Sind nach nur 20 Jahren die Windräder schon so alt, dass sie weg müssen? Das war die erste Frage, die ich mir gestellt hatte, als ich vom Vorhaben des „Repowering“ im Windpark Höhefeld hörte. Die Anlagen haben damit eine kürzere Laufzeit als mein Kühlschrank. Und der ist nicht einmal ein Markenprodukt. Haben sich die Anlagen tatsächlich schon amortisiert? Oder spielt die wegfallende Förderung dabei eine Rolle? Geht es wieder nur um Profit oder tatsächlich um die dringend erforderliche Energiewende? Und was ist mit der Nachhaltigkeit der bestehenden Anlagen, wenn selbst die Fundamente ausgegraben und erneuert werden müssen? Jetzt gilt es, viele solcher Fragen zu beantworten – und nicht nur in nichtöffentlicher Sitzung. Denn die Bürger müssen „mitgenommen werden“– wie es so schön heißt. „Geheim“ ist das Vorhaben nämlich schon lange nicht mehr. Inzwischen pfeifen es die Spatzen selbst in Sonderriet oder Nassig vom Dach. Gut, dass die Stadt Veranstaltungen in den betroffenen Orten durchführen will. Den Einsatz eines „Energie-Mediators“ oder Moderators, der zwischen betroffenen Bürgern und Bauherren vermitteln soll, halte ich auf jeden Fall für klug – ist aber sicher nicht das alleinige Allheilmittel.
Die alten Anlagen (140 Meter hoch) sollen demontiert werden. Mit 250 Metern Höhe sollen dann richtige Megaanlagen gebaut werden – die größten in Deutschland übrigens. Vielleicht könnte man das ja als touristische Attraktion vermarkten? Nach dem Motto: „Wir haben zwar nicht die Meisten aber dafür die Größten!“
Den umliegenden Einwohnern der Ortschaften ist allerdings seit Tagen nicht zum Lachen zu Mute. Sie haben große Sorge, dass die Beeinträchtigung durch Schall und Schattenwurf deutlich zunehmen wird, beispielsweise im Neubaugebiet in Dietenhan, das vor 20 Jahren noch nicht einmal ausgewiesen war.
Ich fahre fast täglich direkt an dem Park vorbei. Wenn sich vier der 14 Räder drehen, ist das schon richtig viel. Die neuen Anlagen sollen jedoch die vielfache Leistung bringen. Wieso ist die überhaupt nötig, wenn die „alten“ Räder eh die meiste Zeit stehen? Es gibt Fragen über Fragen. Will die Juwi bauen, muss sie die – und viele mehr – ehrlich beantworten.
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