Odenwald-Tauber. Die beiden Kreistage müssen dem Kompromiss noch zustimmen, was als Formsache gilt. Dann ist für alle in der Sache aktiven Protagonisten ein Etappenziel erreicht. Denn sie sehen nun die Deutsche Bahn am Zug, rasch in die Infrastruktur zu investieren und die Bahnhöfe in Rosenberg, Eubigheim, Wölchingen und Königshofen in einem ersten Schritt nach modernsten Gesichtspunkten, vor allem was Barrierefreiheit angeht, zu ertüchtigen.
Das Verkehrsministerium und die beiden Landkreisverwaltungen sprechen in einem gemeinsamen Pressestatement von einem „Durchbruch“ beim Regionalbahntakt zwischen Lauda und Osterburken. Der bisherige Probebetrieb des Regionalbahn-Stundentakts auf diesem Frankenbahn-Abschnitt wird zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 in einen dauerhaften Regelbetrieb überführt.
Bedingungen geklärt
Der Amtschef des Verkehrsministeriums, Ministerialdirektor Berthold Frieß, und die beiden Landräte Christoph Schauder (Main-Tauber) und Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald) haben in einem Gespräch in Tauberbischofsheim die Voraussetzungen und grundsätzlichen Bedingungen für den Regelbetrieb geklärt. Die Lösung steht noch unter dem Vorbehalt, dass die jeweiligen Kreisgremien den Vereinbarungen zur weiteren Mitfinanzierung in Kürze zustimmen. Darüber hinaus wurde vereinbart, die Modernisierung der Bahnstationen schnell voranzubringen.
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann erklärte zu der Einigung: „Ein besseres Angebot auf der Frankenbahn als einer wichtigen Schienenstrecke im Norden von Baden-Württemberg erhöht den Anreiz, vom Auto auf den Zug umzusteigen. Gerade in ländlichen Regionen ist es wichtig, die Verkehrswende hin zu klimaschonender Mobilität voranzubringen. Dazu gehören ein verlässlicher Takt und moderne Züge. Das Land unterstützt gerne den Stundentakt im Regelbetrieb. Mein Dank gilt zugleich den beiden Landkreisen Main-Tauber und Neckar-Odenwald, die sich finanziell stark engagieren.“
Wichtige Grundlage
Der Landrat des Main-Tauber-Kreises, Christoph Schauder, erklärte: „Der nun erreichte Durchbruch bildet eine wichtige Grundlage für den weiteren Ausbau des ÖPNV. Dieser ist kein exklusives Privileg von Ballungsräumen, sondern auch bei uns möglich. Ich freue mich daher sehr, dass wir diese Einigung im Sinne der Bürger, der Raumschaft zwischen Lauda und Osterburken, aber auch darüber hinaus, erreicht haben.“ Der dauerhafte Regelbetrieb sei auch Voraussetzung für die wichtigen Infrastrukturmaßnahmen an den Bahnstationen. Er, so Schauder, sei sehr zuversichtlich, dass „wir die Fahrgastzahlen weiter steigern können und unser Kreistag zustimmt, denn es ist ein sehr guter Vorschlag. Ich danke dem Verkehrsministerium für die konstruktiven Gespräche.“ Der Bürgerinitiative „Frankenbahn für alle“ und den Städten und Gemeinden entlang der Frankenbahn danke er für die wertvolle und ausdauernde begleitende Unterstützung.
Perspektive geschaffen
Der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Achim Brötel, zeigt sich sehr froh, dass es gemeinsam doch noch gelungen sei, den gordischen Knoten zu durchschlagen. Der Probebetrieb allein sei zwar schon ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu vorher gewesen. Aber: Alles, was nur auf Probe eingerichtet ist, lähme umgekehrt natürlich auch eine dauerhafte Zukunftsperspektive für die Frankenbahn. „Genau diese Perspektive brauchen die Menschen in der Region aber dringend. Dafür ist jetzt die erforderliche Grundlage geschaffen. Das ist für mich der eigentliche Erfolg. Deshalb wünsche ich mir, dass künftig noch sehr viel mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen und damit den Beweis antreten, dass die Verkehrswende auch im ländlichen Raum gelingen kann.“
In der erzielten Einigung ist weiter eine finanzielle Beteiligung der Kreise an den Kosten des stündlichen Betriebs vorgesehen. Diese tragen aktuell gemeinsam 40 Prozent der Kosten. Bei einer Überschreitung von 400 Fahrgästen pro Tag sinkt der Anteil der Kreise gemäß der Vereinbarung um die Hälfte auf 20 Prozent ab. Ab 500 Fahrgästen täglich übernimmt das Land die Kosten in voller Höhe. Zudem sollen die Bahnstationen auf dem Streckenabschnitt sukzessive modernisiert und ausgebaut werden, wofür seitens des Verkehrsministeriums eine Landesförderung in Aussicht gestellt wurde. Darüber hinaus hat das Ministerium zugesagt, in einem strukturierten Verfahren zu prüfen, ob und wie in den kommenden Jahren das Zugangebot ausgeweitet werden kann, etwa an den Wochenenden.
Zunächst auf drei Jahre befristet
Der Probebetrieb mit Regionalbahnen war zunächst auf drei Jahre von Dezember 2019 bis Dezember 2022 ausgelegt und wurde dann um ein Jahr bis Dezember 2023 verlängert. Vorangegangen waren bis 2019 langjährige Verhandlungen und Aktionen. Im Rahmen einer konzertierten Aktion des Main-Tauber-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises, aller am Streckenabschnitt zwischen Osterburken und Lauda gelegenen Städte und Gemeinden sowie der Bürgerinitiative „Frankenbahn für alle“ war es 2019 gelungen, einen stündlichen Probebetrieb mit Regionalbahnen einzurichten. Dieser stand jeweils montags bis freitags zur Verfügung. Daran beteiligten sich die beiden Landkreise finanziell. Für den Main-Tauber-Kreis bedeutete dies eine jährliche Belastung von rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr, für den Neckar-Odenwald-Kreis von rund 362 000 Euro. Diese Aufteilung ergab sich daraus, dass der größere Teil der Strecke durch den Main-Tauber-Kreis führt.
Pandemie bremst Pläne aus
Zusätzlich verlangte das Verkehrsministerium für eine Überführung in den Regelbetrieb unter vollständiger Finanzierung des Landes, dass täglich mindestens 500 Fahrgäste pro Kilometer Streckenlänge das Angebot nutzen. Nur wenige Monate nach dem Start des Probebetriebs am 16. Dezember 2019 sorgte die Corona-Pandemie dann dafür, dass die Fahrgastzahlen überall dramatisch einbrachen und sich fast zwei Jahre lang kaum erholten, auch auf der Frankenbahn. Vor diesem Hintergrund hatten die beiden Landkreise dem Vorschlag des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg zugestimmt, den Probebetrieb zunächst um ein Jahr bis Dezember 2023 zu verlängern.
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