Das Wichtigste in Kürze
- Der US-Präsident droht Pharmakonzernen mit massiven Zöllen.
- Roche kündigt Milliarden-Investitionen in den USA an.
- Das Unternehmen investiert dennoch weiter in Mannheim.
Mannheim/Basel. Trump droht mit brutalen Zöllen auf Pharmafirmen – und hat schon bewirkt, dass der Schweizer Roche-Konzern Milliarden für Investitionen in den USA verspricht. Was für Auswirkungen könnte das auf den Roche-Standort in Mannheim haben? Folgend Fragen und Antworten dazu.
Worum geht es bei den Auseinandersetzungen zwischen Trump und den Pharmakonzernen?
Dabei muss man zwischen den Zollvereinbarungen der USA mit Deutschland und denen mit der Schweiz unterscheiden. Grundsätzlich haben sich die EU und die USA auf einen allgemeinen Satz von 15 Prozent Zoll geeinigt. Er gilt auf Waren, die aus der EU in die USA geliefert werden. Er betrifft auch Medikamente. Was der Schweizer Hersteller Roche aus seinem Mannheimer Werk liefert, muss ebenso verzollt werden wie Produkte von Bayer aus Berlin oder des US-Herstellers BMS aus Irland. Für die Schweiz gilt insgesamt ein höherer Zollsatz von 39 Prozent. Allerdings sind dort Pharma-Erzeugnisse – derzeit noch – davon ausgenommen.
Was könnte dann noch auf die Pharma-Branche zukommen?
Trump will die Preise für Medikamente in den USA absenken. Das US-Gesundheitssystem ist eins der teuersten der Welt. Deshalb setzt Trump die europäischen Pharmakonzerne unter Druck: Er droht mit Zöllen auf Medikamente auf bis zu 250 Prozent, falls sie nicht günstigere Preise anbieten. Vorgesehen sind einzelne Schritte, um den Unternehmen Zeit zu geben, neue Werke in den USA zu bauen.
Außerdem denkt der US-Präsident über eine neue Bester-Preis-Regel für Medikamente nach. Danach soll der international im Vergleich niedrigste Preis eines Arzneimittels dann auch in den USA gelten. Bisher werden die Preise dort frei ausgehandelt. In Deutschland etwa sind sie meist deutlich niedriger.
Was treibt Trump noch?
Trump will die Unternehmen zwingen, wieder mehr in den USA zu produzieren. Zum einen soll das Land wieder Selbstversorger werden, zum anderen erhofft sich Trump neue Arbeitsplätze. Bisher werden viele Standardmedikamente zum Beispiel in Asien hergestellt, weil die Massenfertigung dort optimiert und günstig ist. In Europa und den USA konzentrieren sich die Pharmaunternehmen auf Forschung und besonders innovative, damit auch teure Medikamente.
Was bedeutet das für die Pharmaunternehmen in Europa?
Die Lage ist wie bei vielem, bei dem Trump mitmischt, unklar. Kommen die Zusatzzölle wirklich? Die Ausnahmeregeln? Bisher lässt sich nur eines sagen: Das Geschäft mit den USA wird schwieriger. Verzichten können die Pharmakonzerne aber nicht auf den US-Markt. Er ist riesig, ertragreich und attraktiv, vor allem für innovative Medikamente, die aufwendig und teuer entwickelt werden.
Wie reagiert Roche auf Trumps Druck?
Die beiden großen Schweizer Pharma-Produzenten Roche und Novartis wollen ihre Medikamentenproduktion in den USA deutlich ausbauen. Roche will 50 Milliarden in den USA investieren. Außerdem will das Basler Unternehmen dort zum Nettoexporteur werden, also mehr Produkte exportieren als aus anderen Ländern einführen.
Eine Roche-Sprecherin betont: „Zum Schutz des Patientenzugangs, der Lieferketten und letztlich der zukünftigen Innovation sollten Arzneimittel und Diagnostika nach unserer Einschätzung auch künftig von Zöllen ausgenommen bleiben.“ Roche sei „auf mögliche Zölle vorbereitet und zuversichtlich, dass wir etwaige Auswirkungen bewältigen können.“
Warum ist Roches Reaktion auch für Mannheim wichtig?
Roche ist nicht nur einer der größten Pharmakonzerne weltweit, sondern auch mit rund 8700 Beschäftigten Mannheims größter Arbeitgeber. Mannheim ist der drittgrößte Standort weltweit. Roche hat hier in den vergangenen Jahren die Belegschaft mehr und mehr aufgebaut und Hunderte Millionen in den Standort investiert. Wenn Roche wegen Trumps Drohungen nun Investitionen in die USA verlagert, könnte der Konzern vorsichtiger mit Investitionen in andere Standorte agieren. Nicht auszuschließen ist auch, dass Roche wegen der Entwicklungen in den USA schlechtere Geschäfte macht – auch das könnte Auswirkungen auf Konzern-Standorte haben.
Roche in Mannheim
Der Roche-Campus in Mannheim ist der drittgrößte Standort des Schweizer Pharmakonzerns mit Sitz in Basel. 8705 Menschen (Stand März 2025) sind dort beschäftigt, darunter sind 266 Auszubildende. Damit ist Roche der größte Arbeitgeber in Mannheim. Weltweit hat Roche 103.000 Beschäftigte.
Die Geschichte des Standorts reicht bis in das Jahr 1872 zurück, damals noch unter dem Namen Boehringer Mannheim .
In Mannheim werden unter anderem Produkte für Menschen mit Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt, wie Gerinnungssysteme und Lösungen für ein effektives Diabetes Management. Auch Medikamente gegen Krebs werden hier hergestellt. cs
Was sagt Roche zu den möglichen Auswirkungen auf Mannheim?
Eine Sprecherin betont, dass Roche „zum jetzigen Zeitpunkt keine Auswirkungen von geplanten Investitionen in den USA auf unsere Mitarbeitenden in Deutschland oder in anderen Ländern“ sieht. Das Unternehmen rechne damit, dass die Zahl der Mitarbeitenden innerhalb der Roche Gruppe im laufenden Jahr insgesamt stabil bleibt. „Auch gibt es derzeit keine Pläne, die Investitionen an anderen Standorten zu reduzieren“, so die Sprecherin.
Im Gegenteil: „Vielmehr ist Roche grundsätzlich bereit, weiter substanziell in Deutschland zu investieren.“ Das habe das Unternehmen in der Vergangenheit konsequent getan und werde dies auch weiterhin tun. Eine Warnung – vielleicht auch an die Bundesregierung, die dringend die Ausgaben im Gesundheitswesen reduzieren will – gibt es aber doch: „Um zukünftige Investitionen in Deutschland zu realisieren, sind jedoch verlässliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen von zentraler Bedeutung.“
Wie viel Geld investiert Roche am Standort Mannheim?
In den vergangenen fünf Jahren (2020–2024) flossen mehr als 1,4 Milliarden Euro in den Standort. Zuletzt feierte das Unternehmen den Spatenstich für einen komplett neuen Eingangsbereich zum Werk mit großer Grünfläche. Das Projekt kostet rund 20 Millionen Euro. Investiert wird in die Modernisierung von Gebäuden und der Standortinfrastruktur ebenso wie in den Auf- und Ausbau von Fertigungsanlagen und Laboren. „Wir investieren in die Entwicklung medizinischer Innovationen für einen neuen Innovationsschub „Made in Germany“, sagt die Sprecherin. Dazu gehört das 2023 fertiggestellte Launch-Center Massenspektrometrie. Im vergangenen Jahr wurde außerdem ein neues Gebäude für die Werkfeuerwehr und die Werkschutzzentrale eingeweiht. (mit art)
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