Wenn ich den Werbeblocks der Deutschen Bahn in den Medien Glauben schenken würde, käme ich zu dem Schluss, ich befände mich schienentechnisch im Paradies. Da wird mir doch glatt das Blaue vom Himmel versprochen – und Friede, Freude, Eierkuchen suggeriert. Dann wache ich auf und merke: Es war nur ein Traum. Denn die Realität sieht völlig anders aus.
Veraltete Infrastruktur, überlastetes Netz, viele Baustellen, große Lücken in der Fläche, wetterbedingte Störungen, fehlende Investitionen, personelle Engpässe, technische Unzulänglichkeiten – die Probleme sind vielfältig und gewaltig. Dies gipfelt in Verspätungen, Unpünktlichkeit und Zugausfällen, teilweise schlechtem Service – und miserablen Zuständen an Bahnhöfen und Haltepunkten, wie zum Beispiel in Lauda.
Wenn Bahnsteige, Unterführungen und das Umfeld zu einer Müllhalde verkommen, sich aber niemand von der DB dafür zuständig zu fühlen scheint und in der Lage ist, für Sauberkeit zu sorgen, braucht sich keiner zu wundern, wenn es gerade im ländlichen Raum kaum gelingt, Menschen verstärkt zum Umstieg auf die klimafreundliche Schiene zu bewegen.
Wer es nicht schafft, im Kleinen Ordnung zu halten, der sollte nicht vollmundig große Versprechungen machen, sondern erst mal seine Hausaufgaben bewältigen – und vor allem bei der Personalgewinnung aufs Tempo drücken. Die Schuld für die ganze Entwicklung allein bei der Deutschen Bahn zu suchen, wäre aber zu einfach. Sie ist auch die Folge einer verfehlten (Verkehrs-)Politik in den letzten Jahrzehnten. Das rächt sich jetzt!
Vorbildcharakter bei Service, Sicherheit, Sauberkeit und Pünktlichkeit haben die Schweiz oder Luxemburg. Dort wird die vier- und fünffache Summe im Jahr pro Kopf in die Bahn investiert. Nachahmenswert! Und auch in der Außendarstellung deutlich sichtbar. Vielleicht sollte Deutschland dort mal in die Lehre, um endlich vom Bummelzug-Image ins Express-Tempo zu wechseln. Aber bis ins Paradies ist’s noch ein weiter Weg . . .
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Weiter Weg ins Paradies