Ja, objektiv gesehen war die 0:1-Heimniederlage des FC Würzburger Kickers gegen den Regionalliga-Spitzenreiter SpVgg Unterhaching (wir berichteten bereits in unserer Samstags-Ausgabe) am 9. Spieltag der Regionalliga Bayern ein Rückschlag. Emotional betrachtet ist die erste Heimniederlage der Saison nur ein kleiner Dämpfer. Die Kickers zeigten sich nach der unglücklichen Niederlage trotzig und angriffslustig.
Erfahrene Hachinger
Als Unterhachings prominenter Trainer Sandro Wagner in der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte „Wir haben sehr viele junge Spieler“, musste sich der knapp zwei Meter neben ihm sitzende Kickers-Cheftrainer Marco Wildersinn vermutlich auf die Zunge beißen. Wagners Verweis auf die Jugend im Kader kam nämlich arg unpassend daher. Kein Team der Liga ist derart gespickt mit erfahrenen Akteuren, die sich zuvor jahrelang ihre Meriten in der 2. Bundesliga und 3. Liga verdienten. Sebastian Maier (28 Jahre alt), Manuel Stiefler (34), David Pisot (35), René Vollath (32) und Mathias Fetsch (33), alle standen in Wagners Startelf, bringen es auf insgesamt 414 Zweitligaeinsätze.
Ein junges, wildes Team war an diesem Abend auch zu sehen, allerdings bei den Würzburger Kickers. Die neuformierte Mannschaft der „Rothosen“ bot eine starke erste Hälfte gegen sich fast gänzlich aufs Verteidigen beschränkende Gäste. Die Kickers-Flügelspieler Benjika Caciel und Benyas Junge-Abiol ließen zwei gute Chancen in der ersten Hälfte ungenutzt. Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der Liga-Primus eiskalt. Nach einem Eckball köpfte Torjäger Fetsch mit seinem sechsten Saisontreffer zum entscheidenden 0:1 ein. Dabei sollte es bleiben, die Kickers fanden nach dem Rückstand die verbleibenden 35 Spielminuten nicht mehr richtig zurück in Spiel.
Die über 3500 Zuschauer in der Flyeralarm-Arena bekamen ein intensives, aber an Höhepunkten armes Spitzenspiel geboten, an dessen Ende die letztlich cleverere und abgezocktere Mannschaft gewann. Der Tabellenführer hinterließ in Unterfranken aber kein sonderlich glanzvolles Bild. Sinnbildlich stand dafür eine Situation kurz vor Abpfiff, als Sandro Wagner – einst Nationalspieler – eine belanglose Spielsituation an der Außenlinie zum Anlass nahm, eine Rudelbildung zu provozieren. Als der komplette Pulk an Spielern und Unparteiischen an Ort und Stelle aufeinandertraf, entfernte sich Wagner vom Geschehen, als wäre nichts gewesen.Nach Abpfiff zeigte sich ein Grüppchen Unterhachinger Spieler um Siegtorschütze Fetsch ebenfalls wenig stilsicher, als sie Haupttribünenbesucher mitunter wüst unter der Gürtellinie beschimpften.
„Das war heute Abnutzungskampf pur“, sagte nach Spielende Kickers-Kapitän Peter Kurzweg. Der Linksverteidiger machte keinen Hehl daraus, wie angefressen er angesichts der destruktiven Spielweise der Unterhachinger war. „Die schießen 90 Minuten nicht einmal auf unser Tor“, betont er. Fetsch-Kopfballtreffer exklusive. „Es ist ein ganz einfacher Fußball, ganz schnörkellos“, beschreibt er die Spielweise von Wagners Team. „Das ist nur auf Emotionen ausgelegt. Da siehst du keine schöne Ballstafette.“
Die Mannschaft der Würzburger Kickers konnte erhobenen Hauptes das Spielfeld am Dallenberg verlassen. „Ich stecke jetzt null komma null den Kopf in den Sand“, sagt der Captain. „Wir haben noch so viel Spiele. Wenn wir so weiterspielen, wird es bis zum Schluss spannend.“ Die Kampfansage an die SpVgg Unterhaching, trotz der jetzt erstmal fünf Punkte Rückstand, ist unschwer rauszuhören. „Wer zuletzt lacht, lacht am besten“, fügt der 28 Jahre trotzig an.
Weiter geht es für die Kickers erstmal mit dem nächsten Highlight-Spiel, am kommenden Freitag im Derby beim FC 05 Schweinfurt.
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