Wenn die Fußball-Nationalmannschaft in der Vergangenheit bei diversen Championaten große Erfolge gefeiert hat, sprachen viele aufgrund der Blockbildung gerne vom „FC Bayern Deutschland“. Etwas Ähnliches ist dieser Tage bei der aktuell laufenden Schach-Olympiade in Budapest passiert. Dort sitzen die Mitglieder der „Schachfreunde Andersen“ Bad Mergentheim an den Brettern und spielen für Litauen – und dies recht erfolgreich. Die Truppe aus dem Baltikum mit drei Bundesliga-Akteuren aus Bad Mergentheim scheint sich in der Außenseiterrolle sichtlich wohlzufühlen, wie unter anderen der 2,5:1,5-Sieg über die favorisierten Deutschen mit Topspieler Vincent Keymer zeigte.
Die rekordverdächtige Zahl von 193 Länderteams kämpft in der ungarischen Hauptstadt um die begehrte Schachkrone. Ganz oben in der Tabelle standen zuletzt die „üblichen Verdächtigen“, nämlich mit Indien und China zwei Nationen, die im „königlichen Spiel“ gegenwärtig mit sehr dominant sind. Während sich die Litauer vorerst unter den Top-20 eingereiht hatten, musste Deutschland zunächst mit einem Rang jenseits der 30 vorliebnehmen. Da dieses Weltchampionat jedoch nach dem „Schweizer System“ auf elf Runden absolviert wird, haben die aktuellen Positionen noch recht wenig Aussagekraft – sowohl nach ganz vorn als auch nach hinten ist jeweils noch viel möglich.
In guter Verfassung
Der Bad Mergentheimer Spitzenspieler Valery Kazakouski und seine beiden Freunde Tomas Laurusas und Paulus Pultinevicius, die er in die Kurstadt gelockt hat und mit denen er den Taubertal-Achter zum Klassenverbleib in der Bundesliga lotsen möchte, zeigten sich in sehr guter Verfassung, wie nicht nur der überraschende Erfolg gegen die Deutschen (neben Keymer sind noch Matthias Blübaum, Alexander Donchenko, Dimitrij Kollars und Frederik Svane aktiv) bewiesen hat. Für die Verantwortlichen der Schachfreunde Anderssen ist die WM eine wichtige Standortbestimmung, bevor die Mergentheimer ab dem Wochenende 5./6. Oktober das Schach-Oberhaus rocken wollen. In sportlicher Hinsicht bleibt zunächst einmal der Ligaverbleib das realistische Ziel. Dies zu realisieren, sollte nun etwas einfacher werden, denn die Mannschaft aus Kiel hat zurückgezogen, so dass es nur zwei Absteiger geben wird.
Der bislang couragierte Auftritt der Litauer unterstreicht, dass sie in der Weltspitze mithalten können. Das macht Mut für die bevorstehenden Auftritte in der mit Abstand stärksten Liga der Welt, in der man so sicher kein Kanonenfutter für die nach Wertungszahlen favorisierten Topteams ist.
Doch auch weitere Bad Mergentheimer Akteure sind bei der Olympiade in Budapest am Start. So sorgt der Pariser Student Fy Rakotomaharo am Spitzenbrett für Madagaskar für Furore. Und auch der für Frankreich an den Brettern sitzende Schüler Timothe Razafindratsima ist schon in hervorragender Verfassung, wie auch schon der Gewinn der U 18-EM vor der Schach-Olympiade zeigt.
Buchner auch in Aktion
Doch nicht nur das Taubertal ist in der Donaumetropole vertreten. Der Schach-Club BG Buchen ist in dieser Sportart ebenso ein regionales Aushängeschild. Auch aus dem Odenwald-Verein sind Aktive in verschiedenster Form mit involviert – und stellen sich dieser schachlichen Herausforderung. Großmeister Mihajlo Stojanovic fungiert als Betreuer von Japans Herren, Großmeister Miklos Galyas coacht Ungarns B-Vertretung, Internationaler Meister Alex Krstulovic sitzt für die dritte Mannschaft der Magyaren am Brett und Großmeister Enamul Hossain versucht, an Brett drei für Bangladesch den einen oder anderen Kontrahenten mattzusetzen. Und darüber hinaus ist Maung Maung Lwin als Betreuer von Myanmar in Budapest vor Ort.
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