FN-Serie

Einstiger Prior von Bronnbach war nicht zimperlich

Als die Zentgerichte für Ordnung und Frieden in den Wertheimer Dörfern sorgten

Von 
Michaela Grund
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Wertheim. In unserer FN-Serie erzählt Michaela Grund Geschichten über die Wertheimer Zentgerichte, die vor einigen Jahrhunderten für Frieden und Ordnung in den Dörfern sorgten. Diesmal ist der Prior von Bronnbach einer der Übeltäter.

In der Zeit um 1600 wurden in den Gerichtsakten des Wertheimer Zentgerichts zahlreiche Personen aus den Grafschaftsdörfern als Täter aktenkundig. Häufig ging es in den Auseinandersetzungen, wie auch die bereits geschilderten Fälle gezeigt haben, um Ehrverletzungen und leichtere Gewaltdelikte.

Allerdings wäre es falsch, hierbei von der Annahme auszugehen, dass es lediglich die Angehörigen unterer Schichten waren, die als Täter vor dem Zentgericht landeten. Man darf den unteren Gesellschaftsschichten beziehungsweise den weniger angesehenen Personengruppen nicht zwangsläufig eine höhere Konfliktbereitschaft vorwerfen. Mitunter waren auch die Schöffen des Zentgerichts, ein Schultheiß oder sogar der Vertreter der Geistlichkeit in eine Auseinandersetzung verwickelt. Zum Teil verlief der Tathergang dann auch unter Einsatz von Waffengewalt, so wie ein Fallbeispiel aus dem Jahr 1593 zeigt:

In einem Zentgerichtsprotokoll berichtete Georg Keyser aus Lindelbach, dass es im Zuge eines Schiedsgerichts in dem Dorf Höhefeld zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gekommen war. Involviert in die gewaltsame Konfrontation waren sowohl die Höhefelder Männer Andreas Endersen, Veit Ditmer sowie Hans Hörner, als auch der Prior der Zisterzienser-Abtei des Klosters Bronnbach. Letzterer fungierte in seiner Funktion als Prior als Vertreter des Abtes. Im Jahr 1593 dürfte Sebastian Udalrici (Ulrich) Prior des Klosters Bronnbach gewesen sein. In den Gerichtsakten wird sein Name nicht erwähnt.

Schlägerei

Der genaue Tathergang ist nur schwer rekonstruierbar. In den Protokollen wird jedoch geschildert, dass der Prior mit den drei Höhefeldern in eine Schlägerei verwickelt war und der Würdenträger im Verlauf der Konfrontation auch einen Hammer als Waffe zum Einsatz brachte.

Glücklicherweise hatte sich hierbei keiner der Kontrahenten eine schlimmere Verletzung zugezogen, so dass die Schöffen die Übeltäter gleichermaßen zu einer Geldstrafe verurteilten.

Nach dem Tod des Abts wurde Sebastian Udalrici im Übrigen zu dessen Nachfolger gewählt. Udalrici fiel in der Folgezeit jedoch abermals durch negatives Verhalten auf: Im Auftrag des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter wurde Abt Sebastian aufgrund wirtschaftlicher Probleme des Klosters und seines offenbar zweifelhaften Lebenswandels zum Rücktritt bewegt (vgl. dazu: Scherg, Leonhard: der Anteil des Ordens an der Wiederherstellung der tauberfränkischen Zisterzienserabtei Bronnbach zwischen 1573 und 1654).

In gewisser Weise stellt der Fall des Bronnbacher Priors in der Zeit um 1600 schon eine Ausnahme dar. Zwar finden sich Vertreter aller dörflicher Schichten vor dem Gericht wieder, die Kriminalitätsrate kirchlicher oder politischer Würdenträger war insgesamt eher gering. Gerieten sie aber mit dem Gesetz in Konflikt, so machten die Schöffen am Zentgericht bezüglich der Urteilsfindung keine Unterschiede im Vergleich zu den anderen gesellschaftlichen Schichten in den Grafschaftsdörfern und verhängten das für das jeweilige Vergehen übliche Strafmaß.

Prinzipiell bemühten sich die Schöffen am Zentgericht um eine möglichst einfache und vor allem gerechte Urteilsfindung, um so auch den Frieden in den Dörfern wiederherzustellen.

Der Friedenswahrung in den Dörfern dienten auch gemeindliche Einrichtungen, aber ebenso bestimmte Verhaltensweisen (wie etwa das „frieden bieten“, von dem schon berichtet wurde) der Dorfbewohner.

Thema : Kloster Bronnbach

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