, and Inclusion (DE&I) haben wir unsere Ziele und Programme sowohl auf globaler als auch auf US-amerikanischer Ebene überprüft und angepasst, um die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten“, bestätigte eine Sprecherin aus der Baseler Zentrale.
So habe der Pharmakonzern zum Beispiel den Fokus seiner Chief Diversity Offices (CDOs) sowie seiner Zehn-Jahres-Ziele, die sich auf Diversität, Gleichstellung und Inkluson beziehen, geändert. „Konkret werden sich unsere CDOs in den USA und am Hauptsitz in Basel auf Inklusion und Zugehörigkeit konzentrieren“, so die Sprecherin. In solchen Langfrist-Zielen dokumentieren Konzerne zum Beispiel, welchen Frauenanteil sie in der Belegschaft oder in Führungspositionen anstreben.
„Zugehörigkeit“ steht nicht auf Trumps Verbotsliste
„Zugehörigkeit“ ist nun offenbar, nicht nur bei Roche, der Begriff der Wahl, der als neutraler wahrgenommen wird und nicht auf Trumps Verbotsliste steht. Die bisherige globale Ten-Year Ambition lautete der Sprecherin zufolge „Diversity, Equity & Inclusion: Achieve an inclusive environment through diverse leadership that mirrors our workforce“ („Diversität, Gleichstellung und Inklusion: Ein inklusives Umfeld durch diverse Führung erreichen, das unsere Belegschaft widerspielt“). Wir ändern dies in: „Foster an inclusive environment that inspires people to perform at their very best.“ („Ein inklusives Umfeld fördern, das die Mensch dazu inspiriert, ihre beste Leistung zu bringen.“)
Allerdings taucht der Begriff Vielfalt dann wieder im Statement der Roche-Sprecherin gegenüber dieser Redaktion auf: „Dabei setzen wir uns weiterhin für ein inklusives Arbeitsumfeld ein, in dem die Vielfalt von Perspektiven und Erfahrungen gefördert wird und sich jeder zugehörig fühlen kann, um sein Bestes bei der Arbeit zu geben.“ Das klingt nach einer schwierigen Gratwanderung für global agierende Konzerne wie Roche, die sich einerseits Trumps Forderungen beugen, sich bei der Rekrutierung der immer mehr umkämpften Fachkräfte aber weiterhin als fortschrittlicher und offener Arbeitgeber zeigen wollen.
Für Deutschland und Mannheim ändert sich vorerst nichts
Bislang fahren die Schweizer in ihrer Kommunikation zweigleisig: Wer etwa auf die deutsche Webseite von Roche schaut (Stand Anfang April) , findet nach wie vor die Signalwörter Diversität und Gleichstellung. Und da wird auch noch darauf verwiesen, dass „Diversity, Equity & Inclusion fest in unseren Zehn-Jahres Zielen verankert sind“. Dazu erklärt die Sprecherin: Nach den gegenwärtig vorliegenden Informationen beträfen „die notwendigen Anpassungen“ nur globale und US-spezifische Aktivitäten.
Vor diesem Hintergrund seien zur Zeit Mannheim und die entsprechenden Websites in Deutschland nicht betroffen. Das lässt darauf schließen, dass nicht nur die Begriffe bleiben, sondern auch die bisherigen Programme wie das ElternPlus erst einmal weiterlaufen.
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[4] https://www.roche.de/unternehmen/was-uns-antreibt