Werbach. Mehr Baumarten für bessere Klimaresilienz, Verbiss durch Wild eindämmen, den Nadelholzanteil auf 20 Prozent reduzieren, mit hohen Ausfällen besonders bei Nadelholz und damit nachfolgender Aufforstung rechnen – so lautet das generelle Resümee von Forsteinrichter Sebastian Stengeli. Er stellte am Dienstagabend dem Werbacher Gemeinderat die Forsteinrichtungserneuerung vor. Dieses Werk dient als Leitfaden für alle notwendigen Arbeiten der kommenden zehn Jahre, um den Waldbestand für zukünftige Generationen zu sichern, den Erholungsfaktor des Waldes zu erhalten und dennoch ein forstwirtschaftlich attraktives Ergebnis erzielen zu können.
Diese Langfriststrategie fußt auf einer aktuellen Bestandsanalyse. Darin wurde festgestellt, dass der Douglasien- und Küstentannenbestand (trotz Befall) um zwei Prozent zunahm und im Gemeindewald rund ein Drittel Nadelholz vorfindet. Erfreulich sei der hohe Eichen- und Laubgehölzanteil mit inzwischen 22 Prozent. Dies würde schon jetzt einen wichtigen Beitrag zum Aufbau eines klimastabilen Waldes leisten. Dem Werbacher Gemeindewald attestierte Stengeli aufgrund der bereits vorhandenen Baumartenfülle ein gutes Potenzial. Er bescheinigte der anwesenden Revierleiterin Selina Utz „ein gutes Händchen für die Vielfalt im Wald“. Dennoch sollen in Zukunft weitere klimaresiliente Sorten, wie die Elsbeere oder Edelkastanie noch stärker Einzug halten.
Allerdings zeigt die vorangegangene Inventur auch auf, dass bei Baumarten wie Eiche, Ahorn, Esche oder Linde inzwischen ein starker Verbiss zu verzeichnen ist. Stengeli und auch die Kreisforstamtsleiterin Marieke Plate sprachen von einem alarmierenden Signal und besorgniserregendem Zustand. „Das sind Zahlen, die ich so bisher sehr selten gesehen habe“, sagte Stengeli. Beide Fachleute verwiesen auf die immens hohen Kosten für Neuanpflanzungen, wenn eine Naturverjüngung nicht stattfindet.
Festgestellt wurde auch, dass der Totholzanteil deutlich angestiegen sei, was den Bestand aus ökologischer Sicht attraktiver mache.
Zum Vollzug der letzten zehn Jahre sagte der Forsteinrichter, dass man beim Holzeinschlag mit 105 Prozent zum Plan eine Punktlandung erzielt habe. Pro Jahr habe die Forstwirtschaft im Schnitt 50 000 Euro Erlös in Werbach erbracht.
Für die Zukunft
Vorgesehen ist, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um den Gemeindewald noch deutlich klimaresistenter aufzustellen. Der Verjüngungszugang soll bei 29 Hektar deutlich über dem der vergangenen zehn Jahre liegen. Pflanzung soll auf rund zwölf Hektar vorgenommen werden. Der Anteil der klimaresilienten Baumarten soll ausgebaut werden. Der Hiebsatz (Holzernte) ist für die kommenden zehn Jahre mit 31 843 Festmetern und damit etwas unter dem tatsächlichen Ergebnis der letzten zehn Jahre festgelegt. Das sind etwa 5,1 Kubikmeter pro Hektar und Jahr.
Einig waren sich Plate und Stengeli, dass in Zukunft mit einer Häufung von Extremereignissen zu rechnen sei, die sich im Wirtschaftsplan niederschlagen werden. Die Kosten für den Anbau, die Jungbestandspflege und Schutzmaßnahmen werden steigen. Sie sind aber, genauso wie die Einbringung klimaresilienter Baumarten, auf lange Sicht eine wichtige Investition in einen zukunftsfähigen Wald.
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