Assamstadt. Die AfD will „unserem wunderschönen Deutschland wieder auf die Beine helfen“ – Zitat vom „Gipfeltreffen“ der Rechtspartei in Assamstadt. Neben Lokalmatadorin Dr. Christina Baum dabei: der Extreme Björn Höcke.
Während draußen das „Bündnis gegen Rechts“ gegen die AfD-Veranstaltung in der Asmundhalle demonstriert, wird drinnen von den Parteigängern mit stehendem Applaus „Höcke, Höcke!“ skandiert, als dieser den Saal betritt. Wie viele genau sich vom thüringischen Landtagsabgeordneten und den drei weiteren AfD-Spitzenpolitikern begeistern lassen, ist nicht ganz klar: 380 sagt der Veranstalter; am Ende waren es deutlich weniger. Rund 300 belegte Semmeln hatte man beim Caterer bestellt und die waren schnell weg, so viel steht fest.
Der Mainstream „schürt Angst“
Die einzelnen Auftritte beim „Bürgerdialog“ der baden-württembergischen Landesgruppe im Bundestag folgen einer kalkulierten Dramaturgie: MdB Dr. Dirk Spaniel wettert gegen Klimapolitik („Verdummung mit Wind- und Sonnenenergie“), „jahrzehntelange Misswirtschaft“, die Deutschland jetzt an den Rand des Zusammenbruchs bringe und „Freiheitsverlust“ durch eine angeblich Angst schürende (etablierte) Politik. Das früher erfolgreiche Deutschland werde, so die AfD-Sicht, immer mehr zum Außenseiter – „und die Welt lacht sich schlapp über die deutsche Dummheit“.
MdL Emil Sänze (Baden-Württemberg) malt sein Schreckensszenario eines „Multikultistaats“, der „von Brüssel aus gesteuert wird.“ Für ihn steht fest. „Fremde Nationen bedienen sich am Ausverkauf der Wirtschaft“ Deutschlands.
Bundestagsabgeordnete Dr. Christina Baum (Lauda-Königshofen) ist als (Zahn-) Ärztin für den Themenkreis Gesundheit zuständig. Laut Baum vor allem eine „Gesundheitswirtschaft“ mit „Gewinnmaximierung durch ausländische Investoren“. Baums Corona-Positionen sind bekannt: Impfen biete keinen Schutz vor weiteren Infektionen und widerspreche dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Und sie geht noch weiter: Das „Medikament“ (zuvor war vom Covid-19-Impfstoff Moderna die Rede) habe „absolut keine Wirkung.“
Baum fordert einen Untersuchungsausschuss, der sämtliche Corona-„Fehlentscheidungen“ aufarbeiten müsse – Schuldige am „größten medizinischen Experiment in der Menschheitsgeschichte“ müssten „zur Verantwortung gezogen“ werden.
Auch über Leib und Seele weiß Zahnärztin Baum recht genau Bescheid: Die „gefährliche Genderideologie“ sei Unsinn, denn es „gibt nur zwei Geschlechter und nicht mehr“. Alle anderen Vorstellungen seien „Hirngespinste“. Unterstützt werde solcher „Genderismus“ und der letztlich von der AfD vorgestellte Niedergang der Republik von „der unfähigsten Regierung, die Deutschland je hatte.“
Anmoderiert als „Höhepunkt des Abends“ in der rund zweieinhalbstündigen Veranstaltung dann Björn Höcke: Die Pandemie sei eine „Plandemie“, so eine seiner Kernthesen. Die Pharmakonzerne wollten abkassieren. Eigentlich steht alles in großen Zusammenhängen: Der Staat stehe vor dem Kollaps, dem „multiplen Organversagen“. Ziel der Politik und der „Mainstream-Medien“: „Deutschland soll abgeschafft werden.“ Nicht ganz schlüssig: Politische Eliten gebe es hier nicht, nur ungebildete „Totalversager“. Es wird vom Publikum applaudiert.
Dass er als „rechts“ oder „rechtsextrem“ apostrophiert werde, ist Björn Höcke einerlei. Der ihn beobachtende Verfassungsschutz sei ein Instrument der Herrschaft gegen die AfD und seine Person. Doch das sei ihm „relativ egal – ich bin stolz darauf.“ Aus dem Publikum begeisterte: „Höcke, Höcke!“-Rufe.
Verrohte Maschinenmenschen
Russlands Krieg gegen die Ukraine: für Höcke ein „Wirtschaftskrieg gegen Deutschland“, gesteuert von den USA. Eigentlich kämpfe US-Amerika gegen Russland. Später im „Bürgerdialog“ wird Höcke mit seinen Forderungen noch deutlicher: Deutschland müsse sich von den USA lösen, konkret, „die Besatzertruppen sollen verschwinden“. Nur so könne Deutschland „wieder souverän werden.“ Natürlich solle die Bundeswehr Deutschland verteidigen, aber innerhalb der eigenen Grenzen „und nicht anderswo“.
Höcke warnt von einer „Digitalen Diktatur“ und einem „Regenbogensozialismus“, der in gewollter Gleichschaltung und in „Überwindung von Kulturen und Geschlechtern“ münden werde. „Maschinenmenschen“ ohne Eigenschaften, dafür aber „sittlich verroht.“ Gegen „gleichgeschaltete Parlamente“ helfe nur „die Macht der Parteien zurückzudrängen“ und „die Liebe zum eigenen Land wiederzuentdecken.“
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar AfD-Bürgerdialog in Assamstadt: Asterix gegen perfide Pläne