Niklashausen-Werbach.. „Wow, was für ein toller Anblick. Das ist das schönste Geschenk, welches Sie ihrem Bürgermeister machen können – eine volle Pfeiferhalle“, lobte der Vizepräsident des Landtags, Wolfgang Reinhart, das Interesse der Bürger am Neujahrsempfang der Gemeinde Werbach. Schließlich war es auch die erste Veranstaltung dieser Art, die der im vergangenen Sommer gewählte Bürgermeister Georg Wyrwoll ausrichtete. Er wartete dann auch gleich mit einer Neuerung auf: der Ehrung junger Menschen, die sich herausragend engagieren (siehe weiteren Bericht).
Doch zuvor richtete Wyrwoll das Wort an alle Anwesenden. Er bezeichnete – frei nach Antonio Gramsci – die krisenbehaftete Zeit als „Interregnum“, also eine Zeit, in der alte Gewissheiten sterben und das Neue noch nicht zur Welt gekommen sei. Wyrwoll sprach von Zeitenwende und epochalen Herausforderungen. In Bezug auf Artikel 72 des Grundgesetzes (Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse) sagte er: „Nicht nur das ÖPNV-Angebot im Ballungsraum und hier in der Fläche sind ganz unterschiedlich. Neben Innovationen, Projekten und Initiativen stehen Leerstand und schrumpfende Dörfer. Neben Stadtbourgeoisie, Latte-Macchiato-Experten und Balkonpflanzenliebhabern gibt es hier echte Streuobstwiesenbesitzer und Landwirte, die für unser aller täglich Bort sorgen.“ Er lobte das Landleben als hoch attraktiv. „Wir haben Raum, engagierte Menschen und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.“ Doch er mahnte auch, dass nicht mehr ausreichend Geld zur Verfügung stünde, um alle Begehrlichkeiten zufriedenstellen zu können. Dennoch werde die Kommune eine Million Euro jährlich in die Kinderbetreuung investieren. Im Bereich Tourismus wolle man an einer stärken Sichtbarkeit arbeiten. Dafür habe es bereits einen Runden Tisch mit allen Beteiligten gegeben.
Wolfgang Reinhart schlug in seiner Rede den Bogen von der Freiheitsbewegung des Pfeiferhannes zu den erhofften goldenen 2020-er Jahren, „die nun deutlich ruppiger geworden sind“. Er beschrieb die Fülle an Herausforderungen und den Druck auf die Demokratie durch den Vertrauensverlust. Reinhart erinnerte daran, dass vor 75 Jahren das Grundgesetz unterzeichnet wurde und brachte seine Hoffnung auf ein weiteres Sommermärchen zum Ausdruck.
Landrat Christoph Schauder versprach, dass der Breitbandausbau vorangehen werde, Kreisstraßen erneuert und der Bau des beruflichen Schulzentrums Wertheim im Focus stehen. Er machte aber auch deutlich, dass Investitionen mit Köpfchen angegangen werden müssen und nicht mehr als zwei große Maßnahmen umgesetzt werden können.
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