Ahorn. „Ich stehe mit stolz geschwellter Brust hinter unserer tollen Gemeinde“, verkündete Bürgermeister Benjamin Czernin natürlich im Brustton der Überzeugung am Ende seines Jahresrückblicks beim Neujahrsempfang im Dorfgemeinschaftshaus im Ortsteil Buch. Dass dies keine leeren Worte waren, dokumentierte er umgehend sehr anschaulich: Unter den staunenden Augen der zahlreichen Gäste trat er hinter seinem Rednerpult hervor, warf salopp seine Krawatte über die Schulter, knöpfte sein Hemd auf und präsentierte unter viel Jubel und Applaus sein Unterhemd, auf dem auf sprichwörtlich breiter Brust das Ahornwappen prangte.
Zuvor schüttelte er gemeinsam mit seiner Partnerin zahlreiche Hände, wünschte den Gästen viel Zuversicht für das neue Jahr und nahm ebenso die besten Wünsche entgegen.
Weichen gestellt
Unterhaltsam und informativ, nachdenklich stimmend und humorig ließ er in seiner mit Bildern visualisierten Ansprache das vergangene Jahr Revue passieren und führte somit den Besuchern vieles wieder in Erinnerung. Beginnend mit dem Neujahrsempfang des Vorjahres informierte der Rathauschef über Baumaßnahmen wie die Schaffung neuer Räumlichkeiten im Rathaus, die Sanierung der Turn- und Festhalle in Hohenstadt oder die Fertigstellung der Baugebiete ebendort sowie in Eubigheim. Schmunzelnd rührte er kräftig den Werbeblock für den „unbezahlbaren Blick.“ Weitere Bau- und Verschönerungsarbeiten werteten im Zuge des 1250-Jahr-Jubiläums Schillingstadts, das die Bevölkerung über das ganze Jahr hindurch begleitete, dessen Ortsbild auf. Ausdrücklich lobte er Festkomitee und Dorfgemeinschaft für die vielfältigen Aktivitäten, deren Highlight das Festwochenende zu Pfingsten bildete. „Was hier geleistet wurde, ist aller Ehren wert.“
Darüber hinaus wertschätzte er insgesamt den breiten, in der Kommune angelegten, ehrenamtlichen Einsatz zum Wohle der Gemeinschaft. „Was wären wir ohne die vielen Vereine?“, um gleich bereichernde Beispiele vereinlichen Engagements zu nennen wie etwa die Neugestaltung des Spielgeländes im Familienbad, die Einweihung der DOSB-Sportbox am Sportgelände des FC-Eubigheim oder beim Kinderferienprogramm mit seiner interessanten Angebotspalette. Ob Seniorenausflug, das Aufstellen eines bestens frequentierten Eisautomaten, die Teilnahme am Stadtradeln, der Besuch der Partnergemeinde aus dem bretonischen Plesder, die Verabschiedung von Eubigheims langjährigem Ortsvorsteher Roland Englert nebst Verpflichtung seines Nachfolgers Bernhard Offner, die Inbetriebnahme des Service-Centers der Firma Kärcher oder jüngst der Tag der offenen Tür im Dorfengel in Berolzheim zeugten von einer gut für die Zukunft aufgestellten Kommune, einem regen Gemeindeleben, geprägt von Engagement und Zielstrebigkeit sowie dem Willen etwas zu bewegen.
Auch seine persönliche Situation gehöre zum Jahresrückblick, so der Rathauschef und bedankte sich für die liebevollen, wohlmeinenden Genesungswünsche, die ihn nach Bekanntwerden seiner Erkrankung erreichten.
Zudem ging er auf die die Nation beschäftigenden Proteste der Bauern und des Mittelstands ein, die auch in der Gemeinde und Region durch viele Aktionen spürbar seien und sinnbildlich für das große Ganze stünden. „Neue Gesetze, viele Regelungen, die uns die Arbeit erschweren und uns den Kopf schütteln lassen“, dies mache das Leben in einer krisengeprägten Zeit nicht einfacher und müsse nicht sein, so seine klare Botschaft.
Abschließend dokumentierte er anhand der Statistik, dass es sich in Ahorn gut leben lasse. Die Kommune sei attraktiv und lebenswert, denn „bei der Einwohnerzahl geht es mit kleinen Schritten nach oben.“
Grußworte
Beeindruckt vom Rückblick griff Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart das gute Miteinander, den „guten Geist“, innerhalb der Gemeinde auf und betonte insbesondere die Bedeutung der „nicht hoch genug einzuschätzenden Städtepartnerschaft Ahorn - Plesder.“ Vor dem Hintergrund kriegerischer Auseinandersetzungen, auch mitten in Europa, seien Aussöhnung mit Frankreich ein hohes Gut und gleichsam Mahnung. Gerade Städtepartnerschaften mit ihren daraus resultierenden Freundschaften käme hierbei eine wichtige Rolle zu. Gut aufgestellt sei Ahorn bezüglich erneuerbarer Energien und leiste einen wichtigen Beitrag in Sachen Klimaneutralität. Auch gelte es die gute Verkehrsanbindung zu nutzen. Hier appellierte er an Grundstückseigentümer ihrer Verantwortung nachzukommen und Flächen für Gewerbeansiedlung zur Verfügung zu stellen, damit sich Ahorn weiterhin gut entwickle und prosperiere.
Trotz Herausforderungen blickte Landrat Christoph Schauder optimistisch in die Zukunft. Der Chef des Landkreises „der Weltmarktführer, der Energiewende und des Radwegebaus“ wertschätzte den Zusammenhalt der Kreisgremien, der auch in der Einstimmigkeit der Verabschiedung des Kreishaushalts zutage getreten sei. So könne man wichtige Weichen für die Zukunft stellen.
Deutlich appellierte er in Richtung Stuttgart und Berlin, dass in Sachen Energiewende „ganz viel da ist.“ Der Kreis werde seiner Verantwortung diesbezüglich nachkommen, wolle aber, wenn es um Baugebiete und dergleichen gehe, nicht um jeden Quadratmeter mit den zuständigen Ministerien kämpfen müssen. „Die Menschen brauchen das Gefühl eines Mehrwertes, dann stößt die Energiewende auf Zustimmung.“ Dekan Rüdiger Krauth von der evangelischen Kirchengemeinde stellte die Zuversicht, die der christliche Glaube schenke, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Dessen Hoffnung beflügle und vertreibe die Griesgrämigkeit. Ebendies veranschaulichte Pater Bernard von der katholischen Pfarrgemeinde mit seinem dynamischen, einfühlsam und nachdrücklich zugleich vorgetragenen Lied. Mit „Du bist mein Halt in rauer See“, ermunterte er die Gäste in stürmischen Krisen auf Jesus als Leuchtturm zu schauen.
Blutspender geehrt
Halt in rauer See, sprich bei Krankheit, Unfällen oder Operationen geben auch die drei Lebensretter, die von Czernin im Rahmen des Neujahrsempfangs gewürdigt wurden. Jeweils 50-mal spendeten Sieglinde Beil aus Berolzheim, Martin Albrecht aus Buch sowie Carmen Ihle aus Eubigheim Blut und halfen mit jeder Spende mehreren Menschen, „denn jede Spende wird in bis zu drei Präparate aufgeteilt.“ Czernin ermunterte im Sinne des Generationenvertrags junge Menschen diesem Beispiel zu folgen.
Musikalisch gestaltet wurde der Nachmittag vom Gesangverein „Frohsinn“ unter Leitung von Viktor Schwarz sowie dem Posaunenchor unter Leitung von Kurt Meyer, wobei ersterer Frühlingsgefühle ins triste Wetter zauberte und letzterer beim Badnerlied den Saal zum Beben brachte.
Derart zuversichtlich gestimmt ging der Empfang, bei dem sich das Miteinander wie ein roter Faden durch die Ansprachen zog, durch nette, lockere Gespräche über ins gesellige Miteinander.
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