Ausbildung

Odenwald-Tauber: Die "Profis vom Wald" sind sehr gefragt

Drei angehende Forstwirte haben am 1. September ihre Ausbildung am Stützpunkt in Buch begonnen. Wir haben sie bei ihrer Arbeit im Wald besucht.

Von 
Sabine Holroyd
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Wald-Profis: Anna Hecht, Werner Frank, Fabian Popp, Stephan Brameier, Julius Schmidt, Nico Kainz und Bastian Geier (von links). © Sabine Holroyd

Odenwald-Tauber. Es ist noch früh am Morgen, als sich Nico Kainz, Fabian Popp und Julius Schmidt bereits in voller Montur vor der Ausbildungssstätte von ForstBW in Buch treffen. Während Nico Kainz aus Kleinheubach und Julius Schmidt aus Dertingen unter der Woche im Dachgeschoss der Ausbildungsstelle wohnen, ist Fabian Popp aus Hainstadt angereist – er hat sich zum Pendeln entschlossen.

Auch Bastian Geier aus Hainstadt ist dabei. Er lässt sich im dritten Lehrjahr zum Forstwirt ausbilden.

Schnell geht es ans „Eingemachte“

Am 1. September begannen die drei Neulinge ihre Ausbildung zum Forstwirt. Seitdem haben sie bereits viel gelernt und dürfen auch schon richtig „ans Eingemachte“, wie es ihr Ausbildungsmeister Stephan Brameier ausdrückt. Das heißt, schwere Fahrzeuge wie den Forstschlepper, den die Ausbildungsgruppe aus Unfallschutz-Gründen dabei haben, können sie nicht nur aus der Ferne „bewundern“, sondern in der gesamten Lehrzeit auch selbst bedienen.

„Wir beginnen in der dreijährigen Ausbildung relativ zügig mit den klassischen Waldarbeiten wie der Baumfällung und der Holzaufarbeitung“, erläutert der gebürtige Münsteraner Stephan Brameier.

Seit 1992 ist er im Main-Tauber-Kreis zu Hause. Zuerst wirkte der Ausbildungsmeister im Forstamt Lauda-Königshofen, dann beim Landratsamt des Main-Tauber-Kreises und seit der Neustrukturierung ist er bei ForstBW im Forstbezirk Odenwald tätig.

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Vieles hat sich verändert in dieser Zeit. Der Wald kämpft mit dem Klimawandel und leidet sehr unter trockenen Sommern wie dem vergangenen. Der Regen der letzten Tage war nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel werden auch in der Forstwirtschaft immer wichtiger. Doch auch die Technik hat sich im Laufe der Jahre gewandelt – das Arbeiten im Wald ist sicherer geworden.

Stephan Brameier zeigt einen Funk-Fällkeil, mit dem Bäume mit Motorunterstützung in die gewünschte Fällrichtung gedrückt werden können. Durch diese Art „Fernbedienung“ können die Arbeiter aus dem Gefahrenbereich heraustreten und den Baum aus sicherer Entfernung fällen. „Dieses Gerät stellt ein großes Plus an Sicherheit dar und ist mittlerweile Standard in der Holzernte und deshalb auch in unserer Ausbildung“ sagt Brameier. Bis Weihnachten soll die Ausbildungsgruppe im Revier von Werner Frank etwa 700 Festmeter Laub- und Nadelholz auf einer Gesamtfläche von zirka 13 Hektar ernten.

Alle vier jungen Männer eint seit Kindesbeinen an die Liebe zur Natur, zum Wald. Fabian Popp aus Hainstadt hat vor seiner Ausbildung ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Forst absolviert, das ihn in seinem Berufswunsch noch bestärkte. Und alle vier sind sich einig: In einem Büro zu arbeiten wäre nichts für sie.

Doch auch den Respekt vor der Natur und dem Wald haben sie gemeinsam. Schließlich sind manche Riesen, die sie fällen, über 100 Jahre alt. „Doch das ist Teil des Waldbaus und gehört zu unserem Beruf dazu“, meinen sie.

Dass sie sorgsam mit den Bäumen umgehen, ist nicht nur Teil ihrer Ausbildung, sondern auch eine Selbstverständlichkeit für sie.

Ihrem Ausbildungschef ist die Liebe zu seinem Beruf deutlich anzumerken.

Stephan Brameier spricht von den Möglichkeiten und Chancen, die die Arbeit im Wald eben auch bietet: „Bei der Jungbestandspflege kann man richtig kreativ sein – immer mit dem Ziel, dass es waldbaulich gesehen ein rundes Bild ergibt. Das ist sehr spannend, denn je länger man in einem Revier ist, desto besser sieht man die Entwicklung der Bäume im Lauf der Jahre und Jahrzehnte. Man kann dem Wald seinen eigenen Stempel aufdrücken und ihn dann irgendwann seinem Nachfolger übergeben.“

Auch Werner Frank macht aus der Leidenschaft für seinen Beruf keinen Hehl: „Natürlich gibt es kein Patentrezept, doch die Eiche ist unser ,Grundgerüst’. Wir probieren Baumarten aus, die uns empfohlen werden – so wie beispielsweise die Zeder. Leider kamen die in diesem Jahr gepflanzten 400 Exemplare nicht mit dem Klima hier zurecht und sind in diesem Sommer vertrocknet. Der Baumhasel steht hingegen gut da. Wir freuen uns, dass auch fast vergessene Baumarten wie Elsbeere, Wildbirne oder Speierling sich offensichtlich gut anpassen können. Natürlich sind sie nicht für große Flächen geeignet, doch man kann mit ihnen gestalten und sie ,herauspflegen’.“ Die Jungbestandspflege-Arbeiten beginnen in der Ausbildung im Spätsommer – nach dem Ende der Vogelbrutzeit.

Die junge Revierleiterin Anna Hecht, zuständig für das Revier 1 Bronnbach, hat sich mit ihrer Hündin Erika ebenfalls zum Vor-Ort-Termin im Wald dazugesellt. Sie sagt: „Alle verlangen nach dem Rohstoff Holz, ob sie nun morgens die Zeitung lesen möchten, Holzmöbel haben wollen oder ein Haus bauen. Wir betrachten den Wald durchaus unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, ohne dabei aber den nachhaltigen und pfleglichen Aspekt aus den Augen zu verlieren.“

Anna Hecht stammt aus Freiburg, studierte in Weihenstephan, absolvierte ebenfalls in Bayern den Vorbereitungsdienst und war sechs Jahre bei Hessenforst tätig, ehe sie sich nach Baden-Württemberg zurück bewarb. „Jetzt“, sagt sie, „bin ich angekommen.“

Die forstliche Ausbildungsstätte in Buch besteht seit 1974 und hat in der Region ein gewisses „Alleinstellungsmerkmal“, wie es Werner Frank ausdrückt – die nächsten Ausbildungs-Stützpunkte gibt es bei Heilbronn und bei Crailsheim.

Die meisten Azubis kommen aus der Region Odenwald-Tauber, aber auch aus anderen Bundesländern wie beispielsweise Thüringen.

Der technische Aspekt spielt eine immer größere Rolle für die Forstwirte und somit auch in ihrer Ausbildung.

An den beiden Kompetenzzentren in Königsbronn bei Heidenheim und Mattenhof im Schwarzwald findet der überregionale Blockunterricht statt, in dem die Schüler fundiert auch die technische Seite ihres Berufs kennenlernen.

„Der Bedarf an Forstwirten ist sehr hoch“, sagt Werner Frank und meint: „Qualifizierte Fachkräfte sind bekanntlich überall gesucht, besonders auch im Wald.“

Nach dem Job zum Joggen

Auch die Fitness ist eine Grundvoraussetzung für alle, die im Wald arbeiten und zupacken wollen. Die körperliche Beanspruchung ist schließlich hoch.

Doch nicht nur im Waldbau, sondern auch auf dem sportlichen Sektor ist man in Buch kreativ: Jeden Dienstag und Freitag wird vor dem Feierabend eine Stunde gejoggt.

Stephan Brameier hat den traditionellen Lauf „vor ewigen Zeiten“, wie er lachend sagt, eingeführt. Er erzählt: „Wir bewegen uns zwar jeden Tag in der Natur, doch diese Grundfitness, die beim Joggen entsteht, ist noch mal eine ganz andere ,Hausnummer’.“

Zudem tragen diese Runden, bei denen sich das Feld seiner Erfahrung nach „oft weit auseinanderzieht“, zum Teambuilding bei.

Auch im Wald läuft gemeinsam eben alles besser.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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