Gemeinderat

Mit Artenvielfalt dem Klimawandel begegnen

Forsteinrichtungswerk 2024 bis 2033 vorgestellt. Prognosen angesichts der Rahmenbedingungen schwierig

Von 
Peter D. Wagner
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Das neue Forsteinrichtungswerk 2024 bis 2033 für den Stadtwald Grünsfeld präsentierten Jan Heimer (Forstsachverständiger), Patrick Hallhuber (stellvertretender Kreisforstamtsleiter) und Christian Hofmann (Leiter des Forstamtsreviers „Grünbach“) dem Gemeinderat. © Peter D. Wagner

Grünsfeld. Die Präsentation des neuen Forsteinrichtungswerks 2024 bis 2033 für den Stadtwald Grünsfeld stand im Mittelpunkt einer öffentlichen Sitzung des örtlichen Gemeinderates im Rathausaal.

„Die Forstbetriebsfläche des Stadtwaldes Grünsfeld hat sich gegenüber dem bisherigen Werk kaum verändert“, berichtete Jan Heimer, Forstsachverständiger aus Otzberg (Landkreis Darmstadt-Dieburg), der im Auftrag der Oberen Forstbehörde das neue Einrichtungswerk erarbeitet hatte und es gemeinsam mit Patrick Hallhuber, stellvertretender Kreisforstamtsleiter, sowie Christian Hofmann, Leiter des Forstamtsreviers „Grünbach“, vorstellte.

Die Holzbodenfläche weist einen leichten Rückgang auf, während die Nichtholz-Bodenflächen etwas zugenommen haben. In dem noch gültigem Forsteinrichtungswerk 2014 bis 2023 wurde ein Hiebsatz von knapp über 19 000 Festmetern geplant, der sich aus verschiedenen Gründen mit etwa 20 000 Festmetern um circa fünf Prozent mäßig erhöht hat. Das durchschnittliche Betriebsergebnis war in diesem Zeitraum mit einem jährlichen Überschuss von rund 12 000 Euro leicht positiv.

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Dominierend im Stadtwald Grünsfeld sind Laubhölzer mit einem 65-prozentigen Anteil, während der Nadelbaumanteil in den letzten zehn Jahren um drei auf rund 35 Prozent zurückging. Prägende Baumarten sind Traubeneiche (circa 25 Prozent) und Buntlaubhölzer (24 Prozent) bei den Laubbäumen sowie Kiefer (15 Prozent) und Douglasie (14 Prozent) bei den Nadelbäumen. Der Fichtenanteil hat sich in einer Dekade von fünf auf nur noch ein Prozent drastisch reduziert.

Ein betrieblicher Schwerpunkt liegt in den hohen Altersklassen, in denen sich viele der großflächigen Eichen- und Kiefernbestände befinden, weshalb die Verjüngung im Fokus steht. Einen weiteren Kernpunkt der Durchforstung bilden jüngere Bestände zumeist im Alter von 41 bis 60 Jahren. Dort haben auch Douglasien große Flächenanteile.

In Folge des Klimawandels verschiebt sich das Spektrum geeigneter Baumarten immer weiter in Richtung wärme- und trockenheitstoleranter Arten. Neben dem dadurch weitgehenden Verschwinden der Fichten aus dem Grünsfelder Stadtwald zeigen etliche Baumarten wie etwa Buchen Schäden oder Erscheinungen des Absterbens. Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen sollten die vorkommenden, mutmaßlich besser angepassten Baumarten wie Eiche, Linde, Hainbuche, Elsbeere, Spitzahorn und Feldahorn zusätzlich gefördert sowie zugleich auf kleiner Fläche testweise neue Baumarten eingebracht werden.

Die Naturverjüngung bezeichneten Heimer, Hallhuber und Hofmann als „kostenloses Geschenk der Natur“. Bei entsprechender Qualität und Baumartenzusammensetzung sei sie Ausgangsbasis für die nächste Waldgeneration. Im Mittel der heute über 60-jährigen Bestände habe sich die Naturverjüngung auf 45 Prozent der Flächen etabliert. „Insbesondere die Bunt-Laubholzarten verjüngen sich gut, häufig auch unter den alten Eichen-Mischwäldern“, resümierten die drei Fortsexperten.

Im Rahmen der neuen Forsteinrichtung hat die Stadt Grünsfeld für die kommenden zehn Jahre folgende Ziele formuliert: Der Stadtwald wird sowohl unter ökologischen als auch ökonomischen Aspekten nachhaltig, multifunktional und naturnah bewirtschaftet.

Die Bewirtschaftung verfolgt primär die Absichten, das Waldökosystem als Ganzes dauerhaft zu erhalten sowie alle Wald- und Schutzfunktionen möglichst gleichrangig zu gewährleisten. Zu diesen Funktionen zählen insbesondere Klima- und Immissionsschutz, Wasser- und Quellschutz, Biodiversität, Landschafts- und Naturschutz sowie Erholungsnutzung.

Das Alt- und Totholzkonzept soll künftig als „vorsorgendes Schutzkonzept“ umgesetzt werden. Gleichzeitig wird über die Jahre ein im Durchschnitt ausgeglichenes Betriebsergebnis angestrebt.

Die Stadt Grünsfeld und Privatwaldeigentümer erklären sich bereit, Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt in ihren Wäldern zu finanzieren. Dazu zählt insbesondere der Umbau klimalabiler Waldbestände. Der Fokus liegt dabei auf der Einbringung klimaanpassungsfähiger und trockenresistenter Baumarten im Sinne einer Risikostreuung sowie -minimierung. Bereits vorhandene Naturverjüngung aus Baumarten mit ungünstiger Klimaprognose wird zwar als Zwischengeneration mit verkürzter Umtriebszeit fortgesetzt, jedoch wo möglich mit klimaresilienten Mischbaumarten angereichert. Eine weitere Erhöhung des Eichenanteils ist denkbar, sich bietende Verjüngungschancen sollten hingegen wahrgenommen werden.

In diesem Zusammenhang sind angepasste Wildbestände ein sehr wichtiger Faktor, um das bereits vorhandene Baumartenspektrum der Naturverjüngung nutzen zu können. Das Gleiche gilt im Bereich von Kulturflächen, bei denen die Kosten für Schutzmaßnahmen und gegebenenfalls erforderliche Nachbesserungen sowie etwaige Qualitätseinbußen des Pflanzguts in einem vertretbaren Maß zu halten sind. Auch in den nächsten zehn Jahren weiter fortsetzen möchte die Stadt Grünsfeld die derzeitige interkommunale Waldzusammenarbeit mit den beiden Gemeinden Großrinderfeld und Wittighausen.

„Für Prognosen über die nächsten zehn Jahre lassen sich keine belastbaren Aussagen treffen, da sie durch viele Faktoren wie Kosten, Löhne und Preise sowie Kalamitäten, Erkrankungen, Schädlinge, Dürreschäden und andere aus dem Klimawandel resultierende Folgeschäden mit enormen Unsicherheiten behaftet sind“, gab neben den drei Forstexperten auch Bürgermeister Markert in einem Ausblick zu bedenken. „Um diesen Risiken zu begegnen, werden wir großen Wert auf eine möglichst hohe Baumartenvielfalt und einen vielfältigen Strukturreichtum in unseren Wäldern legen“, unterstrich der Rathaus-Chef.

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