Wittighausen. „Einrichtung und Inbetriebnahme einer Naturkindergartengruppe zählt zu den bedeutendsten Ereignissen in Wittighausen im abgelaufenen Jahr“, bekräftigt Bürgermeister Marcus Wessels. „Wir hatten schon länger entsprechende Ideen und Überlegungen, besonders aufgrund Kapazitätsengpässen verwirklichten wir diesen Traum tatsächlich. Speziell sind wir auch stolz, dass wir als im Kreis kleinste Kommune dieses Projekt zu realisieren vermochten.“
Rückendeckung erhalten
Rückendeckung erhielt das Projekt vom Gemeinderat, der sich einstimmig für eine Wald- und Naturkindergartengruppe sowie das Einleiten notwendiger Schritte ausgesprochen hatte. Damit trug das Gremium zum einen der absehbar erreichten Kapazitätsgrenze des Kindergartens „Allerheiligen“ Rechnung, zum anderen einer hohen Nachfrage von Elternseiten nach einer solchen naturnahen Einrichtung.
Im Oktober 2020 wurde in einem Gespräch zwischen Wessels, Verwaltung, Verrechnungsstelle und Kindergartenleiterin Natascha Pechtl deutlich, dass aufgrund der zu erwartenden Kinderzahlen die Kapazität der bestehenden Einrichtung womöglich schon in kürzester Zeit erschöpft sein werde. Ursächlich dafür seien sowohl steigende Geburtenraten als auch die Ansiedlung junger Familien vor allem im Baugebiet „Am Bären“ in Unterwittighausen. Auf Basis einer genaueren Analyse wurde ermittelt, dass bereits im September 2021 gegebenenfalls einigen Eltern eine Absage zum Wunschtermin erteilt werden müsste, sofern nicht gehandelt werde.
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Eine bauliche Ausdehnung des derzeitigen Kindergartengebäudes auf dem bestehenden Areal oder sogar ein Neubau in der Nähe der Grundschule sei jedoch nur schwerlich oder bestenfalls sehr zeit- und kostenaufwendig zu verwirklichen.
Eine Wald- und Naturkindergartengruppe, die in einem Wagen im Außenbereich untergebracht werde, wurde als eine sowohl relativ flexible und kurzfristig realisierbare als auch kostengünstige Lösung erachtet – so die primären Argumente für diese Variante einer Erweiterung der bestehenden Kapazitäten.
Wachsende Beliebtheit
Zum anderen erfreue sich die Pädagogikform eines Wald- und Naturkindergartens einer wachsenden Beliebtheit und großen Nachfrage, wie in der nähern Region die Waldkindergärten „Wurzelkinder“ in Lauda-Königshofen sowie „Kinderwald“ in Tauberbischofsheim und Werbach gezeigt hatten. Das Erzieherinnenteam nebst Leiterin Natascha Pechtl befürwortete unisono die Einrichtung einer solchen Gruppe in Unterwittighausen.
Nach Prüfung mehrerer Varianten im Gemarkungsgebiet einigte man sich auf ein Areal oberhalb des Sportplatzes des SV Wittighausen, auf dem im rückwärtigen Bereich der zu beschaffende Unterkunfts- und Versorgungswagen aufgestellt werden könnte. Mit der Eigentümerin des 3250 Quadratmeter großen Grundstückes wurde rasch Einvernehmen über einen Verkaufspreis erzielt, worauf im Juni beim Landratsamt ein Bauantrag gestellt wurde, der die Genehmigung erhielt.
Nachdem die Mitarbeiter des Bauhofes den bestehenden Zufahrtsweg sowie den Untergrund der Stellfläche geschottert und planiert hatten, wurde Mitte November das „Herzstück“ der Naturkindergartengruppe geliefert – ein zehn Meter langer Bau- oder Zirkuswagen, der gemäß Bestellung von einer Spezialmanufaktur in Uettingen (Kreis Würzburg) umgebaut und ausgestattet wurde, etwa mit einer überdachten Terrasse, einer Außenküche und einer Komposttoilette.
Darüber hinaus wurde auf dem Spielplatz des Kindergartens „Allerheiligen“ ebenfalls durch die Bauhofkräfte ein kleines Gebäude, das bislang ausschließlich als Gerätehaus diente, für die Naturkindergartengruppe als vorzuhaltende und beispielsweise bei Extremwetterlagen nutzbare Notunterkunft erweitert.
Die „Füchse“, wie die Einheit genannt wird, sind seither die sechste Gruppe des insgesamt fast 90 Sprösslinge zählenden Kindergartens „Allerheiligen“ und mit etwa 20 Kindern von Beginn an komplett ausgebucht. „Die Kinder und Eltern sind ebenso begeistert wie das Personal und wir“, berichten Natascha Pechtl und Marcus Wessels. „Die Nachfrage ist riesig, auch von außerhalb der Gemeinde. Das Areal wäre groß genug, auch einen zweiten Wagon für eine weitere Naturkindergartengruppe aufzustellen“, meint der Bürgermeister. „Wir müssen jedoch zuerst sowohl die eigenen, gemeindeinternen Bedarfe erfüllen als auch dieses noch junge Angebot weiterentwickeln und etablieren“, gibt Wessels zu bedenken. Zum Beispiel bestünden Ideen des SV Wittighausen und der Nabu-Ortgruppe für Kooperationsaktivitäten mit dem Naturkindergarten.
Vor allem stelle die Zukunft des Kindergartens „Allerheiligen“ und dessen Kapazitäten an sich eine immense Herausforderung und „Mammutaufgabe“ für die Gemeinde Wittighausen sowie die weiteren Verantwortlichen dar. Hierzu hat der Gemeinderat nach ausführlicher Beratung, Diskussion und Abwägung im November einstimmig beschlossen, den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie zu vergeben, in der verschiedene Möglichkeiten – Anbau, Aufstockung oder Neubau und Auslagerung der Kita – als detaillierte Entscheidungsgrundlage geprüft und kalkuliert werden sollen. Zudem ist beabsichtigt, dass diese Studie auch ein Nachnutzungskonzept für das bestehende Gebäude beinhaltet, sollte eine Auslagerung der Kindergartengruppen in einen Neubau erfolgen.
„Ein ausreichende Kindergartenbetreuung ist nicht nur einer der größten Posten im Kommunalhaushalt und Pflichtaufgabe der Gemeinde, sondern besonders auch Herzenssache sowie eine der wichtigsten Infrastrukturen und attraktivsten Standortfaktoren“, unterstreicht Bürgermeister Marcus Wessels.
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