Bobstadt/Stammheim. Er soll auf Polizisten mit voller Tötungsabsicht geschossen haben: Ingo K. gab jetzt im Hochsicherheits-Prozessgebäude in Stuttgart-Stammheim Details aus seinem Leben preis. Verschwörungstheorien habe er zwar verschiedentlich geäußert, aber nicht ernst gemeint.
Er stammt aus der DDR, genauer gesagt aus dem vogtländischen Plauen. Über mehrere Stationen landete Ingo K. schließlich im Raum Bad Mergentheim. Er verdingte sich als Kampfsporttrainer der härteren Sorte und als Personenschützer für ein Konsulat in Stuttgart – deshalb durfte er auch eine Waffe tragen.
Als er die Pistole wieder abgeben sollte, kam es in seinem letzten Wohnort Boxberg-Bobstadt zu gezielten Schüssen auf Polizisten mit einem Schnellfeuergewehr, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift. Sie wirft K. staatszersetzende Reichsbürgerideologie und Mordversuche vor.
Vor seinem Umzug nach Bobstadt lebte K., geboren 1967, einige Zeit im Stadtgebiet Niederstetten, genauer gesagt im Ortsteil Rüsselhausen. Das erklärte der Angeklagte bei der Aufnahme seiner Personalien am zweiten Prozesstag im Hochsicherheits-Gerichtsgebäude in Stuttgart-Stammheim am Montagnachmittag. K. sitzt gleich nebenan im umzäunten und scharf bewachten Gefängniskomplex in Untersuchungshaft.
Vor Gericht wirkt K, kooperativ, gibt bereitwillig Auskünfte. Vorhalte von Zeugen zu Verschwörungstheorien, die vom Richter schriftlich verlesen werden, weist er als scherzhaft gemeint zurück: Von Juden, die angeblich Menschenfleisch als Nahrung verwerten ist dabei die Rede und von „Chemtrails“. Die Kondensstreifen von Flugzeugen werden von Verschwörungsgläubigen als „Geoengineering“ zur gezielten Bevölkerungsreduktion gedeutet. Auch die These, dass in den USA Außerirdische als eine Art geheime Macht die Politik steuerten, soll K. vertreten haben.
Vor Gericht will der Angeklagte davon allerdings im Sinne einer persönlichen Überzeugung nichts wissen: Solche Äußerungen seien eben seine spezielle Art von Humor, die nicht jeder als solchen verstehen könne.
Seine finanzielle Situation schilderte K. als „bescheiden“. Er wisse es selbst nicht so genau, aber seine Schulden bewegten sich bei 200 000 Euro „oder vielleicht auch bei 20 000“. Mehrfach habe er in der Vergangenheit schon die Hand heben müssen – im Zuge von Insolvenzverfahren.
Die FN-Redaktion wird über den Prozesstag noch ausführlich berichten.
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