Frankenbahn für alle

Bürgerinitiative übergab in Stuttgart Petition mit 5000 Unterschriften an Verkehrsminister

Probebetrieb soll in Dauerbetrieb überführt werden, damit die Züge nicht wieder durch die Ortschaften durchrauschen

Lesedauer: 
Über die Übergabe der Unterschriftenlisten an Verkehrsminister Winfried Hermann (Dritter von links) freuen sich die Bürgermeister Benjamin Czernin und Ralph Matousek sowie die Mitglieder der BI Herbert Sohns, Manfred Silberzahn, Roland Englert, Volker Weber sowie Dietmar Hofmann (von links). © Elisabeth Englert

Odenwald-Tauber/Stuttgart. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine positive Lösung finden“, versprach der Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, Winfried Hermann im Vororttermin in seinem Hause seinen hoffnungsvollen Zuhörern.

Worum geht es? Um die Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda, deren Probebetrieb in einen Dauerbetrieb überführt werden soll, damit die Züge auf diesem kleinen Teilstück nicht wie vor dem Jahr 2019 durch die Ortschaften „durchrauschen“ und diese „abhängen.“

Für die Verstetigung des Dauerbetriebs kämpfen seit Jahren die Mitglieder der Bürgerinitiative „Frankenbahn für alle“, Roland Englert, Dietmar Hofmann, Manfred Silberzahn, Herbert Sohns, Dr. Dieter Thoma und Volker Weber, die Rathauschefs der Haltepunktkommunen, Boxbergs Bürgermeisterin Heidrun Beck, die Bürgermeister Ahorns und Rosenbergs, Benjamin Czernin und Ralph Matousek und, last but not least, über 5000 Unterstützer aus der Region, die ihrer Forderung mit ihrer Unterschrift Ausdruck verliehen.

Diese große Beteiligung an der Unterschriftenaktion ist ein untrügliches Zeichen, auf welch breiten Beinen der Wunsch in der Bevölkerung steht und unterstreicht dessen Nachdrücklichkeit.

„Die Menschen im ländlichen Raum wollen das“, stellte auch der Minister fest, als ihm von Silberzahn der dicke Ordner mit den Unterschriftenlisten überreicht wurde.

„Die gewünschte Auslastung wird mit dem Dauerbetrieb kein Problem werden“, gibt sich Sohns überzeugt. Denn nur Sicherheit und Zuverlässigkeit des ÖPNV auf der Schiene gewährleisteten, dass Haushalte auf ihre Zweit- oder gar Drittwagen verzichten und mittels des öffentlichen Nahverkehrs Ausbildungsstelle, Arbeitsplatz, Kulturveranstaltungen und dergleichen erreichen könnten.

Sohns bekräftigte die immense Bedeutung des Dauerbetriebs für die ländliche Raumschaft, die an Attraktivität gewinne und es überdies den hier lebenden Menschen ermögliche mit der geringsten Umweltbelastung sowie einem vertretbaren Zeitaufwand zu vorgenannten Zielen zu gelangen. Überdies monierte er in seinen strukturiert und sachlich vorgetragenen Forderungen und Argumenten den nur in einer Richtung nutzbaren Bahnhof in Königshofen, durch den erhebliches Fahrgastpotential verloren gehe. „Denn wer nur in eine Richtung einsteigen, aber auf der Rückfahrt nicht aussteigen kann, wird dieses Verkehrsmittel gar nicht nutzen.“

Mehr zum Thema

Umfrage

ÖPNV-Nutzer bekommen „die nötige Verlässlichkeit“

Veröffentlicht
Von
Klaus T. Mende
Mehr erfahren
Frankenbahn

Deal ausgehandelt: Frankenbahn bekommt dauerhaften Stundentakt

Veröffentlicht
Von
Klaus T. Mende
Mehr erfahren
Auszeichnung bei Frühlingsempfang

Große Verdienste um das Gemeinwesen

Veröffentlicht
Von
F
Mehr erfahren

Interessiert und aufmerksam den Ausführungen lauschend verssprach Hermann: „Wir werden alles tun, damit das gelingt.“ Denn so sei damals der Probebetrieb entstanden, blickte er auf dessen Anfänge im Dezember 2019 zurück. Aufgrund „abnormer Bedingungen durch Corona“ mit den aus der Pandemie resultierenden Schulschließungen sowie vermehrtem Homeoffice sei man in die Verlängerung gegangen. Erfreulicherweise haben sich inzwischen die Voraussetzungen geändert, gebe es bereits mit dem Jugendticket sowie ab Mai dem Deutschlandticket günstige Angebote, die die Attraktivität des Bahnverkehrs enorm steigerten.

Das Land beteilige sich mit großen Zuschüssen an diesen günstigen Angeboten. Insofern sei er zuversichtlich, „dass die Zahlen kommen, die wir brauchen.“ Denn klar sei auch, dass man hinsichtlich der landesweit geltenden entwickelten Kriterien ein bestimmtes Fahrgastpotential benötige.

Nicht in die Karten schauen ließ sich der Minister auf Nachfrage, ob er bereit sei, hierbei Zugeständnisse zu machen, verbreitete aber umgehend einen Optimismus, gerade aufgrund der neuen Ticketangebote. Darüber hinaus stellte er in Aussicht, dass wenn dauerhaft gesichert werde, man auch die Zugänge an den jeweiligen Haltepunkten verbessern müsse. „Die Lösung muss Perspektive haben“, blickte Hermann in die Zukunft und ging mit dem Halbstundentakt im ländlichen Raum bis zum Jahr 2030 sogar noch einen Riesenschritt weiter.

Wertschätzung brachte er der Bürgerinitiative entgegen sowie den sie begleitenden Bürgermeistern, was die Bedeutung dieses Anliegens unterstreiche. „Wir sehen ihr Engagement.“ Denn auch seitens des Ministeriums brauche man die Unterstützung der vor Ort lebenden Menschen. Sie sei sogar „dringend erforderlich“, betonte er.

Rosenbergs Bürgermeister Matousek honorierte, dass der Minister sich die Zeit nehme und bekräftigte die Forderung eines verstetigten Dauerbetriebes. Man wohne an einer zweigleisigen, elektrifizierten Strecke, habe gute Anbindungen sowohl Richtung Stuttgart und Heidelberg als auch Richtung Würzburg und dennoch hätte die Bevölkerung, der unsicheren Lage geschuldet, das Gefühl abgehängt zu sein. Als „Hemmschuh“ erwiesen sich nicht nur die Pandemie, sondern auch infrastrukturelle Ursachen wie Baustellen, Zugausfälle oder Schienenersatzverkehre.

„Es wäre ein herber Verlust, wenn die Züge künftig wieder durchrauschen würden“, betonte er die Bedeutung des Dauerbetriebs für die Region.

Und sein Ahorner Kollege Czernin ergänzte, dass gerade in dieser Verstetigung ein ganz wesentliches Element für stabile und zufriedenstellende Fahrgastzahlen gründe. Überdies werteten beide die große Zahl der Unterschriften als starkes Zeichen der Bürgerschaft. „Die ganze Region steht hinter diesen Forderungen“ so beide unisono und sind sich sicher auch im Namen ihrer erkrankten Kollegin Heidrun Beck aus Boxberg zu sprechen.

„Wir haben ein Etappenziel erreicht“, freute sich Silberzahn zusammen mit seinen Mitstreitern über die Übergabe an den Minister persönlich.

Positiv wurde gewertet, dass er sich offen den Fragen stellte und sogar mehr Zeit nahm als ursprünglich vorgesehen.

Dennoch werde die BI am Ball bleiben, so dass das Jahresende nicht gleichzeitig das Ende des Probebetriebs bedeute. Unmissverständlich verdeutlichte Hermann seinen Willen am Gelingen dieses Projekts: „Ich bin mit den Landräten in Arbeit und im Gespräch, wir haben noch keine endgültige Lösung, aber ich bin zuversichtlich.“

In der Hoffnung auf ein baldiges positives Signal aus Stuttgart, traten die BI- sowie die Kommunalvertreter ihre Heimreise an, selbstverständlich mit dem Zug.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten