Unterwittighausen. Mit einem symbolischen Spatenstich erfolgte am vergangenen Freitag der offizielle Baustart für die Neuansiedlung des Gewerbebetriebs „Wachtelland“ auf Gemarkung Unterwittighausen.
Jahresumsätze im siebenstelligen Bereich, Zehntausende versendete Pakete im Jahr bundesweit und mit Exporten in mehrere dutzend Länder international sowie ein rund 50-köpfiges Mitarbeiterteam – die Geschichte des gerade einmal vor etwa zehn Jahren begonnenen Startups der beiden Jungunternehmer Michael Volk und Nico da Silva mit einem Wachtelbedarfsvertrieb erscheint geradezu fabelhaft.
Am Gründungs- und Stammsitz in Obersulm (Landkreis Heilbronn) ist das ungewöhnliche Unternehmen mit seiner schier sensationell rapiden und massiven Entwicklung längst an seine räumlichen Kapazitätsgrenzen gestoßen. Deshalb beabsichtigen die beiden jungen und enorm findigen Erfolgsunternehmer, den gesamten Firmensitz inklusive Vertrieb, Lager, Logistik und Verwaltung in das dazu von der Gemeinde Wittighausen am westlichen Ortrand von Unterwittighausen ausgewiesene und erschlossene Gewerbe- und Sondergebiet umzusiedeln (wir berichteten mehrmals). Zusätzlich sollen in einem „Wachtelland- Gourmet-Shop“ und in einem Bistro-Restaurant kulinarische Wachtelspezialitäten angeboten sowie eine Wachtelzucht mit Besichtigungsmöglichkeiten und eine Lebensmittelproduktion betrieben werden.
Schon als Kind habe er sich sehr für Wachteln interessiert und als Jugendlicher in seiner Realschulzeit Wachteleier verkauft, bevor er vor zehn Jahren gemeinsam mit Nico da Silva den Onlinevertrieb für Wachtelbedarf begonnen habe, erinnerte sich Michael Volk bei dem Festakt zum offiziellen Baustart des neuen „Wachtellandes“.
„Nachdem Bürgermeister Wessels auf unsere Interessensbekundung und Anfrage im Sommer 2019 sehr prompt reagiert hatte, stand für uns eigentlich sofort fest, dass wir hier vor Ort bauen wollen“, berichtete Volk stellvertretend für beide Firmeninhaber. Zugleich dankte er neben den Investoren und Kooperationspartnern insbesondere dem Rathauschef, der Verwaltung und dem Gemeinderat der Gemeinde Wittighausen für die Beschaffung und Erschließung eines zur Verfügung gestellten Baugrundstücks. „Ohne dieses große Engagement gebe es dieses Projekt mit einem Investitionsvolumen in Höhe von rund elf Millionen Euro hier nicht“.
„Die Gemeinde hat den großen Schritt gewagt, in Vorleistung zu gehen und einen Bebauungsplan für ein Sondergebiet aufzustellen, denn Wachtelzucht in dieser Dimension ist nicht überall in einem üblichen Gewerbegebiet möglich“, erklärte Michael Volk. Äußerst positiv für die Standortwahl habe sich zudem die günstige Verkehrsanbindung der Gemeinde Wittighausen und deren Nähe zur BAB 81 ausgewirkt.
„Wer investiert, hat Vertrauen in die Zukunft“, betonte Wolfgang Reinhart angesichts der enormen Investitionssumme. „Dieses Projekt ist eine Stärkung des ländlichen Raums sowie Investition in die Zukunft und in diesen Standort im Gemeindegebiet Wittighausens.“
„Es gab einige Steine, die im Weg lagen und erst beseitigt werden mussten“ konstatierte der Landtagsvizepräsident und Wahlkreisabgeordnete ebenso wie Unternehmenschef Volk in Anbetracht der rund 14 Monate langen Zeit von der Beantragung bis zur Erteilung einer Baugenehmigung.
„Wir müssen sicherlich Standards abbauen, um den Wirtschaftsstandort im Land zu stärken sowie Genehmigungsverfahren zu erleichtern und zu beschleunigen“, bekräftigte Reinhart. „Sie verbinden Ökonomie und Ökologie und bereichern damit unsere Heimat“, unterstrich er an die beiden Firmeninhaber gerichtet, denen er für den Mut zu diesem wagendem Investitionsschritt und ambitionierten Projekt beglückwünschte.
Wichtig für die Region
Ihre Freude, dass sich ein auf dem nationalen und sogar internationalen Markt fest etabliertes Wachtelbedarf-Unternehmen im Main-Tauber-Kreis und in dessen nach Einwohnern kleinsten Gemeinde ansiedelt, drückten ebenfalls Landrat Christoph Schauder und Bürgermeister Marcus Wessels aus, die von einem schwierigen und sehr komplexen Baugenehmigungsverfahren sprachen. „Es gibt gesetzliche Vorgaben, die wir als Genehmigungsbehörde beachten und umsetzen müssen. Das ist gerade bei Projekten der Tierhaltung manchmal nicht ganz einfach. Aber ich denke, es hat sich gezeigt, dass wir pragmatisch an die Sache herangehen und versuchen, Projekte zu ermöglichen anstelle zu verhindern. An der ein oder anderen Stelle geht es etwas schneller und an anderen dauert es etwas länger“, meinte Schauder.
„Das Wachtelland ist vor allem auch für die Biomusterregion Main-Tauber ein Aushängeschild und für unsere Gemeinde das bislang größte Gewerbeprojekt, das zudem mindestens 50 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen wird“, hob Wessels hervor.
Auf dem rund 35 000 Quadratmeter großen Grundstück seien inzwischen 27 000 Kubikmeter Erdmassen zur Bauvorbereitung bewegt worden, teilten Projektplaner Danny Hock, Projektplaner Michael Braun und Geschäftsführer Helmut Brückner von der Deutschen Projektbau aus Alzenau mit. Die Fertigstellung des Gebäudekomplexes kündigten sie für voraussichtlich Frühjahr 2024 an.
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