Ehrung der Pflegeeltern

Sicheres Umfeld zum Aufwachsen bieten

Nach sechs Jahren wurde die empathische und manchmal nervenaufreibende Arbeit wieder offiziell gewürdigt

Von 
Heike von Brandenstein
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Main-Tauber-Kreis. „Die Familien sind die Keimzellen einer Gesellschaft und die Kinder ihre Zukunft“, so Landrat Christoph Schauder bei seiner Begrüßung im großen Sitzungssaal des Landratsamts in Tauberbischofsheim. Auf dem Programm stand die Ehrung der langjährigen Pflegeeltern im Main-Tauber-Kreis, die Kinder aus oftmals schwierigen Verhältnissen aufnehmen und ihnen Geborgenheit in einem sicheren sozialen Umfeld geben.

Schauder freute sich, dass endlich – nach sechs Jahren Pause – wieder eine solche Ehrung stattfinden könne. Der Landkreis wolle sich damit für das Engagement der Pflegeeltern bedanken und das tägliche Kümmern würdigen. Pflegeeltern trügen dazu bei, Kinder stark zu machen. „So stark, dass sie dann im Idealfall eines Tages selbst eine Familie gründen und gute Eltern sein können“, meinte der Landrat.

Sensible Vorgehensweise

Der Landkreis sei in der guten Lage, Familien gefunden zu haben, die für die Aufnahme von Kindern und auch minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen bereitstehen. Auch neue Paare und Familien aus dem Landkreis interessierten sich für eine solche Aufgabe. Dazu gehöre auch, sich für die Prüfung des Jugendamts zu öffnen, das die persönliche Eignung und die Lebensumstände unter die Lupe nehmen muss. Für diese wichtige Aufgabe der Verwaltung sei Fingerspitzengefühl notwendig, bescheinigte er dem Pflegekinder- und Adoptionsdienst eine sensible Vorgehensweise.

Hilfen des Jugendamts

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Schauder unterstrich, dass der Landkreis sein Bestes tue, um Familien zu fördern, und wies auf die zahlreichen Hilfen sowie die Begleitung und Beratung von Pflegeeltern hin. Auch die Familienzentren, für die der Kreistag „eine verdammt gute“ finanzielle Förderung beschlossen habe, trügen zur Stärkung des Zusammenhalts vor Ort bei.

Dr. Michael Lippert, stellvertretender Jugendamtsleiter, würdigte das herausragende Engagement der Pflegeeltern, aber auch des Pflegekinderdienstes. 600 Hilfen pro Jahr würde das Jugendamt insgesamt gewähren, dazu gehörten 70 Kinder, die in einer Vollzeitpflegefamilie untergebracht seien. Das Jugendamt schätze sich glücklich, Familien zu haben, die Kinder begrenzt oder dauerhaft ein Zuhause böten.

Als „neue Welt“ beschrieb Christian Küffner das Universum, das sich ihm eröffnete, als er die Sachgebietsleitung des Pflegekinder- und Adoptionsdiensts übernahm. Ob denn jemand einmal wöchentlich bereit sei, von Wertheim nach Bad Mergentheim zu fahren, um das Umgangsrecht mit den leiblichen Eltern zu ermöglichen, war eine der ersten Fragen, die auf ihn zugekommen seien. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es eine solche Bereitschaft gibt. Doch sein Team sagte nur: „Selbstverständlich, das machen die.“

Dem hohen Engagement der Pflegeeltern zolle er höchsten Respekt, so Küffner. Er fühle sich von den Pflegeeltern gut an die Hand genommen – er habe viel gelernt. Manche Bereitschaftspflegefamilien agierten zusätzlich noch als Vollzeitpflegefamilien und seien quasi eine „eierlegende Wollmilchsau“, beschrieb er den Einsatz für Kinder in schwierigen Situationen. Sie böten Kindern Zuflucht und ein sicheres Umfeld zum Aufwachsen. Küffner lobte im Zusammenspiel von Jugendamt und Pflegeeltern seine Mitarbeitenden als Spitzenteam.

Ein großes Herz reicht nicht

Mit „Von Freud und Leid der Pflegeeltern“ und der Frage „Warum machen wir das eigentlich?“ war der Vortrag von Heike Richartz, Psychologin, Supervisorin und selbst Pflegemutter, betitelt. Richartz arbeitet beim Evangelischen Beratungszentrum Würzburg. In Zeiten, in denen das „Ich“ vor dem „Wir“ steht, in denen die individuelle Work-Life-Balance wichtiger ist als das füreinander eintreten, werde häufig gefragt, was dem einzelnen der Einsatz für die soziale Gemeinschaft bringe, so Richartz. Die Antwort: „Ein großes Herz allein reicht nicht.“

Kinder bereichern das Leben

Die Aufnahme von Pflegekindern bereicherte und beschwerte das Leben gleichermaßen, Konflikte seinen auszuhalten, aber auch Abgrenzungen und Kränkungen, wenn das langjährig betreute Kind sich letztlich doch für das Milieu der leiblichen Eltern entscheide. Sie zeigte auf, warum sich Paare für Pflegekinder und eine Adoption entschieden: Weil Kinder das Leben bereichern, Abwechslung garantieren und Lebensfreude vermitteln. „Kinder sind Überraschungspakete und Pflegekinder erst recht“, so die Psychologin.

Landrat Christoph Schauder und Sozialdezernentin Elisabeth Krug ehrten im Anschluss zunächst den Ende Mai ausscheidenden Leiter der Erziehungsberatung des Caritasverbands im Tauberkreis, Bernhard Bopp. Für die Begleitung der Pflegeeltern, die vielen Fortbildungsangebote, die über 20 Jahre lang angebotenen Tagesausflüge und die Gründung des Pflegeelternstammtisches dankte ihm die Landkreisverwaltung.

Funktion als Mittlerin

Friederike von Sauken-Haun, selbst langjährige Pflegemutter, begleitet den offenen Pflegeelterntreff seit mehr als 15 Jahren. Sie leiste einen wertvollen Beitrag für die Vollzeitpflege im Landkreis und werde immer wieder als Mittlerin eingeschaltet, so Sozialdezernentin Elisabeth Krug.

Musikalisch umrahmt von Saxophonist Peter Lesch wurden im Anschluss die langjährigen Pflegeeltern geehrt. 29 Jahre in den Dienst von Kindern haben sich Martina Ludwig-Löffler aus Lauda-Königshofen und Christa Dehn aus Tauberbischofsheim gestellt. 20 und mehr Jahre engagieren sich Martina und Wolfram Karlein sowie Christine und Hubert Klein aus Wertheim, Sabine und Markus Klöckner aus Werbach sowie Ingeborg und Hans-Jörg Habel aus Weikersheim.

Mehr als 15 Jahre aktiv sind: Sabine Eckert-Petter, Andrea und Josef Gitter, Ulricke und Horst Hack sowie Michaela und Stefan Fleckenstein (alle Lauda-Königshofen); Michael Spörer (Tauberbischofsheim), Michaela und Jürgen Hilgner (Werbach), Susanne Jäger (Königheim), Joachim Kraft (Wertheim) sowie Anja und Armin Pilsner (Igersheim).

Langjährige Pflegeeltern sind darüber hinaus Christa und Peter Klinger (Igersheim), Habitatou und Harald Metzler sowie Daniela und Horst Büscher (Lauda-Königshofen); Gabriele und Manfred Naser (Niederstetten), Silke und Michael Schäfer (Külsheim); Renate und Alexander Bischof (Wertheim); Sabine Kirst (Tauberbschofsheim); Heidi Weber-Kudec und Rolf Kudec (Grünsfeld); Michaela und Winfried Benkert sowie Gerda Dietl (Bad Mergentheim); Marcia und Jürgen Brück sowie Sigrid Marx und Alexander Franz (Creglingen).

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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